 Donato – EnzoENZO ist das vierte Album des Dortmunder Produzenten und Rappers, dessen Debüt bereits 2005 veröffentlicht wurde. Beim Hören seines aktuellen Albums und in Anbetracht der Jahre, die seine Rapkarriere mittlerweile zählt, fragt man sich: ‚Wieso ist dieser Junge nicht schön längst berühmt?‘ und ‚Wo war er bloß all die Jahre, in denen der deutsche Hip-Hop unter Inhaltslosigkeit und stupidem Rumgepose gelitten hat?‘. ENZO ist mehr als nur ein sauber produziertes Album mit schönen Beats. Durch seine musikalische Darbietung überzeugt der Rapper ebenso wie mit seinen lyrischen Texten, die nicht immer fröhlich, dafür aber tiefsinnig und ehrlich sind. Vom ersten bis zum letzten Track präsentiert Donato Musik mit Aussage, die nicht nur schön anzuhören ist, sondern auch zum Nachdenken anregt. Songs wie ‚Einfach‘, ‚Feuer‘ und ‚Du‘ stehen der Singleauskopplung ‚STRG-Z‘ in nichts nach. Liebhaber von anspruchsvollem Hip-Hop werden dieses Album lieben, denn das ist Deutsch-Rap, wie er sein sollte! (Text: Jessica Schmidt) – Gesamtwertung: 8/10; VÖ: 14.03.2014 |
 Maeckes – ZweiDas zweite Soloalbum des Chimperator-Urgesteins setzt den teilweise absurd-kritischen Witz fort, den man von Maeckes bereits im Duett mit seinem Kompagnon Plan B als auch als Teil der Hiphop-Boygroup (richtig gelesen, Boygroup) Die Orsons kennt. Ihn auf verrückte Wortspiele und Geschichten zu reduzieren, wäre aber zu einfach. Der musikalische Weg zum Glück ist lang auf ZWEI, seinem (passenderweise) zweiten Soloalbum. Party- oder gar hitverdächtige Songs lassen sich auf dem 36 Minuten dauernden Longplayer per Handschlag begrüßen, Maeckes bringt seine ganz eigene Definition eines Musikalbums, die nicht immer massenkonform oder gar eingängig ist. Kritisch, hinterwitzig, manchmal auch scheinbar einfach nur verrückt – aber immer mit dem sarkastischen Auge auf dem aktuellen Zeitgeist. – Gesamtwertung: 7/10; VÖ: 28.02.2014 |
 Morlockk Dilemma & Hiob – Kapitalismus jetzt!Fünf Jahre nach der Apokalypse kommt jetzt der Kapitalismus: Auf ihrem mittlerweile dritten gemeinsamen Album bringen Hiob (2006 noch als V.Mann unterwegs) und Morlockk Dilemma kratzend, beißend und tretend ihre persönliche Utopie. Wortgewaltig, eindringlich und auch gerne mal mit ausgestrecktem Mittelfinger ist auf KAPITALISMUS JETZT! wenig Platz für Lustigsein, dafür aber für scharfzüngige Kritik mit klaren Worten auf druckvollen Beats, die in ihrem Abwechslungsreichtum so ziemlich alles bringen, was ein amtliches Deutschrap-Album braucht. Das brennt. – Gesamtwertung: 8,5/10; VÖ: 28.02.2014 |
 DENA – FlashEine der beachtenswertesten Newcomerinnen der letzten Zeit stammt nicht etwa aus Deutschland oder den USA, sondern aus Bulgarien. „Cash, Diamond Rings, Swimmingpools“ war einer der großen Internet-Hypes 2013, mit ihrem Debütalbum führt die Wahlberlinerin diesen Hype nun intelligent weiter. FLASH ist ein kluges DIY-Album zwischen R&B und Hiphop, das sich sowohl im Mainstream als auch darüber hinaus zu bewähren weiß und unter anderem mit dem von Erlend Oye produzierten „Flashed“ weitere Singles mit Hitpotential bietet. Balkanklischees und überproduzierten Einheitsbrei lässt DENA dabei geschickt aus dem Spiel und führt stattdessen lieber mal auf die gepflegte Indie-Hiphop-Tanzfläche. – Gesamtwertung 8/10, VÖ: 07.03.2014 |
