blis. – No One Loves You
Was ein Brett und das obwohl uns bis zum Erscheinen dieser Kritik lediglich vier Songs des Debuts von blis. aus Atlanta zu Ohren gekommen sind.
Das was die drei Jungs um Sänger und Kopf der Band – Aaron Gosset – mit NO ONE LOVES YOU da als Debut abliefern, ist mit ziemlicher Sicherheit die Emo Platte des Jahres, und nur keine Höchstwertung, da uns knapp dreiviertel noch unbekannt sind. Aber allein die vier Tracks haben es ausnahmslos in sich. Allen voran „Take me Home“. Was eine Abrechnung, was ein kraftvoll, wütend daher kommender musikalischer Denkzettel. Abgerechnet wird inhaltlich mit der wohl mehr als schwierigen Beziehung von Gosset zu seinem Vater, aber auch – und das wird zwischen den Zeilen und Saiten klar – einem hoffnungsvolle Blick in die eigene Zukunft als Vater, der Gosset mittlerweile ist. Diese inhaltliche und sehr persönliche Klammer – Familie, Religion, Anerkennung und schwierige Konstellationen – bedienen alle vier Tracks und wohl, den Titeln nach, auch der Rest des Albums. In „Lost Boy“ heisst es I don´t wanna loose him to your god. und der Song beschäftigt sich dann auch mit der Sorge Aarons die Beziehung zu seinem Sohn, durch die sehr religiöse Familie der Mutter zu verlieren. Musikalisch verorten sich blis. zwischen Microwave – mit denen sie auch auf Tour gehen – und Brand New. Die Dynamik im Songwriting und vor allem Gossets Gesang lassen eine Prise There will be Fireworks in der Suppe vermuten. Mit ausgefeilten Arrangements, bei spärlicher Instrumentierung, erzeugen die drei auf Anhieb soviel Druck, dass es einen fast aus dem Stuhl haut. Wir sind mehr als gespannt auf den Rest der Platte und hoffen auf mehr aus dem Hause blis. Und vielleicht einen Besuch in unseren Breiten.
Update: Der Gesamteindruck bleibt. Mit NO ONE LOVES YOU gelingt blis. ein Debut das sich mal ordentlich gewaschen hat. Intimer und persönlicher geht es kaum. Dieses Album muss für Aaron Gosset, Luke Jones und Jimi Ingman eine seelische Reinigung gewesen sein. Die 10 gibt es zwar heute nicht, aber es braucht ja auch noch Luft nach oben.
VÖ: 6. Oktober 2017, Sargent House, https://www.facebook.com/blismusic/
Ohr d’Oeuvre: Take Me Home/ Lost Boy/ Old Man/ Ugly/ Dumb
Gesamteindruck: 9/10
Tracklist: Dumb/ Stale Smoke/ Take Me Home/ Servant/ Old Man/ Lost Boy/ Ugly/ Home/ Christian Girls/ Pathetic/ Broken