Rock-a-Field – Ein Festival in den Kinderschuhen, mit Organisationsproblemen aber umwerfendem Line-Up
Wer am Sonntag mit dem eigenen Fahrzeug zu Rock-a-Field anreisen wollte hatte schlechte Karten. Erwartet der erfahrene Festivalbesucher, dass eine Veranstaltung dieser Größenordnung schon meilenweit ausgeschildert ist, haben die Ausrichter des Festivals aus umwelttechnischen Gründen und um die kleine Stadt Roeser nicht im Verkehrchaos versinken zu lassen einen klugen Schachzug gesetzt. Großräumige Absperrungen und Umleitungen führten einen ohne Umstöße zum eigens eingerichteten Shuttlebus-Service. Für ein akkurates Entgelt von 5€ konnte man sein Fahrzeug sicher abstellen und wurde von dort bequem zum Festival-Gelände chauffiert. So weit, so gut. Schade, dass ab dort die Organisation merklich Lücken aufwies.
Für die rund 17.000 Besucher ist bei schwül-warmen Temperaturen die vorhandene Getränkeversorgung nur ungenügend, steht man doch teilweise bis zu einer halben Stunde für ein erfrischendes Nass an. Wenigstens werden in den Reihen vor der Bühne mit Wasserschläuchen den hitzebedingten Kreislaufzusammenbrüchen entgegen gewirkt.
Betrachtet man allerdings die Tatsache, dass das Eintages-Festival Rock-a-Field erst seit 2006 besteht, kann man trotz dieser Schwierigkeiten nur lobende Worte finden. Vor allem das Line-Up ist über die Jahre hinweg nicht zu verachten und bietet auch diesmal mit Bands wie The Ting Tings, Franz Ferdinand und Kings of Leon das „Who is Who“ der aktuellen Musikszene.
Zu dem Konzept der Luxemburger gehört aber auch, nicht nur mit großen Stars zu locken, sondern auf einer zweiten Bühne nationalen Acts Platz zur Entfaltung zu bieten. Diese Bühne wird heute zwar meist spärlich besucht, jedoch ist das Festivalgelände so klein, dass jeder Zuschauer von den Auftritten der Newcomer zumindest akustisch etwas mitbekommt.
Zunächst will die Stimmung jedoch noch nicht so recht Fahrt aufnehmen. Erst Peter Fox versteht beim Auftritt um 17:35 Uhr die Menge in Bewegung zu versetzen, so dass selbst bis in die hinteren Reihen getanzt wird. Der Berliner beweist wieder einmal warum er momentan als einer der besten Live-Acts aus Deutschland gilt. Die gut ein Dutzend Musiker seiner Liveband, die seine Songs punktgenau und mitreißend vortragen, sollten hier nicht unerwähnt bleiben. Neben den Singles „Schwarz zu Blau“ oder „Haus Am See“ geben Peter und seine Band auch den ein oder anderen Song seiner Hauptband Seeed zum Besten, was im Publikum großen Anklang findet. Auch die Kommunikation mit den Zuschauern funktioniert bestens, können doch fast alle Luxemburger hier deutsch. Eine bessere Mischung aus Entertainment und toller Livemusik kann man kaum bieten.
Bei Razorlight, die die undankbare Aufgabe haben, direkt nach Peter Fox auf die Bühne zu müssen, wird die Stimmung wieder um einiges kühler. Die Engländer können vor allem mit ihrem größten Hit „Wire To Wire“ oder aber auch „Amerika“ und „In The Morning“ punkten, aber alles in allem handelt es sich um einen eher mittelmäßigern Auftritt der Briten. Sänger Johnny Borrell ist etwas zu sehr darauf bedacht den coolen und unnahbaren Frontman zu geben und der Funke ins Publikum will bis zum Ende ihrer Show nicht so recht rüberspringen.
Während der Umbauphase auf der Hauptbühne spielt auf der BGL-Stage die luxemburgische Band Hal Flavin, die mit einer Mischung aus Elektro und Rock schon eine Fanbase aufbauen konnte, denn zum ersten Mal an diesem Tag ist auch vor dieser Bühne ordentlich was los. Besonderes Markenzeichen der Band ist die prägnant hohe Stimme des Sängers Mark, die sich mit den tanzbaren Sounds bestens vermischt.
Der Himmel färbt sich im Hintergrund nun langsam bedrohlich dunkel, sodass der Zuschauer fast sicher ist, dass jetzt das angekündigte Gewitter aufzieht. Aber nichts dergleichen geschieht und die Bühne ist bereit für die beiden Bands, auf die heute alle warten.
Dann stehen die Schotten Franz Ferdinand auch schon vor einem und legen einen souveränen Auftritt hin, vor dem man nur anerkennend den Hut ziehen kann. Neben Hits wie „Take me Out“ werden heute vor allem Songs aus ihrem aktuellen Album zum Besten gegeben, wie “No You Girls“ oder „Ulysses“. Dass die Band auch vor Experimenten nicht zurückschreckt, beweist sie mit einer 10 minütigen Version von „Lucid Dreams“, sicherlich eines der Highlights ihres Auftritts.
Zum Abschluss des Tages geben sich mit den Jungs von den Kings Of Leon eine der momentan erfolgreichsten Rockbands weltweit die Ehre. Auch sie sind großartig und stören sich nicht am teilweise sehr ruhigen Publikum, das nur während ihrer größten Hits „Sex On Fire“ und „Use Somebody“ richtig auftaut. Den Spaß an der Musik sieht man ihnen an, der charismatische Sänger Caleb Followill wirkt gelöst und dankt den Fans die von weit her angereist sind, um die Band auch hier zu unterstützen. Ein rundum gelungenes Festival findet mit dem mitreißenden Stück „Black Thumbnail“ sein Ende – oder doch nicht? Nein. Danach spielt noch die einheimische Band Minipli, aber obwohl es erst kurz nach 0 Uhr ist, haben sich die Schaaren schon aufgemacht das Gelände zu verlassen. Sehr schade, aber verständlich, versuchten doch die Meisten einfach nur den letzten Shuttlebus zu erwischen.
So bleibt festzustellen, dass das Rock-A-Field mit seiner Lineupwahl dieses Jahr wieder einmal alles richtig gemacht hat, allerdings noch einige Feinheiten verbessert werden müssen. Nichts desto trotz sollte man sich schon jetzt Rock-A-Field im nächsten Jahr rot im Kalender markieren, viel falsch machen kann man dabei nicht.
Bericht von Julia und Verena