Die Euphorie war groß, als zwei Tage vor den Mtv European Music Awards bekannt wurde, dass die Foo Fighters nicht nur bei der Awardshow auftreten, sondern vorher ein „Geheimkonzert“ im Postbahnhof in Berlin geben würden. Zu recht, denn die Amerikaner lieferten eine grandiose Show, die jeden einzelnen der Anwesenden mitgerissen haben dürfte.
Eine ungewohnt kleine Location ist der Postbahnhof für die Superstars aus Amerika, treten sie doch sonst nicht vor 700 Zuschauern auf, sondern füllen problemlos die Stadien dieser Welt.
Es ist kurz nach halb Elf als Dave Grohl und seine Band die Bühne betreten und mit „The Pretender“ loslegen. Die Richtung ist klar: hier wird heute gerockt was das Zeug hält. Der Funke zum Publikum springt in dem kleinen Club sofort über, es wird mitgesungen und gehüpft, da müssen die Jungs und das Mädel auf der Bühne gar nicht viel machen.
Wünsche bleiben an diesem Abend kaum offen. Die Foo Fighters geben sämtliche Hits ihrer nun doch schon knapp 15 Jährigen Bandgeschichte zum Besten. Neben „My Hero, „Times Like These, „Monkey Wrench“ oder „Big Me“ spielen sie aber auch einige Klassiker und ältere Lieder wie „ Aurora“, „Wattershed“, „Hey, Johnny Park“ oder „Generator“. Aber auch die beiden neuen Songs „Wheels“ und „Word Forward“, die vom Publikum etwas zurückhaltender aufgenommen werden, dürfen natürlich nicht fehlen. Eine Setlist existiert zwar, aber daran hält sich heute niemand.
Überhaupt wirkt die Band, die hier in Berlin ihr erstes Konzert dieses Jahr spielt, unglaublich frisch und gut gelaunt. Ihre Spielfreunde meint man an jedem gespielten Ton hören zu können. Zu Atem kommt das Publikum gerade zu Beginn kaum, denn die ersten Songs werden einem ohne Pause entgegengeschmettert.
Erst später, in den Momenten, in denen sich Dave Grohl seine Akusitkgitarre schnappt, um ruhigere Lieder wie „Skins and Bones“ oder „Cold Day In The Sun“, bei dem er Taylor Hawkins das Singen überlässt, anzustimmen, ist dann auch mal Zeit zum Durchatmen. Oder wenn er, gut gelaunt wie eh und je, seine Qualitäten als Entertainer beweist, den Postbahnhof unterhält, Grimmassen zieht und jeden seiner sechs Mitmusiker ein Solo vorspielen lässt. Besonders bejubelt wird da das – unter Foo Fighter-Fans allseits bekannte – „beste Triangelsolo der Rockgeschichte“ seines Gastmusikers Drew Hester, jetzt aber auch zum allerletzten Mal live, wie Dave augenzwinkernd versichert.
Zwischendurch erkundigt sich Grohl immer wieder mit gespielter Besorgtheit „Are You Done yet?“. Die Antwort sparen wir uns an dieser Stelle.
Nach mehr als zwei Stunden Spielzeit und 26 Songs ist dann aber trotzdem Schluss und die Foo Fighters beenden mit – na klar – dem grandiosen und nah an der Albumversion gehaltenen „Everlong“ standesgemäß ihr Set. Und man fragt sich wirklich, „If Anything Could Ever be This Good again“.
Trotz der verzweifelten Rufe nach einer Zugabe: das Konzert ist zu Ende und die Zuschauer zurück in der Realität mit dem Wissen eines der besten Konzerte in diesem Jahr miterlebt haben zu dürfen.