Zugegeben gewinnt man mit einer solchen Mischung in der heutigen Zeit eher selten eine Innovationsmedaille. Und auch der Graham Coxon-Lookalike wird sich mit seinem fünften Langspieler (inklusive in Insiderkreisen gefeiertem Livemitschnitt) keine ans nicht getragene Holzfällerrevers heften.
Dies liegt unter anderem daran, dass alle beteiligten Musiker zu jeder Zeit wissen, was an seinen Platz gehört. Allerdings wirken viele Passagen deshalb beim ersten Hören zu vorhersehbar umgesetzt. So ließ der Nachfolger von THE LINGER KISS eingangs noch vielfach Ecken oder Kanten vermissen, die den Konsumenten bewusster hinhören lassen.
Doch gerade wenn HEART BLEED OUT droht, zur Hintergrundmusik für längere Autofahrten oder entspannte Starbucks-Besuche zu verkommen, offenbart sich der Grund, warum Erik Penny eine größere Bekanntheit verdient hat.
Die Fähigkeit des texanischen Wahlberliners liegt in seinen Texten. Zumal diese auf dem neuen Langspieler durchaus ernsthafte Hintergründe haben. So sorgten der zeitgleiche Tod eines engen Freundes sowie die Geburt der ersten Tochter und deren schwerer Erkrankung für eine Achterbahnfahrt der Gefühle während der Albumproduktion.
Mit den daraus entstandenen lyrischen Kleinoden (z.B. ‚lost her father in Vietnam/and half her brother in Afghanistan’ in „A path we share“) ist es dann doch wieder gut, dass der Familienvater sowie Bassist Markus Runzheimer und Schlagzeuger Earl Harvin wissen, wie man klassischen Songwriterpop mit uramerikanischen Country-Arrangements verbindet. So mischen sich auf insgesamt 14 Anspielstationen Glockenspiel, leise Bläser, Pedal-Steelguitar, Streicher und Chöre. Dabei treffen sie immer wieder textlich auf Naturelemente (Water, Earth, Wind & Fire) und Anleihen an Jack Johnson („High as a ghost“).
Abschließend bleibt festzustellen, dass man früher oder später belohnt wird, wenn man sich die Zeit nimmt, die auch Erik Penny in sein Werk steckt.
Ohr d’Oeuvre: Dance / Heart Bleed Out / Dance / High as a ghost / Dance
VÖ: 24.10.2014 – Blackbird Music (Soulfood)
Tracklist:
01. Heart Bleed Out
02. Flowers & Fire
03. A Path We Share
04. Like Water
05. Another Way of Talking
06. High as a Ghost
07. Girl from Oaxaca
08. Call It Home
09. Springtime
10. Dance
11. Not My Place
12. Old Enemies
13. Feel Love
14. The Meaning
Gesamteindruck:
7,5/10