Frequency 2009! Schräge und gut gelaunte Festivalbesucher, Bierdunst, Sonne, Regen und Staub! Was will man mehr? Musik? Aber bitte! Mit Mando Diao, Kasabian, Peter Fox, JET, Glasvegas, den Editors, The Prodigy, MIA. und vor allem Radiohead gibt es ein unvergessliches Line-Up oben drauf!
Donnerstag:
Wir starten voller Erwartung in Tag 1 des Festivals.
Die Wettergötter meinen es gut mit den Festivalbesuchern, vielleicht zu gut, die Sonne brennt schon am Vormittag herunter. Aber wir wollen uns nicht beschweren, Sonnenschutzcreme ist uns dann doch lieber als ein Regencape.
Das Gelände ist riesig. Zwischen den zwei Hauptbühnen, der Race Stage und der Green Stage, braucht man im nüchternen Zustand schon mind. 10 Minuten.
Einen wunderbaren Auftakt auf der Race Stage bescheren uns die Schotten von Glasvegas. Mit seinen fast schon rührenden Ansagen und dem schottischen Akzent gewinnt Sänger und Gitarrist James Allan schnell die Sympathie der Menge. Natürlich könnte sein Enthusiasmus und die ab und an versagende Stimme auch von zu viel Bierkonsum herrühren, aber seien wir mal nicht so zynisch. Hits wie „Geraldine“ und „Daddy`s Gone“ tun ihr Übriges und so können sie ihren ersten Auftritt in Österreich klar als Erfolg verbuchen. Ein großer Erfolg ist auch der Auftritt der nächsten Band. Schon klar, Jet haben die Musikwelt nicht neu erfunden, aber wer guten Rock `n Roll zu schätzen weiß, und dahinter keine tiefgründigen Lyrics sucht, der wir hier gut bedient. Die Australier rocken was das Zeug hält und Chris gibt hinter den Drums alles. Mit ihrem neuen Album „Shaka Rock“ im Gepäck und Hits wie „Are You Gonna Be My Girl“ sorgen sie für Laune und konnten auf dem Frequency sicher noch einige Fans für sich gewinnen.
Auch die The Ting Tings geben ihr Bestes. Sie bringen die Massen vor der Bühne zum kollektiven „That’s Not My Name“ und „Shut Up And Let Me Go! HEJ!“ rufen.
Vor der Race Stage wird es langsam immer voller und schließlich betritt der heißeste Pornoschnäuzer der Musikszene die Bühne. Das Publikum kann sich dem Charme und der Bühnenpräsenz von Jesse „The Devil“ Hughes und seiner Truppe, den Eagles of Death Metal, nicht entziehen. Bei Songs wie „Cherry Cola“ oder „Wanna Be In LA“ bleibt kein Fuß mehr still. Die Menge und vor allem die „Ladies“ sind Jesse und seinen Mannen treu ergeben, was sich in Eagles-Sprechchören äußert, die wir in dieser Art nur hier gehört haben. Jesse ist nun mal der Inbegriff eines Rockers! Und wo die Sonnenbrille bei ihm noch das sexy Rocker-Image ergänzt, wirkt sie bei Tom Meighan etwas distanziert.
Die Erwartungen an Kasabian waren groß, genießen sie doch im Heimatland Megastar-Status. Und sie liefern auch eine solide Show ab, aber so recht will der Funke nicht aufs Publikum überspringen. Wo Jesse es nicht nötig hat die Leute zu animieren, wirken Tom’s ständige „Hey Austria…hands up….come on“- Rufe fast schon anstrengend. Für die Zukunft wäre etwas weniger Gallagher-Attitüde ratsam. Der Hauptact des Tages ist Peter Fox und seine Affenbande. Aber wenn man schon der Hauptact ist, so soll einem auch der Schluss gehören. So machen wir erstmal weiter mit den anderen Bühnen:
Auf der Greenstage toben sich derweil die Dänen von Dúné aus und präsentieren vor allem ihre neue Single „Heat“. Kein Titel wäre passender an diesem Tag. Auch Selig bringen keine Abkühlung und sorgen mit ihrem Hitrepertoire für erste Kratzstimmen vom ständigen Mitgröllen. Noch heißer geht es dann bei Rise Against zu. Zahlreiche Fans der amerikanischen Punk Rocker versammeln sich dicht gedrängt vor der Bühne und feiern Tim McIlrath mit seiner Band.