 Meni & Deve – The Bitter Old MenJeder der zwei Stuttgarter Rapper weist seinerseits schon deutlich über zehn Jahre Erfahrung in verschiedenen Hiphop-Crews aus. Newcomer? Pustekuchen, schließlich war ihre „Stuttgart Hymne“ 2009 eine Art Independent-Hit mit mehrwöchigem Airplay auf MTV. Fünf Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Album WAS GRÖSSERES folgt nun endlich eine 5 Songs starke EP als Nachfolger. Verbitterte alte Männer, wie der Titel suggeriert, gibt es hier dennoch nicht zu hören, dafür zwei bis in die Haarspitzen motivierte Rapper, die zeigen, dass sie auf melodiösen, abwechslungsreich gestalteten Beats immer noch für frischen Wind sorgen. Mit dabei: Langzeitkompagnon Philwa als Beatmaker sowie die Underground-Kombo/-Rapper The Regiment und Kodac aus Detroit auf zwei Songs. Classic Rap-Shit. – Gesamtwertung: 8/10; VÖ: 14.02.2014 |
 Flo Bauer – Leise TöneAls Bo Flower ist der Hamburger (ehemals Karlsruher) Rapper und Produzent Szenekennern bereits seit mindestens 2004 ein Begriff; LEISE TÖNE ist nun das erste Album, das er unter seinem Klarnamen Flo(rian) Bauer veröffentlicht. In Punkto Rapstil und Produktion zeigt Bauer sich zeitgemäß: die elektronisch-minimalistischen Beats, versehen mit einzelnen Elementen und Melodien von Klavier, Gitarre oder Saxophon, in Verbindung mit seinem trockenen Rapstil zu Texten zwischen Melancholie, Verträumtsein und Sozialkritik lassen an Rapkollegen wie Gerard MC oder auch Prinz Pi denken. Die an Xavier Naidoo erinnernden Gesangsparts seines Mitstreiters Begavi zu Anfang des Albums versprühen hingegen ein wenig zu viel Kitsch. Dennoch: Kann man machen. – Gesamtwertung: 7/10; VÖ: 07.03.2014 |
 Freddie Gibbs & Madlib – PiñataKollabo-Alben haben Tradition im Hause Madlib. JAYLIB, MADVILLAINY oder O.J. SIMPSON – egal, ob die Partner J Dilla, MF Doom, Guilty Simpson oder wie auch immer hießen: Höchste Qualität garantiert. An PIÑATA arbeiteten Madlib und der aus Indiana stammende Freddie Gibbs bereits seit 2009. Eine lange Zeit, die sich aber gelohnt hat: Auf diesem selbstbetitelten „Gangster Blaxploitation Film auf Vinyl“ rappt Gibbs von seinem nicht immer positiv verlaufenen Leben auf der Straße, während Madlib warme, melodiöse Beats über traumhaft gewählten Funk- und Soulsamples auspackt, die eine wunderbar harmonische Wechselwirkung mit Gibbs‘ sauberem Rapflow eingehen. So wie eine Piñata halt: Kräftig draufschlagen und schon kommen jede Menge Leckereien heraus. Wie etwa Raekwon, Scarface, Danny Brown, Earl Sweatshirt, Domo Genesis oder Mac Miller als Gäste. Großes Kino, an der sich im Prinzip gar kein negativer Aspekt finden lässt. – Gesamtwertung: 9/10, VÖ: 21.03.2014 |
 Grieves – Winter & The WolvesWintergefühle und Kältedepressionen verbreitet das vierte Album des neuen Rhymesayers-Zöglings ganz und gar nicht. Vielmehr melodiösen, aber oft nachdenklichen Pop-Rap, der es schafft eingängig zu sein, ohne banal zu klingen – nicht einmal, wenn Streicher im Hintergrund oder gesungene Hooklines schon mal ein leicht schmalziges Ambiente verbreiten. Grieves rappt über das Leben, die Liebe und den ganzen Rest – und die Tücken des Erwachsenwerdens. Dass ihn Atmosphere-Rapper Slug bei einem Song unterstützt, zeigt das Talent und die Akzeptanz des gar nicht mehr so jungen Rappers aus Seattle innerhalb der Szene. Zu recht. – Gesamtwertung: 7,5/10, VÖ: 28.03.2014 |
