Technikpanne, und das gleich nach dem zweiten Lied. Das Schlimmste, was bei einem Konzert passieren kann, ist eingetreten. Doch die Hamburger von Hundreds bleiben ganz ruhig, Sängerin Eva Milner improvisiert einfach.
„Jan? Kommst du mal auf die Bühne?“ Dieser positioniert sich gleich hinter der Trommel. Sie sagt einfach das nächste Stück an, zu dem ihr Bruder Phillipp nicht den kleinen Laptop zu seiner Rechten benötigt, sondern bloß das Piano und legt los. Das gedrängte Publikum im kleinen Gebäude 9 der Lüneburger Universität jubelt und freut sich auf die nächsten Stücke des Duos, die diese an dem ersten Tag ihrer Tour spielen.
Doch bevor die Zuschauer dies erleben, stellt sich Touchy Mob, ein berliner Künstler, auf die niedrige Bühne. Mit Gitarre und vielen kleinen Synthesizern und Loop-Stations bewaffnet, blickt er etwas verloren in die Runde, die Nähe zum Publikum scheint ihn ein wenig einzuschüchtern. Doch als er erst mal anfängt ist er total in der Musik und scheint alles um sich rum zu vergessen.
Überall blinken kleine bunte Lämpchen von seinen elektronischen Geräten und der Bass bringt die Menge zum Tanzen, musikalisch erinnert er an den Briten James Yuill. Er beweist, dass man, um gute Musik zu machen, keine ganze Band benötigt, solange man nur genug Talent und Ideen hat.
Nach einer halben Stunde Umbaupause strömen die Menschen wieder zur Bühne, um sich endlich der Musik hundreds hingeben zu können. Ohne zu reden, beginnen diese, lassen sich von ihrer Musik treiben und geben sich dieser völlig hin. Phillipp schließt die Augen, während er rhythmisch einige Töne auf seinem Klavier spielt, Evas Stimme ist absolut hinreißend. Wie sie die Worte in ihr Mikrophon haucht, macht ihre Musik zu etwas Besonderem. Doch nach „Wait For My Raccoon“ entsteht eine unklare kurze Pause und keiner weiß so richtig, was passiert ist. Der Laptop hat, wie erwähnt, den Geist aufgegeben und das geplante Stück muss geändert werden. Doch diese Band meistert selbst solch ein Missgeschick und schon bald ist dieses überwunden. Die Musik entschädigt sofort für diesen Vorfall, bei „Fighter“ möchte man die Augen schließen und genießen, die Sängerin spielt einige verzaubernde Melodien auf ihrem kleinen Xylophon. Der Song „Happy Virus“ beginnt sehr elektronisch und schon bewegen sich die Füße aller Beteiligten, ohne dass sie es merken. Der schlichte Gesang passt wunderbar zu diesem Stück. Auch bei „I Love My Habour“ ist der Gesang eher minimalistisch gehalten, die Melodien steigern sich und doch bleiben sie durchgängig ruhig. Das Stück eignet sich zum Träumen, zum Denken und um zum zur Ruhe kommen, und trotzdem ist es ein absolutes Highlight des Abends. Das Nächste nennt sich „Song For A Sailor“. Man merkt sofort, dass dieses schneller ist und sich wieder zum unbeschwerten Tanzen eignet. Eva schnappt sich ein Tamburin, tanzt wie verrückt in ihrem eigenen Stil und singt weiter staccato.
Nachdem sie ihren letzten Song „Let’s Write Streets“ gespielt haben, gibt das Publikum keine Ruhe, ehe sich Hundreds nicht noch zu einer Zugabe überreden lassen. Diese folgt auch mit „Rabbits To The Roof“, einem faszinierenden Lied, bei dem das Geschwisterpaar zweistimmig singt. Die zweite Zugabe „Little Heart“ erinnert an Musikalisches aus dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Ein würdiger Abschluss für ein solch verzauberndes Konzert.
Setlist:
Intro
Wait for my Raccoon
Grab the Sunset
Fighter
Happy Virus
I love my Harbour
Song for a sailor
Let’s write the Streets
Rabbits to the Roof
Little Heart
Weitere Bilder zum Konzert, Fotografin Lisa G.