Als „Balsam für die Seele“ beschreibt das Trio von Chelsy aus Mülheim an der Ruhr sein zweites Album, dessen Songs sich aus diesem Grund als SWEET MEDICINE „wie ein dickflüssiger Hustensaft, der an kalten Wintertagen unsere kratzigen Stimmbänder umschließt“ ins Ohr schmiegen sollen. Fünf Jahre nach ihrem Debüt mit „Chelsy“ wagen sich die drei Musiker an das Schaffen eines adäquaten Nachfolgers.
Dieser beginnt mit einer klaren Ansage in einer dennoch etwas wirren Umsetzung von „Who Needs Words“. Fröhlich plätschert das Album mit Claps in „Paris, Montreal, Rome“ und E-Gitarre weiter, bis es sich in der Mitte tatsächlich als etwas dickflüssig erweist, wenn auch mit ruhiger, klarer Stimme, Akustikgitarre und kleiner Background-Unterstützung. Es scheint jedoch, als hätten die Musiker nur eine kleine Erholungspause von drei Songs wie „For My Friends“ und „Year To Year“ eingelegt, denn nach dem Intermezzo aus minimalistischem Indiepop mit sparsam eingesetzter Gitarre in bester Liedermacher-Tradition, steigert sich die Materie von Chelsy zum Ende der Platte äußerst überraschend mit jedem Song. Ein Highlight des Albums stellt definitiv das lebhafte und indierockige „Discotheques“ dar, das sich doch von den anderen Liedern abhebt. Nach dem schönen und besinnlichen „First LPs“ scheint sich das Album in „Difference“ schließlich selbst zu finden. Zunächst klingt der Einsatz einer balladischen Piano-Streicher-Kombination fast befremdlich, doch die dominanteren Drums deuten auf eine überraschende Wende hin, die auch tatsächlich eintritt und die klassische Ballade plötzlich mit einem Zwist von Violine und Bandoneon fast zauberhaft enden lässt. Der Titel „Difference“ mag vielleicht auch eine zarte Vorausdeutung auf den Hidden-Track-Epilog sein, der elektronisch angehaucht nach fünf Minuten einsetzt und sich wiederum vollständig von den vorangehenden Tracks absetzt.
Oft akustisch, mit klarer Stimme und kaum vorhandenen Drums, mal mit Glockenspiel und einem kleinen E-Gitarren-Riff – und dann wieder ganz anders, wenn auch niemals bombastisch:SWEET MEDICINE besticht durch ein manchmal rockiges, doch immer malerisches Singer-Songwriter-Konzept, mit einem leichten francophilen und -phonen Einschlag. Eigentlich wenig winterlich, sondern besinnlich für eine morgendliche End-September-Stimmung.
VÖ: 29.01.2010 S&V / AL!VE
Tracklist:
01. Who Needs Words 7/10
02. So My World 6/10
03. Paris, Montreal, Rome 7/10
04. Monique 7/10
05. For My Friends 6/10
06. First Letter 6/10
07. Year To Year 6/10
08. Discotheques 7/10
09. First LPs 7/10
10. Difference 8/10
Durchschnitt: 6,7/10
Gesamteindruck: 6/10