 Schoolboy Q – OxymoronEr gilt spätestens seit seinem Gastauftritt mit Macklemore & Ryan Lewis als „Man Of The Year“, was nicht nur mit der gleichnamigen Single zu tun hat. Kein Wunder also, dass mit Kendrick Lamar (wie schon auf Schoolboys letzten Releases) und Tyler, The Creator zwei Hypes der letzten Jahre mit an Bord sind sowie mit Raekwon und Kurupt zwei anerkannte Szene-Ikonen. Das Major-Debüt des gebürtigen Wiesbadeners setzt – von einigen hektischeren Momenten vor allem zu Beginn abgesehen – meist auf recht trocken gehaltene Synthiebeats ohne zuviel überflüssigen Schnickschnack. Mal eine kleine Melodie hier, eine gesungene Hookline da oder mal etwas Synthiespielerei. Das erinnert in guten Momentan gar an den Wu Tang Clan („Hoover Street“, „Blind Threats“), aber auch an die Ruff Ryders. Letztlich wird OXYMORON immer dann interessant, wenn Schoolboy Q von vorhersehbaren Street-Gepose abweicht und seinen typischen Hiphop-Werdegang (Gang-Mitglied, Drogendealer, Knastaufenthalt) kritisch reflektiert. Ob das außerhalb der USA dauerhaft zu einem echten Mann des Jahres reicht, bleibt abzuwarten. – Gesamtwertung: 6/10; VÖ: 25.02.2014 |
 Chuck Inglish – ConvertiblesChuck Inglish, im Hauptberuf eine Hälfte der US-Hiphop-Kombo The Cool Kids, vorschnell auf seine aktuelle Zusammenarbeit mit den Disco-Partisanen von Chromeo zu beschränken, täte CONVERTIBLES unrecht. In der Tat spielt sich sein Debütalbum anfangs zu großen Teilen in der 80s-Oldschool-Disco ab, zeigt aber im weiteren schnell seine abwechslungsreiche Bandbreite, die sich geschickt zwischen R&B und härteren Rap-Beats bewegt. Dort darf Inglish dann mit Gästen wie Mac Miller oder Action Bronson auch mal die Muskeln spielen lassen. – Gesamtwertung: 7,5/10; VÖ: 11.04.2014 |
 Carpet Patrol – dto.Suff Daddy und Torky Tork sind Carpet Patrol. Zumindest den ersten Namen sollte man als Szenekenner nicht nur kennen, sondern vor allem lieben. Der gebürtige Düsseldorfer, 2012 nach Australien ausgewandert und 2013 dann nach Berlin gezogen, gehört zu den wahren Fan Favorites unter den deutschen Hiphop-Produzenten. Sein Markenzeichen: warme Beats mit richtig viel sattem Groove, dieses Mal untermalt von den teilweise aberwitzig gewählten Samples seines Gefährten. Nicht ungewöhnlich also, dass CARPET PATROL auch als Instrumentalalbum ohne Sanges- oder Rapgäste hervorragend funktioniert. – Gesamtwertung: 8/10; VÖ: 21.03.2014 |
 Sam – TTBDie neueste Geheimwaffe aus dem Chimperator-Camp heißt schlicht und ergreifend Sam. Die zwei Brüder waren schon 2012 mit Labelkollege Cro auf Tour und klingen im Prinzip auch fast genau so. TTB ist eingängiger Gute-Laune-Hiphop mit hohem Pop-Appeal, der dazu noch gekonnt auf dem Cover der goldenen Ära der 80s huldigt, allerdings noch ohne die wirkliche eigene Note. Aber das kann ja noch werden. – Gesamtwertung: 6,5/10; VÖ: 28.02.2014 |
Noch mehr „Kurz gesagt“?
2014 – Februar
2014 – Januar
2013 – die zweite
2013 – die erste
