So langsam wird es aber spät. Kurz nach neun Uhr abends ist es bereits, da betreten Talking To Turtles aus Leipzig die Bühne. Was sie schon in der Akustik Session im Februar diesen Jahres dargeboten haben, wiederholt sich nun als Support von Angus & Julia Stone. Etwas unsicher und mit leichtem Scham versehen werden die ersten Töne angespielt. „Stones Through Thin Glas“ gibt den Zuschauern im Gebäude 9 den Weg vor, der zu gehen ist. Scheinbar überrascht reagiert das Publikum durchaus positiv. Der smarte Florian Sievers bildet den Kopf des Duos. Claudia Göhler ist für Backgroundgesang und sonstige Töne, die nichts mit der Akustikgitarre Sievers‘ zu tun haben, verantwortlich. Das Duo erfreut sich an dem immer stärker werdenden Applaus. Kein schlechter Abend für Talking To Turtles, die sonst auf kleineren Bühnen zu Hause sind. Das Debütalbum MONOLOGUE geht besonders nach dem kleinen Highlight „Beam Me up Scotty“ bestimmt später am Merchandisingstand mehrmals über den Tisch.
Das Gebäude 9 ist geschmackvoll mit Lichterketten, Blumen und kleine Lampen eingerichtet. Die aus Australien kommenden Angus & Julia Stone betreten nach einer etwas länger andauernden Wartezeit die Bühne. Mit im Gepäck haben die beiden Mitzwanziger ihren zweiten Longplayer DOWN THE WAY. Als Begleitung am Bass und Schlagzeug befinden sich die beiden New Yorker Rob Calder und Matt Johnson, die schon bei den Aufnahmen zu DOWN THE WAY aushalfen. „All Of Me“ bildet den Einsteiger in einem bunt gespickten Set aus melancholischen und groovigen Nummern. Eine leichte Distanz ist spürbar die Angus & Julia Stone zu Beginn ihrer Show dem Publikum vermitteln. Angus Stone scheint sich völlig hinter seinem zerzausten Haar, dem vollen Bart und dem Landstreicher Hut zu verstecken. Julia Stone wirkt dagegen sehr elegant, aber auch bei ihr spürt man deutlich die Schüchternheit und das Zurückhalten sämtlicher Emotionen. Doch zum Glück zeigt sich nach drei gespielten Songs ein anderes Bild. Jedoch bleibt es bei Julia Stone die gegenüber ihrem 2 Jahre jüngeren Bruder etwas mehr aus sich herauskommt. Songs wie „For You“ oder „Mango Tree“ gehen unter die Haut. „Hush“ oder das starke „Yellow Brick Road“ vom neuen Alben wissen eine deutliche Sprache zu sprechen. Die leicht kindliche Stimme der Julia Stone wirkt live noch viel verbundener als auf Platte. Die Songs drücken starke Emotionen aus. Das überträgt sich auf das Publikum. Man kann es förmlich knistern spüren. Wäre es nicht so heiß, würde man bestimmt zwischen den Schweißperlen die ein oder andere Träne finden. Fast jeder Song berührt auf eine sehr innige Weise das Musikerherz. Sei es ein etwas älterer Song wie zum Beispiel „Wasted“ oder ein neuerer Track wie „I’m Not Yours“, der zu berühren weiß. „Private Lawns“ entpuppt sich als heimlicher Hit, denn das einhändige Trompetensolo im improvisierten Teil des Stückes fasziniert alle im glühend heißen Gebäude 9.
Der Zugabenteil beginnt mit dem 2007er Erfolg „Just A Boy“. Angus & Julia Stone haben eine tolle musikalische Performance bis dahin abgeliefert und das Gebäude 9 war zu Recht ausverkauft. Der anfangs leicht distanzierte Kontakt zum Publikum wurde schnell ad acta gelegt. Die Musik sprach für sich und nun freuen sich bitte alle, wenn die Töne von Angus & Julia Stone beim nächsten Lagerfeuer ertönen.