Neben der Race Stage und Greenstage ging es natürlich auch auf der Open-Stage und der Weekender Stage heiß zu. Obwohl diese beiden Bühnen in kühlen Hallen positioniert sind, kommen die Zuschauer auch hier mächtig ins Schwitzen. Vor allem vor der Weekender Stage. Zu dieser kann man nur eines sagen: Klein, aber fein! Natürlich fällt das Publikum übersichtlicher aus, aber hier findet man die wahren Musikliebhaber, fernab vom Mainstream. Der Höhepunkt der Hallenbühnen am ersten Frequency Tag ist ohne Frage The Airborne Toxic Event. Die Indierocker aus den USA spielen mit viel Herzblut und Einsatz, was auch das Publikum zu schätzen weiß.
Und nun wie versprochen zum Hauptact: Peter Fox! Der an diesem Tag einen schönen, chilligen Abschluss bildet. Zusammen mit seiner Trommler-Truppe besingt er sein „Haus am See“ und bring mit „Alles Neu“ einen Dschungel aus mindestens 40.000 Zuschauern zum Tanzen.
Freitag: = Radiohead-Tag
Keine Frage, Radiohead ist bestimmt einer der am sehnsüchtigsten erwarteten Acts dieses Festivals. Es ist der erste Auftritt der Indiegötter in Österreich, wie auch der einzige im deutschsprachigen Raum für dieses Jahr. Sehnsüchtig wartet also am Freitag die Festivalgemeinde auf die fünf Engländer. Die Wartezeit wird nicht langweilig, denn auch an diesem Tag reiht sich ein Highlight an das nächste an.
Der Opener des Tages auf der Race Stage ist The International Noise Conspiracy. Die schwedischen Jungs versetzen uns mit ihrem 60’s Rock in Woodstock-Feeling und der charismatische Frontmann Dennis lässt insbesondere die Herzen der weiblichen Festivalbesucher höher schlagen. Schließlich wagt er sogar ein Bad in der Menge. Aber neben den optischen Qualitäten darf man das Wichtigste nicht vergessen: Die Jungs machen richtig gute Musik, die weit tiefgründiger ist als vielleicht angenommen.
Das nächste Highlight folgt am Nachmittag: Ex-Pulp-Sänger Jarvis Cocker beehrt Österreich. Dieser Mann ist eindeutig eine Klasse für sich. Trotz Hitze wird nicht auf Cordhose und Jacket verzichtet. Jarvis bedarf es keiner Tricks um sich die Herzen des Publikums zu erschleichen, das erreicht er schon mit seinem ganz eigenen Charme. Gleich zu Beginn versucht er sich im Erraten der Namen einzelner Festivalbesucher und stimmt so auf „Angela“ ein. Es folgen weitere Songs aus dem aktuellen Album „Further Complications“, aber er gib
t auch Songs aus dem Debütalbum, wie etwa „Fat Children“, zum Besten. Also bis demnächst auf Jarvis-Island! Farin Urlaub liefert mit seinem zahlreich angereisten Racing Team eine passable Show, die allerdings von den heiß ersehnten Jungs von Bloc Party in den Schatten gestellt wird. Was danach kommt ist pure Magie, aber dazu gleich mehr, denn auch an dem Samstag bietet die Greenstage zahlreiche tolle Acts, die fast ein wenig durch die Race Stage und den alles überragenden Radiohead Auftritt in Vergessenheit gerückt sind.
Die Hauptacts der Greenstage richten sich an diesem Tage etwas mehr an die 30-Plus Generation. Denn als Mark Allmond die Bühne betritt, ist das Durchschnittsalter davor wesentlich höher als zur gleichen Zeit vor der Race Stage. Aber diejenigen, die jetzt vor der Greenstage feiern, singen lauthals die 80er Hymnen mit und flippen bei „Tainted Love“ so richtig a
us. Es ist auch das gleiche Publikum, dass man während des Grace Jones Auftritts vor der Bühne findet. Die Dame, die schon die 60 überschritten hat, lässt sich ihr Alter so gar nicht anmerken und sorgt auch vor einem, Radiohead sei dank, eher überschaubaren Publikum für tanzende Füße und heisere Hälse.
