„Meeeenschen am Sonnnntag“ – Paul Smith schreckt auf seinem neuen Soloalbum CONTRADICTIONS nicht vor Ausflügen in die deutsche Sprache zurück und präsentiert sich dem Hörer ansonsten als aufgeräumter Songwriter und aufmerksamer Beobachter seiner Umwelt.
Untätigkeit kann man Paul Smith nicht vorwerfen. Zwar sind schon fünf Jahre seit dem Solodebüt MARGIN vergangen, jedoch nahmen Maximo Park in der Zeit zwei Alben auf und tourten quer durch die Welt. Nun bringt der passionierte Hutträger mit seiner Begleitband Intimations seinen Zweitling CONTRADICTIONS heraus. Auch wenn die Songs etwas ruhiger und konventioneller angelegt sind als bei Maximo Park, scheint immer noch diese aufgekratzte Hektik Smiths durch, die in den besten Momenten einen angenehmen Schauer über den Rücken jagt und den Körper in unkontrollierte Bewegungen versetzt. Zugleich versteht er es eher profane Dinge wie einen Kuss („Quick“) in kleine Geschichten zu verwandeln. Warum will CONTRADICTIONS trotzdem nicht vollständig überzeugen? Vermutlich, weil der eigene lange Schatten von Smith und seiner vergangenen Großtaten über den Songs liegt und er nicht ganz daran anknüpfen kann. Die Platte startet grandios mit dem leicht folkigen „The deep end“ und dem klassischen Indiesong „Break me down“. Gerade Letzterer könnte mit seiner gezupften Gitarre ein kleiner Tanzflächenfüller werden und zeugt von einem feinen Gespür für die richtigen Spannungsmomente. Dieses geht dem Nordengländer leider in der Folge ein wenig verloren. Nach dem gelungenen Auftakt ruckelt die Platte gefällig in einem Mix aus Shoegaze, Indierock und Folk vor sich hin und verliert nahezu jeden Drive. Spätestens mit dem akustischen Zwischenstück „The golden glint“ und dem monoton-hypnotisierenden „Fill in the Blanks“ macht sich dann eine nostalgische Schunkelstimmung breit. Zum Glück nimmt die Platte mit den hektischen und an Yuck erinnernden „People on Sunday“ (mit teilweise deutschen Chorus) noch mal etwas Fahrt auf, um den Hörer nicht ganz in seligen Erinnerungen an A CERTAIN TRIGGER untergehen zu lassen. Mit „The Mezzanine Floor“ gibt es noch einen weiteren Hit für die Indiedisco.
Somit überwiegt am Ende ein positiver Eindruck, auch wenn auf einigen Stücken wie „Coney Islands (4th of July)“ die falsche musikalische Abfahrt genommen wird. Paul Smith präsentiert eine neue, ruhigere Facette an sich und belohnt den Hörer, der die Platte unabhängig von Maximo Park für sich wirken lässt mit ein paar wirklich wunderbaren Momenten.
Ohr d‘ Oeuvre: Break me Down / All the Things you’d like to be/ People on Sunday
VÖ: 21.8.2015, Pias Coop/Bellingham Records (rough trade)
Tracklist:
- The deep end
- Break me down
- Reintroducing the red kite
- Before the perspiration falls
- All the things you’d like to be
- I should never know
- The golden glint
- Fill in the blanks
- People on sunday
- Coney Islands (4th of July)
- The mezzanine floor
- Fluid identity
Gesamteindruck: 6,5/ 10