Mit „We build a Fire“ veröffentlichen Seabear aus Island ihren zweiten Longplayer. Nach dem erstaunlichen und überraschend gutem Debüt „The Ghost That Carried Us Away“ von 2007 bereichern uns die zum Septett angewachsenen Seabear endlich wieder mit neuen erfrischenden Indiefolk-Melodien.
Irgendwie typisch isländisch würde man als Prädikat auf jeden Seabear Song draufklatschen. Eine voluminöse Instrumentierung, verträumtes Songwriting, eine weiche, sich ins Ohr legende Stimme von Frontmann Sindri Már Sigfússon sind die ersten Gedankenströme, die durch den Kopf gehen, wenn man in „We Build A Fire“ reinhört. Das Kollektiv ist angewachsen. Die Songs sind komplexer und facettenreicher geworden. Es ist nicht mehr ausschließlich Sigfússon der im Focus steht. Seabear haben sich zu einer richtigen Band entwickelt, weg vom ursprünglichen Soloprojekt. Auf „We Build A Fire“ bringt jeder der sieben Mitglieder seine eigene Form von Kunst unter. Typische Folkelemente wie die einsetzenden Streicher oder der chorartige Gesang finden natürlich weiterhin ihren Platz in den Seabear Songs. Doch sind die Isländer stets bemüht die Abwechslung groß zu halten. So kommen neben feinen klassischen Indiefolkhymnen wie „Lion Face Boy“ oder „Softchip“ auch Balladen zum Einsatz („Cold Summer“). Das an The Cure erinnernde „I’ll Build You A Fire“ überzeugt mit dem ganz hinten platzierten „Wolfboy“ wohl am meisten. „Leafmask“ wurde anscheinend bei Jay Farrar und Benjamin Gibbard abgegeuckt. Passt es doch mit seinen Countryeinflüssen wunderbar zum musikalischen Beitrag der kürzlich veröffentlichten Kerouac-Doku.
„We Build A Fire“ klingt alles andere als nach einer Kelleraufnahme. Seabear werden reifer, verspielter und experimentierfreudiger. Verlieren dabei aber nicht die Ordnung. Das Zusammenspiel ist äußerst homogen, die Songs variieren und dem Hörer wird oft ein sehr warmes Gefühl vermittelt. Gerade zu dieser winterlichen Zeit macht „We Build A Fire“ es einem sehr gemütlich. Hinten raus könnte das Album noch ein zwei Punkte mehr machen. Manches braucht aber auch seine Zeit um zu Wirken. So wird es auch bei Seabears zweiter Platte sein. Also irgendwo ist bei jedem Song noch ein Pünktchen im Sinn.
VÖ: 26.02.2010 GAS/Morrmusic
Tracklist:
01. Lion Face Boy 6/10
02. Fire Dies Down 7/10
03. I’ll Build You A Fire 8/10
04. Cold Summer 5/10
05. Wooden Teeth 7/10
06. Leafmask 6/10
07. Softship 7/10
08. We Fell Of The Roof 5/10
09. Warm Blood 6/10
10. In Winters Eyes 7/10
11. Wolfboy 8/10
Durchschnitt: 6,5/10
Gesamt: 7/10