Einst als Black Metal-Projekt gestartet, hat sich der Stil von Alcest schnell und grundlegend in Richtung Shoegaze-beeinflusstem Post Rock geändert. Obwohl nicht unerwartet, überrascht das nunmehr vierte Album der Franzosen dann doch durch seine musikalische Konsequenz. Von den bis dato immer noch vorhandenen (black)metallischen Wurzeln haben sich Alcest auf SHELTER nun komplett verabschiedet.
Im Studio von Sigur Rós-Fronter Birgir Jón Birgisson produziert, mit Gastbeiträgen vom Amiina Streichquartett sowie der Shoegaze-Ikone Neil Halstead (Slowdive) und Billie Lindahl (Promise And The Monster), wirkt SHELTER wie eine wild-romantische und verträumte Mischung aus ganz viel Cocteau Twins und Slowdive, mit einer Prise Jesus & Mary Chain, den typisch flirrenden Post Rock-Gitarren (die nur noch bei „Voix Sereines“ ein bisschen heftiger werden) und der ätherisch schönen Atmosphäre eines Sigur Rós-Albums.
Am großartigsten klingt SHELTER dann, wenn Alcest zu ihren epischen, unglaublich schönen Post Rock-Melodien wie bei „L’Eveil Des Muses“ ausholen.
Was sich dann doch als Schwäche erweist, ist der Gesang von Neige, da er nicht charismatisch und ausdrucksstark genug ist und SHELTER oftmals einen verwaschenen, zu eintönigen Aspekt verleiht. Auch Neil Halstead wirkt eher deplaziert und kann bei „Away“ nicht überzeugen.
Alcest haben scheinbar ihre musikalische Bestimmung gefunden, aber ob sie ohne ihr bisheriges Markenzeichen ausreichend Akzente und sich durchsetzen können, muss die Zukunft zeigen. Schließlich ist diese Art der Metamorphose weder neu noch einzigartig. SHELTER hat großartige Momente, vollends überzeugen können Alcest hier jedoch (noch) nicht.
Ohr D’Oeuvre: L’Eveil Des Muses, Voix Sereines
VÖ: 17.01.2014; Prophecy Productions
Tracklist:
01. Wings
02. Opale (Billie Lindahl)
03. La Nuit Marche Avec Moi
04. Voix Sereines
05. L’Eveil Des Muses
06. Shelter
07. Away (Neil Halstead)
08. Délivrance (Billie Lindahl)
Gesamteindruck: 7/10
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