Pünktlich sollte es los gehen. Man hätte sich als Berliner allerdings denken können. Pünktlich geht hier gar nichts los. So ist um neun der Bang Bang Club noch spärlich gefüllt, kommt die Indie-Crowd Berlins erst so langsam in den Club geströmt. Viertel vor Zehn sieht das Bild Gott sei Dank schon freundlicher aus, als Franz Lehmann, der Schlagzeuger der USE YOUR FUCKING HEADPHONES, mit schnellen Schlägen ein Quasi-Intro für die Band trommelt. Nach und nach gesellen sich aus dem Publikum Julius Liljeberg und Philipp Malong, Sänger und Gitarrist, zu ihrem Bandkollegen. Das wirkt zunächst etwas improvisiert und unstrukturiert. Auf den großen Auftritt verzichten die drei. So richtige Selbstdarsteller sind sie alle nicht. Zuweilen wirken sie fast schüchtern und lassen lieber die Musik sprechen. Deshalb legen sie auch sofort los mit ihren ins Bein gehenden Indie-Stücken. Eigentlich wie gemacht für die Kulisse an diesem Abend. Umso erstaunlicher, dass die Indie-Crowd eher abwartend reagiert und teilweise lieber noch ihren Privatgesprächen frönt. So recht Lust auf Konzert haben gerade im hinteren Bereich des Clubs wenige. Selbst als UYFH schon gleich als zweites ihren kleinen Hit „Thunderpoo“ spielen, bleibt die große Euphorie aus. Dabei hätten die Jungs diese verdient. Ihre kleinen feinen Songs, gespickt mit schnellen Rhythmen und Gitarrenschlägen, gehen sofort ins Tanzbein. Dass zeigt auch Julius immer wieder, der gar nicht still stehen mag und tippelt, hüpft, klatscht oder seine Energie in Synthesizer oder Xylophon steckt. An diesem Abend ist sein Mikrophon allerdings etwas zu leise, so dass seine sehr interessante Stimme von Gitarre und Drums beinahe übertönt wird. Dennoch beweisen sie ihr großes Potenzial und lassen immer wieder mit Songs wie „Fieca“, „Missing Comfort“ oder „Drunken Clam“ richtige Indie-Perlen aufblitzen, die wie gemacht sind für den Bang Bang Club. Selbst das Publikum wird da zum Ende hin etwas präsenter und ist aufgewärmt für Pedro Mountains Mummy.
Die Jungs fordern dann auch gleich das Publikum auf, doch etwas näher zu rücken. Und dann legen sie auch schon los mit ihren Songs, die munter die gesamte Palette der 60er Jahre zitieren. Vom Beat über Rock’n’Roll bis hin zu progressiv anmutenden Jams ist alles vertreten. Gemixt wird das Ganze noch ein wenig mit einem Schuss Arctic Monkeys. Da kann dann ja eigentlich gar nichts schief gehen. Tut es auch nicht. Dafür sind Pedro Mountains Mummy wirklich zu gut. Selbst die noch immer zu leise eingestellten Mikros von Sänger Anton und Arend lassen die immer besser werdende Stimmung nicht abreißen. Den ersten Höhepunkt bildet dann „Tiffany“, das Hotte mit rastlosen Drums startet und dann übergeht in einen beinahe bluesigen Song. „Level“ nimmt die Energie des Publikums mit und überrascht mit einem tollen Congaspiel vom Percussionisten Julian. Jetzt ist man richtig warm. Deshalb wird die Menge auch erstmal etwas abgekühlt mit den ersten langsamen, fast hypnotisierenden Tönen von „Wyoming“, das sich aber, man ahnte es schon, steigert zu einem unglaublichen Rock’n’Roll-Monster, dessen Krönung der fast flehentliche Ausruf: „You know I thank the Lord, for not giving me what I want“ ist, der durch Lüders tänzelnde Basslinie rhythmisch unterstützt wird. Das, was uns die Pedros da auf der Bühne geben, ist aber genau das, was wir wollen. So dass der Kopf automatisch hin und her wiegt bei „Autumn“. Zum Ende des Sets beweisen die Jungs dann nochmal ihr gesamtes Können. Sie stürzen sich in einen fiebrig-jammigen Instrumentalpart, der in „Songs Of Love“ mündet. Besser kann man ein Konzert fast nicht enden.
Die zunächst am Anfang des Abends beinahe gelangweilt wirkende Indie-Crowd ist auch gänzlich überzeugt und beklatscht und bejubelt die Band. Mit zwei wunderbaren Live-Bands hat der Bang Bang Club das Entrée für eine rauschende Partynacht gegeben. Die Tanzbeine sind zumindest schon mal geölt.
Setlist Pedro Mountains Mummy
1. Agenda
2. Body Lies Bare
3. Contribution
4. Tiffany
5. Level
6. Wyoming
7. Destruction/ Bathtub
8. Autumn
9. Things That I Follow
10. Instrumental
11. Songs Of Love
Fotocredit: Pedro Mountains Mummy