Es beginnt wie in jedem Jahr mit dem besagten Surprise Act. All diejenigen, die sich um 11.30 Uhr noch im land of dreaming aufgehalten haben und Murder By Death nicht live erlebt haben, haben echt was verpasst. Mit ordentlich Krawall prescht Leader Adam Turla seine Songparts heraus. Indie-Rock aus Indiana, der alle Anwesenden überzeugt. Crocozebrá sind dann nicht nur eine absolute Neuentdeckung, sondern auch Lokalpatrioten. sie stammen aus der Nähe und sind höchst erfreut, ihre Songs zum Besten zu geben. Eine sympathische junge Band mit einem starken Sänger an der Front. Etwas zäh hingegen ist die Band um Christine Owman. Zunächst ist man sich des Ausmaßes von der Musik der adretten blonden Schwedinnen inkl. ihrer männlichen Unterstützung am Bass nicht bewusst. Es beginnt ein effektvoller, etwas düsterer erster Song plus Cello-Begleitung. Man ist zunächst gefangen von ihrer Aura und gefesselt von ihrer gehauchten, sinnlichen Stimme. Nach den ersten drei Songs ist man hingegen schon reizüberflutet. Das ändert zu jenem Moment auch nichts an der erfreulichen Tatsache, dass sich die Sonne zur frühen Nachmittagsstunde wieder blicken lässt.
Crocozebra
Christine Owman
Für Torpus and The Art Directors hat jedoch die Stunde geschlagen! Alle versammelten Festivalisten sind von Anfang an komplett Feuer und Flamme für die fünf Hamburger. Das liegt zum einen an ihrer Unbeschwertheit und den sympathischen Dialogen und zum anderen daran, dass man ihnen ihre Freude an der Musik abkauft. Kein Geschwafel oder Selbstinszenierung steigender Verkaufszahlen wegen. Ihre Lieder entstammen allesamt aus dem Genre der Folkmusik und stimmen zum munter drauflos singen ein. In den Vorgängerjahren immer selbst ein Teil des Publikums, lassen die Bandmitglieder keinen Zweifel bestehen, dass es in diesem Moment nichts großartigeres gibt, als auf dieser Bühne, für dieses Publikum zu spielen. Die Zugaberufe am Ende ihres Gigs werden indes aufgrund des straffen Zeitmanagements der Veranstalter leider überhört. Dennoch folgt nicht nur eine kurze Verbeugung und erneute Danksagung von allen Bandmitgliedern an das Publikum; Torpus & The Art Directors scheinen so erfreut zu sein, auf dieser Bühne stehen zu dürfen, dass sie sich gegenseitig umarmen und zutiefst zufrieden angrinsen. Allerdings – und dessen kann man sich sicher sein – besagen laute Jubellaute, dass ihre Performance allen sehr zugesagt haben muss.
torpus & The Art Directors
Die vier Dänen The Desoto Caucus, die laut eigenen Aussagen daran interessiert sind, mit interessanten Leuten um sich herum zu spielen und die Alterative Band Come aus den USA, die vorab hochgelobt und gefeiert werden sind geradezu ideal für den weiteren Verlauf des Abends. The Flaming Stars tun ihren übrigen Teil, wenn auch ihr Stil aus Garage Punk etwas aus dem Raster der Vorgänger fällt. Insgeheim und nicht verwunderlich, hat man aber auf Blaudzun alias Johnannes Sigmond aus den Niederlanden gewartet. Seine Musik ist aufgrund seiner Vielschichtigkeit vielversprechend und experimentell zugleich. Grundsätzlich deckt seine Musik das Genre Indie- bzw. die Folkmusik ab. Jedoch ist sein Stil mehr, als eine bloße Genre-Zuordnung aussagt. Johan setzt auf komplexen Instrumenteneinsatz. Von Glockenspiel, Banjo bis zur Lap-Steel, wie es heißt, ist alles dabei. Diese Showeinlage geht auch zu Ende und es kommt zu jenem Moment, den man sich nur ungern wünscht. Schlafen gehen um dann packen zu müssen und den Heimweg anzutreten. Und noch viel unerträglicher ist der Moment, der einem die Gewissheit beschert nun ein Jahr warten zu müssen, bis man wieder ein fester Bestandteil des kleinen aber im Herzen liebgewonnenen OBS Festivals sein wird. Soviel muss gesagt sein. Das Warten hat sich schon immer gelohnt. So auch für das kommende Jahr. Wenn man könnte, würde man einfach BLEIBEN…
Festivaleindrücke
In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni zeigt der Rockpalast ab 0:30 seine Sendung über das diesjährige Orange Blossom Special Festival. Akustisch!
Fotos: Juli L.
Mehr zum Orange Blossom Special Festival