Die Weekenderstage lockt an dem zweiten Festivaltag ebenso mit so manchem Leckerbissen. Das erste „Hallenhighlight“ liefern vier Jungs aus Southend Essex: die Baddies. Alle in „Uniform“, bestehend aus blauem Hemd, schwarzer Jeans und Marten’s, betreten sie die Bühne. Ihre Show ist Punkrock in Reinkultur! Die Energie dieser Musik reißt die Zuschauer sofort mit. Wer die Baddies einmal live erlebt, weiß, dass er wiederkommen wird.
Gleich nach den Baddies betritt eine zierliche junge Frau die Bühne und stimmt ihre Gitarre: Wallis Bird, eine irische Sängerin und Songschreiberin, begeistert ihr Publikum mit ihrem Enthusiasmus, ihrer Stimme und Authentizität. In Irland schon mit etlichen Preisen bedacht, wird sie auf dem Festland sicher auch schnell ihren Weg machen, da sind wir uns sicher.
Neben Grace Jones tritt noch eine Band in den Konkurrenzkampf mit Radiohead. Auch Official Secrets Act treten gleichzeitig mit den Oberheadlinern des Festivals auf. Dennoch ist das Quartett aus Leeds ein absolutes Must-See! Leider sind sie nur zu dritt, denn Drummer Alex kämpft noch immer mit den Folgen eines Fahrradunfalls Anfang Februar. Aber auch heute finden sich treue Indie-Musikliebhaber vor der Weekenderbühne ein, anstatt wie die meisten anderen Thom Yorke zu lauschen, und singen „I like her, she likes me, I like her, she likes me….!“.
Aber nun zum größten Leckerbissen des Tages. Das, worauf alle gewartet haben: Radiohead! Das, was uns die fünf Briten liefern ist pure Magie! Ein fast 2,5 Stunden langes Set, das aus 23 Songs besteht, läßt keine Wünsche offen.
Die dargebotene Lichshow macht einfach nur sprachlos und der typische Radiohead-Sound ist so gewaltig, das er einem vor Glück die Tränen in die Augen treibt. Ob nun „Street Spirit“, „All I Need“ oder „Karma Police“, hier bleibt keine Emotion verschont. Fast andächtig lauschen die Fans ihren Idolen. Die Atmosphäre ist einfach unbeschreiblich und verursacht Gänsehaut auf Gänsehaut auf Gänsehaut pur. Selbst das Wetter ergab sich der Magie und statt des angekündigten Unwetters, umweht uns nur ein laues Lüftchen. Radiohead liefert uns mit ihrem Auftritt ein audiovisuelles Feuerwerk, welches nur schwer in Worte zu fassen ist. Hier muss man einfach dabei gewesen sein!
Samstag: „Singing in the Rain“
Nun ganz ohne Regen kommt das Frequency, trotz Standortwechsel, wohl doch nicht aus. Am letzten Tag des Festivals heißt es stylingtechnisch rein in Regencape und Gummistiefel. Denn was ein wahrer Festivalbesucher ist, der lässt sich nicht von ein paar Regentröpfchen abhalten.
Umso erstaunlicher ist auf der Race Stage der Auftritt von The Sounds. Denn hier hat die Frontfrau Maja Ivarsson für die Männerwelt einen Augenschmaus parat und liefert trotz kühlen Temperaturen eine doch recht freizügige Show.
Und freizügig geben sich auch The Subways, oben ohne, zumindest der männliche Part der Band, stürmen sie die Bühne und haben von Beginn an das Publikum fest im Griff. Nicht zu Unrecht als eine der besten Live-Bands dieser Zeit gehandelt, bringen sie die Leute mit „Shake! Shake!“, „O Yeah“ oder „Turnaround“ zum Hüpfen. Mit „Du bist die Sonne, du bist die Einzige, du bist so cool, Frequency you`re Rock n Roll…“ beweisen Billy, Charlotte and Josh bei ihrem Smasher „Rock `n Roll Queen“ nicht nur Deutschkenntnisse, sondern bringen das Publikum nun vollends zum Ausrasten.
