„Vor mir liegt eines der besten deutschsprachigen Debüts, die ich bis jetzt mitbekommen habe“, schrieb Thees Uhlmann einst über Jona Steinbachs Erstlingswerk SICH FREUEN BEI 150. Nun meldet sich der junge Kölner wieder zurück, um der Welt mit ALLES NEGIEREN seinen neuesten Streich zu servieren.
Schritte im Regen und vorbeifahrende Autos im Auftakt „Kugel“ deuten schon auf den realistischen Anstrich des Albums hin. Generell schafft die Platte es, den gefährlichen Spagat zwischen ‚verträumt’ und ‚geerdet’ zu meistern. Fantasievoll die musikalische Untermalung, mal ruhig mit dunklem Piano, Streichern und leiser Trompete wie in „In den Gedanken“ und „Ein Tanz“. Die Liedermacherqualität Steinbachs spiegelt sich in den wahren und auf den Punkt gebrachten Texten, manchmal optimistisch, manchmal desillusionierend wider. Ob nun in einen pathetischen Balladenkontext gepresst oder als versöhnlichen, sommerlich- verregneten Song serviert – Herr Steinbach beherrscht das ausbalancierte Texten und Musizieren. Glanzpunkte dieses ohnehin guten Albums sind der poppige Namensgeber „Alles Negieren“, in bester 80er-Synthe-Tradition zum Mittanzen und –grölen gemacht, sowie die herrliche Abrechnung mit der hedonistisch-liberalen Pseudo-Bourgeoisie unserer Tage in „Du sagst mir immer nur, dass du mich liebst wenn (…)“.
ALLES NEGIEREN ist abwechslungsreich produziert, warm und optimistisch. Die Texte hingegen erscheinen zuweilen angenehm zynisch. Wahre und kritische Episoden, die einen nicken lassen und einem hier und da aus der Seele sprechen. In bester liedermachender Küchenkonzert-Tradition gleitet das Album durch den Gehörgang direkt in Herz und Hirn. Nur dass der einsamen Gitarre hier noch feinste Elektronika anhängen. Auch Streicher sowie hier und da einige Trompeteneinschübe heben das Album in manchmal fantastische Sphären – bevor die Alltagsgeräusche und die Texte einen wieder unvermittelt in die Realität setzen. Dennoch immer weit entfernt vom gewohnten deutsch-melancholischen Lamento. Äußerst hörbar.
VÖ 19.03.10 Cobretti/ Broken Silence
Tracklist:
01. Kugel 8/10
02. In Den Gedanken 8/10
03. Alles Negieren 9/10
04. Ein Tanz 7/10
05. Seite 7/10
06. Es Wird Böse Enden 7/10
07. Spaziergang 7/10
08. – 6/10
09. Du sagst mir immer nur, dass du mich liebst wenn (…) 9/10
10. Mario 7/10
Durchschnitt: 7,5/10
Gesamteindruck: 8/10