Prawn – Run
Das immer wieder grossartige Vertreter des Postpunk Emos aus dem Grossraum New York kommen, bewiesen letztlich noch Brand New. Mit Prawn und ihrem dritten Album RUN gibt es einen weiteren vielversprechenden Vetreter dieses Genres aus eben diesem Grossraum, genauer aus Ridgewood. New Jersey.
Im Vergleich zu KINGFISHER ist RUN wesentlich roher und direkter, sowohl in der Spielart, als auch in der Produktion. Was komplett fehlt sind die Streicher- und Bläsersequenzen. Auch die Gitarrensounds sind durchdringender und postpunkiger als auf dem 2014er Vorgänger. Eine nachvollziebare Weiterentwicklung, sind doch genau das die Livequalitäten, die sich aus der Livebestzung ergeben. Einen weiterer großen Einfluss auf den neuen Sound von Prawn hatten auch die ausgibiegen Touren mit Bands, wie Jimmy Eat World, Pup, Free Throw oder Tiny Moving Parts. Gerade der Einfluss letzterer auf RUN ist kaum zu überhören. Es steht den Jungs um Mastermind Tony Clark ausgesprochen gut, sich fernab von den bereits genannten Streicher- und Bläserelementen, auf das seit eh und je brilliant, frickelige Gitarrenspiel zu focussieren und sich hier, man mag es nach KINGFISHER kaum glauben, noch einmal ein Stück weiter zu entwickeln.
Ein absolutes Highlight auf RUN ist „North Lynx“. Mäandriert es zunächst mit klingelnden Gitarrenlicks im Upbeat vor sich hin, bricht es später in bester Emo Manier aus sich heraus und hinterlässt einen erstmal sprachlos. „Rooftops“ ist die mit Abstand poppigste Nummer der Platte und errinnert schwer an Dinosauer Jr. Und „Greyhound“ bewegt sich dann mehrstimmig und wunderschön vor sich hin groovend irgendwo zwischen Singer Songwriter und Indipop. RUN ist ein rundes grundehrliches Album, druckvoll, melodiös und der richtigen Mischung aus Tempi und Rhytmuswechseln.
Die anstehende Europa Tour führt Prawn am 10.Oktober zusammen mit The Flatliners ins MTC. Diesen Termin sollte sich jeder Emo Fan im Kalendar rot markieren.
VÖ: 22. September 2017, Topshelf Records, https://prawnnj.bandcamp.com/
Ohr d’Oeuvre: North Lynx/ Leopard’s Paw/ Rooftops
Gesamteindruck: 8/10
Tracklist: Hunter/ Snake Oil Salesman/ North Lynx/ Cricket In The Yard/ Hawk In My Head/ Empty Hands/ Short Stem/ Rooftops/ Leopard’s Paw/ Greyhound/ Split Logs
(gb & at)
Fink – Resurgam
Finian Paul Greenall a.k.a. Fink legt seit vielen Jahren schon ein sehr großes Aktionspotential an den Tag. Neben der Veröffentlichung eigener Songs produziert er Filmmusik, schreibt Stücke für andere Künstler und legt – zum Teil mit starker elektronischer Ausrichtung – in den Clubs seiner Wahlheimat Berlin auf. Dieses Jahr erreicht er einen neuen Hochpunkt seiner Schaffensphase. Das wunderbare Akustikalbum FINK´S SUNDAY NIGHT BLUES CLUB, VOL 1 begeisterte im Frühjahr 2017 ebenso, wie die kleine dazugehörige Tour. Doch damit ist es nicht genug: Kurz bevor das Jahr sich auf die Zielgerade begibt, veröffentlicht Fink mit RESURGAM eine weitere, erfreulich gute Platte.
RESURGAM findet sich im uneingeschränkt Einklang mit der Musik wieder, mit der Fink seit Jahren seine Hörer überzeugt. Schöne, ruhig balladeske Indiesongs, die gerade durch ihre Ruhe Intensität und Stärke entwickeln. Die Basis dazu bildet sein Songwriting in einer Kombination mit tiefgründigen Texten, Gitarre wie auch der eingängigen dunklen Stimme. Seine Stücke werden daneben noch vom Schlagzeug und dem Bass getragen. In dieser klassischen Instrumentierung bilden sie die Grundlage für das Album. Einige Songs werden ergänzend mit Piano, Keyboards oder elektronischen Elementen eingespielt, wodurch sie Struktur und Dynamik mitbestimmen. Ferner stechen dabei auch Eigenheiten wie der Chorus bei „Not Everything was in the past“ hervor. In seiner Stilistik kreiert Greenall Indieperlen, die zu gefallen wissen und einen lange Zeit nicht loslassen.
RESRUGAM folgt dieser Prämisse ebenso wie die vorherigen Fink-Veröffentlichungen. Das Album lässt jedoch solch epische Hymnen wie das dunkle „Perfect Darkness“ oder aber auch „Pilgrim“ mit den ausgeprägten bluesigen Zügen missen. Trotz oder wegen der für Fink auffälligen Samples und oder den sehr minimalistischen Arrangements ist eine Weiterentwicklung des Songwritings zu erkennen. Blues ist aber weiterhin das tragende Element seiner Songs. Aufgrund der Einflüsse aus seiner letzten Veröffentlichung nutzt er auf RESURGAM sehr grundlegende Formen des Blues und verbindet diese mit den zuvor angeführten Instrumenten und elektronischen Einflüssen. Mit jedem weiteren Anspielen fallen immer mehr Feinheiten des Albums auf. Einige Songs wie „Crack Appear“ bleiben als Ohrwurm beim Hörer hängen. „Word To The Wise“ nimmt einen sowohl textlich als auch musikalisch ein und entwickelt aus seiner Ruhe eine schier verstörende Kraft. In „Covering Your Tracks“ verbindent Fink charmant verschroben die elektronischen Ansätze mit den akustischen Instrumenten und verweben diese zu einem Soundteppich. Im ersten, dem Album den Namen gebenden Titel „Resurgam“ werden paradoxer Weise die verschiedenen, stilistischen Elemente, die das Album prägen, in einem Song angeführt und bilden somit den Rahmen für RESURGAM.
VÖ: 15. September 2017, Ninja Tune – https://www.finkworld.co.uk
Ohr d’Oeuvre: Resurgam/ Cracks Appear/ Word To The Wise/ Ship of Foals
Gesamteindruck: 7,0/10
Tracklist: Resurgam/ Day 22/ Cracks Appear/ Word To The Wise/ Not Everything Was Better In The Past/ The Determinated Cut/ Godhead/ This Isn´t A Mistake/ Covering Your Tracks/ There´s Just Something About You
(kof)