„Berlin, du bist so wunderbar, Berlin“
U2 machten am Samstagabend mit ihrer Raumstation halt im Berliner Olympiastadion und begeisterten mit ihrer spektakulären Show mehr als 90.000 Fans.
Dass bei U2 alles ein bisschen größer ist als bei anderen Bands auf diesem Planeten dürfte allgemein bekannt sein, aber allein mit der Bühnenkonstruktion haben sich die Iren dieses Mal selbst übertroffen. Auf einer gigantischen und futuristisch anmutenden 360° Bühne, die an eine Raumstation erinnert und deren Spitze noch über das Olympiastadion hinausragt, bietet sie den Fans von allen Seiten genügend Sicht auf die Bühne. Gut 50 Meter breit und 30 Meter hoch ist das Gestell, dass sich die Herren für die Tour konstruieren ließen.
Das Publikum ist von Anfang an gut gelaunt und verkürzt sich mit Laola-Wellen die Zeit bis zum Auftritt. Auch der Vorband Snow Patrol wird ein sehr warmer Empfang bereitet, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass ihre Songs hier und da verdächtig nach der Hauptband des Abends klingen. Dennoch legen sie einen guten Auftritt, mit einem erstaunlich glasklaren Sound hin und gerade rockigere Nummern wie „Hands Open“ wissen Live zu überzeugen.
Kurz vor 21:00 Uhr ist die Raumstation dann bereit endgültig abzuheben. Als Intro ertönt – passender hätte man sich den Song nicht aussuchen können – David Bowies „Space Oddity“, bevor die vier Musiker mit „Breathe“ aus dem aktuellen Album „No Line In The Horizon“ loslegen. So richtig warm werden Publikum und Band jedoch erst ab dem fünften Song „Beautiful Day“, bei dem es niemanden mehr auf den Sitzen hält.
Der Abend lässt keine Wünsche offen, neben den aktuellen Songs, die Live zwingender und druckvoller wirken, werden Klassiker wie „Where The Streets Have No Name“ oder „I Still Haven’t Found what I’m Looking For“ nicht ausgelassen. Auch eine kleine Hommage an Michael Jackson darf nicht fehlen. So mixt die Band „Angel of Harlem“, bei dem drei Fans aus dem Innenraum Schlagzeug, Bass und Gitarre übernehmen dürfen, mit „Don’t Stop `Til You Get Enough“ und „Man In The Mirror“.
Wer Bono kennt, weiß dass es auf seinen Konzerten auch immer politisch wird. So auch in Berlin. Das deuten schon vor dem Konzert die auffällig in gelb gekleideten Amnesty International Menschen an, die vor dem Olympiastadion zwischen Bier- und Essenständen herumwuseln.
„Walk On“ widmet die Band dann der Friedensnobelpreisträgerin und Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, die in Myanmar unter Arrest steht. Dazu kommen c.a. 50 Fans auf die Bühne, die Masken mit dem Portrait der Asiatin tragen.
Auch bei „Sunday Bloody Sunday“ verstecken U2 eine politische Botschaft, denn währenddessen wird die Bühne ganz in grün angeleuchtet, den Farben des Protestes im Iran. Schließlich dürfen die Berliner auch selbst aktiv werden und Nelson Mandela eine Geburtstagshymne singen.
Die Setlist unterscheidet sich insgesamt nicht großartig von den bisherigen Konzerten der Tour, jedoch spielen die vier speziell für Berlin den Song „Stay“ aus dem Wim Wenders Film „In Weiter Ferne So Nah“. „Stay“ ist neben „One“ einer von zwei Songs an diesem Abend der in der Hauptstadt geschrieben wurde.
Mit einem „Berlin, du bist so wunderbar, Berlin“ verabschieden sich Bono und seine Jungs nach einer berührenden Version von „One“, bei der die Band kaum angestrahlt wird um die gezückten Feuerzeuge und Handys besser zur Geltung zu bringen. Zur Zugabe gibt es dann noch „Ultra Violet“, „With Or Without You“ und „Moment Of Surrender“. Danach wird das Publikum nach einem perfekt organisierten Abend in das Chaos der S-Bahnen entlassen.
Alles in allem ein Abend der Extraklasse, bei dem U2 zwei Stunden lang wieder einmal beweisen warum sie eine der besten, wenn nicht sogar die beste, Stationliveband der Welt sind.
Setlist:
Breathe
No Line On The Horizon
Get On Your Boots
Magnificent
Beautiful Day
Mysterious Ways
I Still Haven’t Found What I’m Looking For
Angel Of Harlem (Don’t Stop `Til You Get Enough/Man In The Mirror)
Stay (Faraway, So Close)
Unknown Caller
The Unforgettable Fire
City Of Blinding Lights
Vertigo
I’ll Go Crazy If I Don’t Go Crazy Tonight (Remix Version)
Sunday Bloody Sunday
Pride (In The Name Of Love)
MLK
Walk On / You’ll Never Walk Alone (Snippet)
Where The Streets Have No Name
One
Zugaben:
Ultra Violet (Light My Way)
With Or Without You
Moment Of Surrender