Ein Abend zum uneingeschränkten Wohlfühlen – AIR machen auf ihrer „Love 2“ – Tour halt in Berlin und verzaubern mit ihren warmen Klängen die Zuschauer.
Es ist voll an diesem Mittwochabend im Huxleys. Das Konzert ist schon seit Wochen ausverkauft. Trotz der Kälte, die draußen herrscht, stehen verzweifelte Menschen vor dem Club und suchen noch nach den letzten Karten. Allen, die dennoch kein Glück haben, sei an dieser Stelle gesagt, dass sie eine ganze Menge verpasst haben.
Es ist kurz nach neun, als die Franzosen die Bühne betreten. In strahlendes Weiß gekleidet, legt das Duo, das Live von einem Schlagzeuger unterstützt wird, ohne großes Intro los. Natürlich weiß man vorher, was neben der Musik, die man zu hören bekommt, auf der Bühne passiert, wenn man ein AIR-Konzert besucht: nämlich nichts. Naja, fast nichts.
„JB“ Dunckel steht halb verdeckt hinter einem Berg von Tasteninstrumenten auf der einen Seite, während sein Partner Nicolas Godin meist eine Gitarre oder ebenfalls Tasteninstrumente auf der anderen Seite bedient. Kaum zwei Schritte bewegen sich die Beiden während des Konzerts von ihren Arbeitswerkzeugen weg. Auch Blickkontakt zwischen den Musikern gibt es nicht, da herrscht blindes Verständnis. Würde man diese Show von zu Hause aus im Fernsehen verfolgen, würde es vermutlich nicht lange dauern und man befände sich zu den teilweise sehr ruhigen elektronischen Klängen im Reich der Träume. Aber live ist das eben doch etwas ganz anderes.
Die Songs entwickeln hier eine ganz andere Dynamik als auf CD und AIR beweisen, auch mit Hilfe ihres wunderbar auf den Punkt spielenden Schlagzeugers, dass man elektronische Musik eben doch live spielen kann. Teilweise dezent und teilweise sehr deutlich umarrangiert, wirken die Stücke um einiges eindringlicher.
Einen großen Teil ihrer Livewirkung hat auch mit der Beleuchtung der Bühne und den zu jedem Song wechselnden Visuals zu tun, die auf eine große Leinwand und auch auf die Decke und Wände um die Zuschauer projiziert werden. Ob Wolken, Schnee, Kreise oder abstrakte Zeichnungen, in Verbindung mit der Musik und den langen Instumentalparts entfaltet sich hier eine ganz eigene, fast hypnotische Wirkung.
Der Beginn des Konzerts steht ganz im Zeichen des aktuellen Albums. Nach „Do The Joy“ folgen „So Light Is Her Footfall“ und der Titelsong „ Love“, bevor sie sich an „Remember“ aus „Moon Safari“ wagen. So langsam kommt auch das anfangs sehr zurückhaltende Publikum auf Betriebstemperatur, was wohl auch daran liegen mag, dass das aktuelle Album nicht ganz mit den älteren Veröffentlichungen der Band mithalten kann.
Natürlich werden aber auch die ganz großen Hits der beiden Franzosen gespielt. „Cherry Blossom Girl“ oder „Sexy Boy“ zum Beispiel. Monsieur Dunckels Kopfstimme, die bei beiden Songs zum Einsatz kommt, ist wirklich beachtenswert und man fragt sich, warum im Studio bei einigen Songs überhaupt Sängerinnen dazu geholt wurden. Hier vermisst heute sicher niemand eine zusätzliche weibliche Stimme.
„Do You Speak French? I Hope You Can Sing-A-Long with Me in French Now“, sagt Nicolas in einem wunderbar charmantem französischen Akzent und beginnt die Melodie von „Alpha Beta Gaga“ zu pfeifen. Da aber in diesem Lied kein einziges Wort vorkommt, gilt die Aufforderung wohl das Ganze französisch zu pfeifen und nicht zu singen. Aber so perfekt wie er kriegt das wohl heute Abend niemand hin.
Den Schluss des Konzerts und des Zugabenblocks bildet das wunderbar verträumte „Femme D’Argent“ und ehe man sich versieht, schweben die Franzosen nach viel zu kurzen eineinhalb Stunden auch schon wieder von der Bühne. Schöner kann ein AIR-Konzert nicht enden.
Fotos vom Konzert; Fotografin: Roxi K.