Sei offen für Neues! Wer diese Parole beherzigt, ist am heutigen Abend für das Konzert der Bristoler Band BEAK> bestens gerüstet. Mit experimentellen Klängen, gedämpft-effektiertem Gesang und ungewöhnlicher Bühnenbeleuchtung, schafft die Band um Portishead-Kopf Geoff Barrow eine Atmosphäre, die den Besucher in eine ganz eigene Welt entführt und mit durchaus gemischten Gefühlen in die Nacht entlässt.
So recht wohl fühlt man sich heute im Gebäude 9 nicht. Der Raum ist noch nicht einmal zur Hälfte gefüllt, die Musik, die aus den Boxen ertönt, ist eher bedrückend als motivierend und vom typisch hektischen Treiben kurz vor Konzertbeginn ist nichts zu sehen, so dass man sich eine Stunde nach Einlass das erste Mal fragt, wann es hier überhaupt losgehen wird. Noch verunsicherter ist man, als im Abstand von wenigen Minuten drei Männer aus dem Publikum auf die Bühne steigen, um sich dort zur Band „Thought Forms“ zu komplettieren. Verkrampfte, penetrant-repetive Gitarrenriffs, beschwörend unverständliches Gemurmel und ein durch Handtücher abgedämpftes Schlagzeug rufen ringsumher verstörte Gesichter hervor. Nach nur 5 Songs ist das Treiben wieder vorbei, aber die unbehagliche Stimmung hält weiter an. Punkt 22 Uhr steht dann das nächste Trio auf der Bühne – deutlich souveräner, deutlich motivierter und hin und wieder sogar zu Scherzen aufgelegt. Geoff Barrow, Billy Fuller und Matt Williams haben sich erst im Januar diesen Jahres zu BEAK> formiert und in gerade mal 12 Studiotagen ihr selbstbetiteltes Debütalbum eingespielt. Präzise und harmonisch vermischen sich ein reduziertes Schlagzeug mit prägnaten Bassläufen und schnarrzigen Keyboard-Elementen. Gesang wird fast völlig vernachlässigt oder besteht, wie bei „Iron Action“ nur aus Wortfetzen, die solange durch das Effektpult gejagt werden, bis sie äußerst befremdlich und nicht mehr wirklich irdisch klingen. Im Gegensatz zur vorherigen Darbietung kreiert sich hier ein atmosphärischer Sog, der die Sinne rein auf die Musik konzentriert. Die Protagonisten verschwinden immer wieder im grellen Licht der zwei übergroßen Scheinwerfer, die genau auf das Publikum gerichtet sind. Legen andere Künstler Wert auf farbliche Lichtakzente, wird hier bei überwiegend tagheller Beleuchtung agiert, nur der letzte Song „Battery Point“ findet in gänzlicher Finsternis statt. Ein klares Zeichen dafür, dass gute Musik keinen Schnick Schnack nötig hat um zu überzeugen. Ohne Zugabe, dafür aber mit reichlich Applaus, geht ein durchweg surreales Konzert zu Ende. Wer auf der Suche nach musikalischer Horizonterweiterung ist, der sollte den nächsten Deutschlandbesuch von BEAK> nicht verpassen.
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