Da ist die darauffolgende Portion Melancholie wohl nicht das Richtige für die aufgekratzte Menge. Denn die Editors, die britische Indierockband um die markante Baritonstimme von Tom Smith, tun sich etwas schwer das Publikum mit ihrem eher düsteren Sound für sich zu gewinnen. Was eindeutig am ungünstigen Slot und nicht an ihrer Performance liegt. Dann heißt es auch schon „Eene, Meene, Miezzz!“ Klar, vor Mando Diao aufzutreten ist keine leichte Aufgabe für die Band MIA. aus Berlin, denn die Fans der schwedischen Rocker drängen sich jetzt schon vor die Bühne und machen auch keinen Hehl daraus, dass sie nur auf Björn und Co warten.
Davon unbeeindruckt versprüht die Band um Frontfrau Mieze Energie und Laune. Mit blinkenden Herzen, einer im wahrsten Sinn des Wortes strahlenden Mieze und tollen Kostümen bietet man dem Publikum eine rundum gelungene Show. Nun aber zum momentan europaweit meist gehypten Act, Mando Diao. An ihrem Hit „Dance With Somebody“ kommt 2009 keiner vorbei. Der Auftakt mit „Sheepdog“ ist auch verheißungsvoll, jedoch verschwindet der Elan der Band schnell in einer Routine, die sich erst am Ende bei „Long Before Rock ´n Roll“ eben in Rock`n Roll auflöst. Keine Frage, Mando Diao liefert eine gute Show ab, jedoch wird man das Gefühl nicht los, dass etwas fehlt. Die Menge tobt dennoch. Der Hauptact der Racestage kommt, wie das Beste immer, zum Schluß!
Die Greenstage verwandelt sich am letzten Festivaltag zu einem Meer aus Matsch. Bereits bei dem Österreich-Debüt von Auletta gießt es wie aus Kübeln. Und dennoch lassen sich weder die Jungs aus Mainz, noch das Publikum die gute Laune verderben. Wir erleben tanzende Regenponchos und vier gutgelaunte deutsche Indierocker, die alles nur „leiwand“ finden. Zu schade, dass die Jungs von Polarkreis 18 auch an diesem Tag nicht auf ihre weißen Anzüge verzichten wollen. Die Matsch und Grasflecken sind bestimmt nur schwer wieder zu entfernen. Thomas D nimmt das Wetter eher locker und rappt einfach drüber hinweg und auch Culcha Kandela schafft es mit fröhlichen Reimen die Zuschauer zum Hüpfen und Matschspritzen zu bringen.
Ein Glück, dass es die Weekenderstage gibt. In den Hallen bleiben die Zuscher trocken und können großartige Acts wie z.B. The Black Box Revelation feiern. Und da bekommen alle die Prise echten Rock zu sehen, die bei Mando Diao leider etwas gefehlt hat. Nur Gitarre und Schlagzeug reichen den zwei belgischen Jungs, um uns in die Zeiten des guten alten Rock á la Rolling Stones oder Led Zeppelin zurückzuversetzen.
Den krönenden Abschluß des Festivals liefern die Herren von The Prodigy. Sie verwandeln binnen Sekunden die Bühne zur Hölle und die Massen zu ihrer Brut. Die Beats fliegen allen nur so um die Ohren, Fan oder nicht, jeder tobt und hüpft. Spätestens bei Hits wie „Breathe“ oder „Smack My Bitch Up“ gibt es kein Halten mehr und tausende Zuschauer verwandeln das Frequency Gelände in einen überdimensionalen Hexenkessel.
Ein würdiger Abschluß eines beeindruckenden Festivals. Das unglaubliche Line Up bedarf keiner Kommentare, denn es läßt einfach keine Wünsche offen! Aber wie es so ist bei einem solch großen Festival, kann man sich einfach zerreißen. Einige Acts bleiben von unserer Anwesenheit verschont, denn vor vier Bühnen gleichzeitig zu sein, schafft leider niemand. Trotz Hitze, Schweiß, Staub, Regen, Matsch und Bierduschen ist das Frequency Festival eine gelungene und friedliche Veranstaltung. Also, bis zum nächsten Jahr Frequency!