Den Tag zwischen den Osterfeiertagen nutzt Kaki King, um die Berliner mit ihrem einzigartigen percussiven Gitarrenpicking und wundervollen Melodien zu erfreuen. Trotz der – im Gegensatz zur letzten Tour zu DREAMING OF REVENGE (2008/09) – deftigen Ticketpreise von knapp über 20 € füllt sich das Lido ab 19 Uhr zusehends. Bevor Ms. King die Bühne betritt, wird das noch zurückhaltende Publikum, das größtenteils auf den gemütlichen Sitzpolstern Platz genommen hat, von der deutschen Band Noel erwärmt. Der jazzige Sound der Kapelle wird neben Gitarre, Keyboard und Schlagzeug außerdem von Kontrabass und Violine getragen. Das ist unaufgeregt, aber irgendwie passend für den weiteren Abend.
Nicht lang auf sich warten lässt Kaki, die wie immer von Dan Brantigan (EWI, Trompete etc.) und Jordan Perlson (Drums) begleitet wird. Sogleich legt sie mit der ersten Single aus JUNIOR los. „Falling Day“ überzeugt wie auch auf Platte durch den rockigen Sound. Überraschenderweise spielt Kaki das Riff des Songs mit einer viersaitigen Tenorgitarre, die passenderweise mit dem Sticker „Animal Things“ beklebt ist. Sogleich geht es mit „Bone Chaos At The Castle“ weiter, in dem King ihre Fingerfertigkeiten eindrucksvoll unter Beweis stellt. Es folgen mit „Life Being What It Is“ und „Pull Me Out Alive“ weitere Highlights ihrer letzten Albumveröffentlichung. Schnell ist klar, dass die doch so kleine Frau trotz Krankheit in großer Spiel- und auch Plauderlaune ist. Ausgelassen berichtet sie beispielsweise, dass Melissa auf der Maur ihr einen Opening-Slot für ihr Konzert angeboten habe, sie aber zu aufgeregt sei, darauf zu antworten, da sie einst sehr für auf der Maur geschwärmt habe. Wie für King üblich scheut sie sich auch nicht, ihr Mitgefühl für kleine Leute auf Konzerten auszusprechen, da sie selbst „fucking short“ ist. Sie fordert die Menge auf, sich der Größe nach aufzureihen. Mittelpunkt von Kings Aufmersamkeit ist ebenfalls ein für sie russischer, aber eigentlich mazedonischer Konzertbesucher sowie jemand in einem An Horse – Shirt. Diese Gelegenheit nutzt sie sogleich, um das Musikduo aus Australien zu promoten. Sie verkündet, dass die beiden eine ihrer besten Freunde wären und sie bald mit ihnen gemeinsam in einem Van durch die USA touren werde. Außerdem fordert sie alle Gäste an diesem Abend auf, das An Horse Konzert nächsten Freitag in Berlin (Magnet) zu besuchen (jmc ist für Euch live dabei!).
Den Mittelteil des Abends bestreitet King allein auf der Bühne. Zu hören gibt es ein Potpourri aus alten und neueren Songs, die King innovativ miteinander verbindet. Im Vordergrund stehen hier vor allem die instrumentalen Stärken Kings. Mit „Jessica“ ist die Band dann wieder vereint und es darf weiter gerockt werden („Spit It Back In My Mouth“). Das wundervolle „You Don’t Have To Be Afraid“ beschließt den Hauptteil des Sets. Eine sehr glückliche Kaki King verlässt die Bühne. Jedoch dauert es nicht lang und sie schnappt sich ihre Lap Steel-Gitarre und zaubert mithilfe von etlichen Loops das wunderschöne „Gay Sons Of Lesbian Mothers“, an dessen Ende sie ausgelassen über die Bühne tanzt und hüpft. Bevor sie mit „Communist Friends“ den tatsächlich letzten und auch wohl schönsten Song von JUNIOR anstimmt, lässt es sich King nicht nehmen, das Publikum singen zu lassen. Mit „lala“ und „miau“ begleitet sie der Chorgesang des Berliner Publikums bei ihrem Nachtgesang für Katzen. Nun gut, Humor hat sie auf jeden Fall. Vor allem aber kann sie eins – Gitarre spielen. Wir freuen uns schon aufs nächste Mal.
Fotos vom Konzert, Fotograf: Kay Siegert