Gary – ONE LAST HURRAH FOR THE LOST BEARDS OF POMPEJI

Es ist schon schwierig für singende Schauspieler. Entweder werden sie als Musiker nicht ernst genommen oder man hat ständig irgendeinen verkörperten Charakter vor Augen. So nicht Robert Stadlober. Denn bei Gary darf man die Figur einfach ausblenden und hat ganz einfach den echten Robert auf der Bühne. Und ebenso authentisch klingt das neue Album ONE LAST HURRAH FOR THE LOST BEARDS OF POMPEJI. Handgemacht, rockig, manchmal angenehm schrammelig, erscheint es beinahe zehn Jahre nach dem Debüt THE LONELY CNORVE MACHINE. Ehrlich und mit Titeln, die klingen, als hätte man sich wirklich Gedanken darum gemacht. Oder eben gerade nicht.

Den runden Auftakt macht das überraschend kurze Stück „Destroit Destroyed The Trunk Dragon“. Der Nichtmal-Einminüter deutet jedoch schon auf das Konzept der Platte: die 90er scheinen Programm. Hier und da finden sich wirklich schöne Songs, manchmal sommerlich, wie in „Leave Me“. Und manchmal klingen sie auch wie eine Sequenz am Küchentisch einer überfüllten WG-Party. Die ruhigeren Lieder mit balladeskem Charakter muten teilweise etwas verwirrend an, wie „Summer Of The Century“, oder plätschern einfach dahin. Das Album endet ebenfalls rund mit „My Pace”. Gewisse Einflüsse lassen sich auf ONE LAST HURRAH FOR THE LOST BEARDS OF POMPEJI kaum ignorieren: Etwas Britisch, etwas Schanze und einen Hauch Kiez. Gitarren, mal tobend, mal ruhiger unterstreichen das lapidare junge Leben. Wenn auch eher London des Jahres 1998 herauszufiltern ist, als Hamburg vier Jahre zuvor; die Teenagerzeit scheint noch nachzuhängen. Dennoch haben Gary einfach einen ganz simplen Anspruch an sich: Sie wollen Musik schreiben und Kunst erschaffen. Und diese werden nicht nur die Endzwanziger für gut befinden.

VÖ: 28. Mai 2010; Siluh

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