TV On The Radio – Nine Types Of Light

Eigentlich hätte das hier eine stinknormale Rezension eines bemerkenswerten Albums einer hochtalentierten Band werden sollen. Eigentlich. Aber wie so oft machen aktuelle Ereignisse der Normalität einen Strich durch die Rechnung. So geschehen bei TV On The Radio, deren Bassist Gerard Smith wenige Tage nach Veröffentlichung von NINE TYPES OF LIGHT im viel zu jungen Alter von 34 Jahren an Krebs verstorben ist. So wird aus einer Rezension leider ein Nachruf – die Band hat umgehend sämtliche Aktivitäten beendet und verständlicherweise auch alle Livetermine abgesagt.

Und dabei hatte das amerikanische SPIN Magazine das Album gerade erst in seine „SPIN‘s 23 spring albums that matter most“ Liste aufgenommen. Zu Recht, wie sich unabhängig von den Ereignissen um Gerard Smith konstatieren lässt. NINE TYPES OF LIGHT ist das mittlerweile fünfte Album der fünfköpfigen Kombo um die Gründungsmitglieder Tunde Adebimpe und David Andrew Sitek seit ihrem 2002er in Eigenregie herausgebrachten Erstling OK CALCULATOR – eine Anspielung auf Radioheads fantastisches OK COMPUTER aus dem Jahre 1997.
Grundgerüst sind die Stimmen von Hauptsänger Tunde Adebimpe und Kyp Malone, roh und unperfekt, mal umgeben von sanften Soundcollagen oder minimalistischen Arrangements, mal untermalt von sattem Groove, mal ordentlich rockend. Das ist Post-Rock in seiner weitesten Form, ergänzt um blubbernde Soundeffekte, ausufernde Synthieflächen, Drumcomputer, psychedelische Orgelklänge oder zarte Dubstep-Rhythmen. Das bandeigene Portfolio reicht vom klassischen Liebeslied („Keep Your Heart“, „Will Do“) bis zu den politischen Statements, für die TV On The Radio bereits in der Vergangenheit bekannt waren.
Es gehe darum, ein „Album sehen zu können“, wird Tunde Adebimpe gerne zitiert. Deshalb wurde NINE TYPES OF LIGHT auch als Musikvideo in Albumlänge gedreht, um die außerordentliche musikalische Leistung der Band visualisieren zu können. Denn die öffnet nicht nur Augen, sondern vor allem Ohren. Ruhe in Frieden, Gerard Smith.

VÖ: 15.04.2011; Interscope (Universal)

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