Eine äußerst laute Anlage, euphorische Fans, eingeschränkte Sichtverhältnisse: Ein Rockkonzert, wie es im Buche steht, darf das Publikum am Abend des 3. Dezembers in der leider nur zur Hälfte gefüllten Maria am Ostbahnhof erleben. Julian „Jules“ Casablancas, seines Zeichens Sänger der Band The Strokes, wandelt auf Solopfaden, um beim einzigen Deutschland-Konzert der Europatour sein erstes Album „Phrazes Of The Young“ zu präsentieren.
Um 21:07 Uhr betritt der New Yorker in Schwarz und Leder unter Begeisterungsstürmen seiner Anhänger, die nicht einmal einen vorhergehenden Act über sich ergehen lassen mussten, die Bühne und legt unmittelbar mit „Ludlow Street“ los. Beeindruckend lässt Casablancas die vorhergehende Wartezeit vergessen. Ein wildes Konzert lebt auch von den Posen des Sängers – und davon zeigt Jules nicht zu knapp. Vom garagenrockigen Bezirzen des Mikroständers bis hin zur Kommunikation mit dem Publikum: Herr Casablancas beherrscht die Bühne. Und zeigt diese Autorität sehr deutlich, wenn auch die Professionalität manchmal eine gewisse pflichtbewusste Routine durchblicken zu lassen scheint. Im Blitzlichtgewitter setzt der Sänger in heroischem Sprung die über der Bühne hängende Discokugel in Bewegung und plaudert fröhlich mit den, Sympathiebekundungen brüllenden Fans der ersten Reihen. Nach „River of Brakelights“, dem klassisch bis unruhigen „Out of the Blue“ kommt es zu einem kleinen Tricolore-Intermezzo zwischen einem italienischen Fan und „Giulianoooo!“, bevor Casablancas die 11th Dimension präsentiert. Ein Liedwunsch aus den Zuhörerreihen wird lachend abgeschmettert, die Alternative „Old Hollywood“ dürfte den Abgeblitzten jedoch versöhnen, eine etwas düster-hypnotisch und elektronisch angehauchte B-Seite. Der folgende, von Casablancas grinsend als „Cover“ angepriesene ruhige Strokes-Song „I’ll Try Anything Once“ lässt die ohnehin schon berauschten Reihen toben. Die Überleitung zum langsamen „Glass“ mit einem in ganzem Klangensemble mündenden Gitarrensolo wird durch die kurze schnelle Nummer „New One“ unterbrochen. Nach neun Songs und zwei Zugaben verlässt Julian Casablancas nach exakt 53 Minuten die Bühne und lässt ein, wenn auch recht kleines, aber dennoch äußerst euphorisiertes Publikum zurück.
Ein kurzer Auftritt – aber trotzdem, oder vielleicht sogar gerade deshalb bleibt das Konzert unweigerlich im Gedächtnis. Ein großartiger Sänger mit beeindruckendem Charisma und einer ausgesprochenen bühnenpräsenten Professionalität: Jules Casablancas beherrscht das Publikum und lässt so über kleine Unstimmigkeiten im Bild und in der Rahmenhandlung hinwegsehen. Ein rundes Konzert.