Nachdem Emiliana Torrini den ganzen Sommer dank Heidi Klum durch den Hitparadendschungel spazierte, besuchte sie nun nochmals die Hauptstadt und bewies, dass sie noch so viel mehr zu bieten hat als Dschungeltrommeln.
Ja, man kennt dieses Phänomen, wenn der liebste Künstler auf einmal von jedem gekannt und geliebt wird. Da sagt man dann schnell: Ach, die sind doch eh alle nur wegen des einen Liedes da, die lieben die Musik nicht so wie ich.
Ähnliche Gedanken kann man auch in einigen Gesichtern der Fans von Emiliana Torrini lesen, als wir die Columbiahalle betreten. Zudem stellt man sich die bange Frage, ob sich hier in der doch recht großen Halle die Faszination und die Magie so verbreiten können, wie man sich das von Frau Torrini auch wünscht. Zunächst einmal bestreitet allerdings Lay Low, eine kleine, niedliche isländische Sängerin, den Support auf der großen Bühne. Ganz allein mit ihrer Gitarre und einer Begleitung versucht sie mit ihren zerbrechlichen Liedern gegen das doch noch wuselige Stimmengewirr anzukämpfen. Ganz gelingen mag ihr das nicht. Sicherlich haben die Songs etwas sehr Zauberhaftes, erzählen sie wunderschöne Geschichten, doch irgendwie stellt man sie sich in einer kleinen Bar vor, nicht in der großen Columbiahalle.
Dann nach kurzer Umbauphase hört man ein lautes „Wuuusch“ und drei große Banner mit dem Artwork zu Emiliana Torrinis aktueller Platte „Me And Armini“ werden entrollt und die ersten Töne zu „Dead Duck“ ertönen als Intro. Plötzlich steht sie vor uns – Emiliana Torrini in wunderbar hippieskem kurzem Kleid im modischen Violett mit verspielten Mustern und lustigen Federn im Haar, passend dazu verzieren kleine Glöckchen ihren Mikrofonständer. Gleich mit den ersten Tönen hat sie schon gewonnen. Ein warmes Gefühl breitet sich im Bauchraum aus, ein Lächeln schummelt sich aufs Gesicht und Gänsehaut auf den Arm als die Band zusammen mit Emiliana „Fireheads“, gleich einen ersten Höhepunkt, anstimmt. Von Anfang an besticht Emiliana mit ihrem Charme, ihrer Präsenz und ihrer wirklich immens guten Live-Stimme, die stellenweise noch mehr ins Herz trifft als auf Platte. Zudem beweist sie zwischen den Songs, dass sie eine unglaubliche Entertainerin ist, indem sie immer wieder kleine Anekdoten erzählt in einem bezaubernden Gemisch aus Deutsch/Englisch. So darf man an diesem Abend vom Geist der Armini-Stalkerin aus „Me And Armini“ in Emilianas Whiskey erfahren, als sie den Song schrieb oder auch, dass sie auf einer Autobahnraststätte als Toilettenperverse gebrandmarkt wurde, nachdem sie doch nur die lustige Toilettenverkleidung für eine Freundin fotografieren wollte.
Auch die Band weiß neben ihrer Frontfrau zu überzeugen. Hier wird nicht einfach nur live gespielt, sondern werden die Songs mit liebevollen Details wie Vogelgezwitscher und Türknarzen musikalisch untermalt und somit eine wirklich schöne Atmosphäre geschaffen. Ins Auge fallen dabei zudem die unglaublich vielen verschiedenen Gitarren und diverse andere Instrumente und das stilsichere, durchgängig elegante Outfit der Band. Musikalisch liegt der Fokus der Show natürlich auf „Me And Armini“, von dem nur zwei Songs nicht gespielt werden, aber auch die Fans der vorigen Platten „Fisherman’s Woman“ und „Love In The Time Of Science“ kommen auf ihre Kosten.
Das Publikum selbst wartet wider Erwarten nicht nur auf „Jungle Drum“, sondern genießt das gesamte Repertoire dieser wunderbaren Künstlerin, die mit den Höhepunkten auch nicht spart. Ob nun „Birds“, „Gun“,„Beggars Prayer“, „Heartstopper“, „Nothing Brings Me Down“ oder „Today Has Been OK“, man kann sich nicht entscheiden. Ganz betrunken von all der Glückseligkeit verfällt das Publikum daher zusammen mit der Band auch zur Zugabe in einen kollektiven Singsang zu „Dear Prudence“. Die Welt kann manchmal so schön sein. Schade, dass die Zugabe dann nach drei Liedern trotzdem vorbei ist, auch wenn das nicht ganz dem Wunsch des Publikums entspricht, das weiter frenetisch jubelt.
Als Fazit bleibt also festzustellen, dass die Magierin aus Island auch in größerem Ambiente zu verzaubern weiß. Die Besucher der Columbiahalle würden das mit Sicherheit sofort unterschreiben.
Setlist:
Fireheads
Heartstopper
Today Has Been OK
Big Jumps
Lifesaver
Sunny Road
Hold Heart
Nothing Brings Me Down
Me And Armini
To Be Free
Unemployed In Summertime
Jungle Drum
Tuna Fish
Haha
Beggars Prayer
Birds
Gun
Encore:
Dear Prudence
Fisherman’s Woman/ Sea People
Heard It All Before
wo kann ich denn unterschreiben? Wäre bereit. Schöner Bericht.