Das Orange Blossom Special (kurz „OBS“) ist ein Festival, das schon lange nicht mehr überzeugen muss. Man gibt sich dieser friedvollen Seifenblasenwelt für ein Wochenende nur zu gerne hin. Auch das Wetterradar hat mit einem Saharalüftchen voll zugeschlagen und selbst von der Sturm- und Gewitterwarnung, die sich im Laufe des Wochenendes anbahnen sollte, ist das idyllische Örtchen am Weserufer verschont geblieben. Besser geht’s nicht. Seit nun 18 Jahren findet am Pfingstwochenende in dem beschaulichen Örtchen Beverungen an der Weser statt und bereitet Jahr für Jahr auch allen Anwohnern Freude. Es ist ein Miteinander einer Kleinstadt, die mit viel ehrenamtlichen Engagement und Leidenschaft zusammenhalten, um all das zu ermöglichen. Wo erlebt man schon so etwas?
Im vergangenen Jahr wurde man noch zum „Bleiben“ motiviert, welches bei der gruseligen Wetterlage als kleine Aufmunterung zu verstehen war und im diesem Jahr stand alles unter dem Motto „Hingabe“. Ein berühmter Mann verkündete einst, dass es „die einzige Möglichkeit [sei], eine Versuchung zu überwinden, sich ihr hinzugeben“. Und je nach Hingabe, ist die Wirkung eine unterschiedliche. Diese ganz individuelle Wirkung versprüht jeder Interpret an diesem Wochenende. Das Line-Up ist bunt gemischt und hält für jeden Geschmack für sich einzigartige Musik bereit.
Kommen wir somit zum Wesentlichen: Die Künstler. Es ist Freitag, 17:30 Uhr. Rah Rah als Opener begrüßt die ersten Festivalbesucher, die zu diesem Zeitpunkt diejenigen, die nicht mehr ihr Schlafgemach für die Nacht errichten müssen, mit sattem Indie Rock aus Canada. Die sechsköpfige Truppe sind keine Newcomer mehr. Man merkt ihnen ihre Tour-Erfahrung an. Nicht mit ganz so viel Erfahrung dafür aber mit Sympathie gesegnet sind Lingby aus Köln, die mit dem öffentlichen Ausdruck „großartig“ verkündet haben, dass sie sich ersichtlich über die Einladung nach Beverungen gefreut haben.
Eindrücke vom Orange Blossom Special
Derselbe Terminus gebührt dem Folge-Act, der im Vorfeld schon als Favorit gehandelt wird. Die Bühne wird so gerockt, wie man es sich von einer Rock-Band wünscht. Die Band Reverend Shine Snake Oil Co wirft gleich nach den ersten Tönen die eine aber entscheidende Frage bei allen Zuhörern auf. Verdammt, woher stammen diese Jungs und wieso blieben mir bisher verborgen? Wer nun immer noch im Glauben ist, es mit einer reinen U.S. Band aus den Südstaaten zu tun zu haben, irrt. Sind sind zwar nicht die Godfathers of Soul, dennoch stammen zwei der Bandmitglieder aus New Orleans, der Stadt, in der Soul noch heute Einzug findet. Insgesamt kommen alle aus Dänemark. Wer hätte das gedacht. Bei Sänger Claudius Pratt bleibt kein Zweifel offen, dass der Mann, der ständig die Hüften kreisen lässt und mit Powerstimme gesegnet ist, es einfach nur drauf hat. Er schreit die Töne geradezu raus, als würden diese keinen Platz mehr in seinem Innenleben finden. Der Auftritt ist insgesamt nicht beliebig, sondern einzigartig und spritzig. Es steckt wirklich sehr viel Elan in ihrer Musik.
Reverend Shine Snake Oil Co.
Einfach Kopf ausschalten und sich den ebenso tanzwütigen Klängen hingeben, heißt es auch fortan beim nächsten Act. Golden Kanine aus Malmö sind Experimentierfreunde par Excellence. Ihre Musik ist eine Mischung aus Folk und Indierock, vereint mit vielen Instrumenten, wie Posaune, Banjo, Trompete, E-Gitarren, Schlagzeug und einige mehr. Ein Feuerwerk der Emotionen macht sich hier breit und die Stimmung ist auf ihrem Zenit angekommen. Mehr geht nicht, dachten sich sicher auch die Veranstalter, die diesen Act bewusst an Ort und Stelle platziert haben.
Golden Kanine
Der Tag neigt sich dem Ende, wenn es am schönsten ist. Pünklich gegen 0 Uhr wird standesgemäß von Urvater Rembert eine Anektdote zum Schlafen gehen mitgegeben. Ein Witz, der jedes Jahr als Dreiteiler am letzten Tag sein Ende findet. Erschöpft aber glücklich verlassen die Besucher das Gelände. The Show must go on. Tag 2 steht jedem noch bevor.
Fotos: Juli L.
Hier geht’s zum 2. Tag und auch zum 3. Tag des OBS 2014.
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