Fast 18 Jahre nach ihrem letzten Longplayer meldet sich Neneh Cherry mit BLANK PROJECT zurück – und zelebriert die hohe Kunst der tiefen Töne.
Lange her sind die Zeiten, als eine 24-jährige Schwedin mit afrikanischen Wurzeln in einem quietschbunten Video den „Buffalo Stance“ zelebrierte. Ende 1988 war das, nur wenige Monate bevor Neneh Cherry mit RAW LIKE SUSHI ein phänomenales Debütalbum vorlegen und sich an die Spitze des internationalen Popbusiness katapultieren konnte. Zwei Alben innerhalb von sieben Jahren folgten, dazu ein weiterer Top-Hit („7 Seconds“ mit Youssou N’Dour), dann war Schicht im Schacht. Cherry machte sich rar in der Öffentlichkeit, lediglich einzelne Gastauftritte – u.a. mit ihrem Bruder Eagle-Eye Cherry und den Gorillaz – standen seitdem noch zu Buche.
Nun also BLANK PROJECT. Ein Albumname, ähnlich pragmatisch wie der Sound des Openers „Across The Water“, der fast vollkommen reduziert ist auf die Wirkung ihrer immer noch prägnanten Stimme. Dieser lässt erahnen, dass Cherrys viertes Album so gar nichts mit schnödem Dance oder gar banalem Pop zu tun hat. Der Titelsong zeigt, in welche Richtung es tatsächlich geht: Hart prasselnder Downbeat, ergänzt um bedrohlich verzerrte Gitarren, klatschende Drums und über allem die einprägsame Stimme der Schwedin, die jede Menge Seele versprüht, selbst wenn die Musik nicht als typische Soulmusik zu erkennen ist. RocketNumberNine heißt das britische Duo, das Cherry nicht nur auf Platte, sondern auch live und instrumental unterstützt. Und das macht einen hervorragenden Job, versorgt die Protagonistin mit zeitgemäßen Arrangements, bei denen letztere auch als Produzentin mitgewirkt hat. Ebenso dabei: Landsfrau Robyn, die einen kleinen Teil zu „Out Of The Black“ beiträgt.
Das alles macht BLANK PROJECT zu einem überaus feinen Gesamtkunstwerk. Eingängig, ohne zu sauber zu wirken, dafür mit jeder Menge mitreißender Rhythmik. Welcome Back, Neneh!
Ohr D’oeuvre: Blank Project / Weightless / Dossier / Everything
VÖ: 28.02.2014; Smalltown Supersound / Rough Trade
Tracklist:
01. Across The Water
02. Blank Project
03. Naked
04. Spit Three Times
05. Weightless
06. Cynical
07. 422
08. Out Of The Black feat. Robyn
09. Dossier
10. Everything
Gesamteindruck: 9/10
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