Betritt man an diesem Freitagabend die Arena, fühlt man gleich sich zurück in die 60er Jahre versetzt. Oben an der Decke hängt eine große Discokugel und auch der Bühnenaufbau mit hoher weißer Showtreppe, auf der das Schlagzeug aufgebaut ist, tut hier sein übriges.
Ist man hier wirklich auf einem Mando Diao Konzert? Die fünf Schweden waren bisher nicht unbedingt für eine aufwändige Bühnenshow bekannt. Aber mit wachsendem Erfolg und immer größer werdenden Hallen fahren sie schwere Geschütze auf. Denn neben der passenden Bühnenkonstruktion zum aktuellen Album gibt es große Leinwände, eine aufwändige Lichtshow und am Ende, man mag es gar nicht schreiben: Konfettiregen.
Aber der Reihe nach. Überpünktlich steht ein blonder Junge mit Anzug und Krawatte auf der Bühne, die Akustikgitarre um den Hals. Die meisten haben ihn sofort erkannt: Es ist Carl Norén, seines Zeichens jüngerer Bruder von Mando Diao Sänger Gustaf, der mit Gitarre, Keyboard und Mundharmonika sein Talent als Multiinstrumentalist beweist. Musikalisch klingt das alles sehr nett, wobei die Texte, die sich natürlich rundum die Liebe drehen, doch deutlich hinter der Musik zurückbleiben.
Dann folgt die erste positive Überraschung des Abends: The Rumble Stripes.
Die Jungs aus England begeistern mit ungewöhnlicher Instrumentierung, die über die übliche Bandkonstruktion Gitarre – Bass – Schlagzeug hinausgeht. Ausgestattet mit Saxophon,Trompete und sehr tanzbaren Songs haben sie das Publikum schnell auf ihrer Seite. So ernten sie am Ende ihres Sets nicht nur höflichen Applaus, sondern wahre Begeisterungsstürme. Eine Band, deren Livequalitäten man im Auge behalten sollte.
Langsam wird es Zeit für die die fünf Jungs aus Schweden, die heute Abend von zwei Backgroundsängerinnen unterstützt werden. Als Intro werden Bilder aus alten Schwarz-Weiß-Filmen, unterlegt mit Opernmusik gezeigt, bevor die Bühne in blaues Licht getaucht wird und Mando Diao mit „Blue Lining White Trenchcoat“ loslegen. Die Akustik, mit der die Arena häufig zu kämpfen hat, ist auch heute leider nicht vom Feinsten. Aber damit muss man wohl rechnen, wenn man hier ein Konzert besucht.
Mando Diao haben das Publikum schnell auf ihrer Seite und vor allem Gustaf, der rätselhafterweise einen Vampirumhang trägt, weiß genau mit welchen Gesten und Bewegungen er das größtenteils weibliche Publikum zum Ausrasten bringen kann. Oft fragt man sich allerdings, wieviel hier spontan ist und wieviel einstudiert.
Musikalischer Höhepunkt sind überraschenderweise nicht ihre größten Hits, sondern „The New Boy“, „All My Senses“ und „Gold“, die von Gustaf und Björn auf einer kleinen Bühne in der Mitte der Arena akustisch vorgetragen werden. Diese Versionen beweisen, dass Mando Diao nicht nur Partyhymnen schreiben können, sondern ihnen auch ruhigere Momente gut stehen.
Man kann Mando Diao sicher einiges vorwerfen, zu viel Show, zu viel Routine, aber musikalisch stimmt hier fast alles. Denn die Energie, die sie transportieren, schlägt sich schnell im Publikum nieder, das nicht nur bei den obligatorischen Songs wie „Down In The Past“ und „Dance With Somebody“ begeistert mitgeht. Auch die Setlist orientiert sich glücklicherweise nicht nur an den letzten Veröffentlichungen der Band, sondern hält einige Überraschungen parat, die vor allem den Fans der ersten Stunde gefallen dürften.
Mit der Aufforderung „Go Out Tonight“ und der bereits erwähnten Befeuerung der Konfettikanone geht dann nach drei Zugaben und gut 100 Minuten das Konzert zu Ende. Und irgendwie hofft man inständig, die Schweden bald wieder in kleineren Hallen bewundern zu können.
Setlist:
Blue Lining
God Knows
Lady
Tv and Me
Buming Up
Long Before Rock’n Roll
You Can’t Steal My Love
The New Boy (Acoustic)
All My Senses (Acoustic)
Gold (Acoustic)
Never Seen The Light Of Day
A Decent Life
Give Me Fire
Down In The Past
High Heels
Gloria
Mean Street
Sheep Dog
Dance With Somebody
Go Out Tonight