Mit NO ONE IS LOST unternehmen Stars sieben Jahre nach dem Meisterwerk IN OUR BEDROOM AFTER THE WAR eine Reise in die 1970er- und 1980er-Jahre.
Die Kanadier liefern elf Hymnen an das Nachtleben zwischen ungezügeltem Pop a la New Order, Lagerfeuerromantik und smithischer Melancholie. Beim finalen „No one is lost“ wird der Bogen sogar zum Eurodance gespannt. Die Stimmung pendelt zwischen der Euphorie einer langen Nacht auf dem Dancefloor und dem süß-melancholischen Gefühl im Schlafzimmer am Morgen danach. Das sind die Pole, zwischen denen sich die Band seit ihrer ersten Platte 2001 bewegt. Musikalisch wechseln die Songs zwischen stark elektronisch geprägten Parts, die den Hörer mit kaum wahrnehmbaren Hintergrundbässen vor sich her treiben und eher entspannten, stark reduzierten Piano- und Streichersequenzen. Glücklicherweise haben die Wahl-Amerikaner trotz aller Melancholie und Elektronik ihre Leichtigkeit und Naivität wieder gefunden, die auf den letzten Platten etwas verloren gegangen schienen. Das große Talent von Stars ist die Fähigkeit, aus altbekannten Zutaten wunderbare und unbekümmerte Pop-Perlen zu zaubern, welche lange vertraut erscheinen, die jedoch durch den Gesang Amy Millians und von Torquil Campell einen ganz individuellen Charme entfalten.
Das Motiv aus „The Stranger“ zum Beispiel, mit seinen traurigen Hintergrundstreichern, meint man schon tausendmal gehört zu haben – die Beiden verleihen der Nummer dann mit ihrem Gesang allerdings eine erstaunlich nostalgische Note. Der Refrain von „Trap Door“ klingt beim ersten Hören unendlich banal, entfaltet aber durch den absoluten Lebenswillen in Campells Stimme eine ganz eigene Magie. Abstriche muss man für die Tatsache machen, dass sich die Band nicht neu erfindet und NO ONE IS LOST nicht unbedingt ihre besten Songs enthält.
Dennoch bestechen Stars auch auf NO ONE IS LOST durch die fehlende Angst vor großen Popmelodien. Sie schaffen damit – mal wieder – ein ideales Album für Abende, an denen man ins Bett müsste und trotzdem wach bleibt wegen dem diffusen Gefühl, noch etwas erleben zu müssen.
Ohr D´Oeuvre: The Stranger / Trap Door/ You keep coming up
VÖ: 26.10.2014; PIAS
Tracklist:
01. From the night
02. This is the last time
03. You keep coming up
04. Turn it up
05. No better place
06. What is to be done?
07. Trap door
08. Are you OK?
09. The stranger
10. Look away
11. No one is lost
Gesamteindruck: 7,5/10