Wie eine riesengroße Gartenparty wirkte das Orange Blossom Special am vergangenen Wochenende in Beverungen. An familiärer Atmosphäre kaum zu überbieten, wurde das beschauliche Grün der Glitterhouse Records Villa 3 Tage lang zur Heimat für alte und junge Musikbegeisterte.
Am Freitag startet man direkt mit erstklassigen Acts wie William Fitzsimmons, aber auch interessanten Dauer-Geheimtipps namens Wovenhand und Unbunny. Erstere feiern just am gleichen Tag die Veröffentlichung ihres sechsten Albums THE TRESINGFLOOR. Nicht unbedingt Freude, aber dennoch große, eher die melancholische Seite ansprechende, Gefühle gibt es beim anschließenden Auftritt des wohl bärtigsten Glatzkopfes des Festivals. Fitzsimmons erzählt Geschichten, eingehüllt in feinste Melodien und so ergreifend, dass sich die Bühnenbeleuchtung in so manchem feuchten Auge spiegeln kann.
Der Samstag hält mit The Innits, The Death Letters und Kashmir, die das Publikum mit Hilfe ihres beeindruckenden Instrumentariums zurück in die Zeit von Radiohead und Simple Minds versetzten, gleich drei erwähnenswerte Darbietungen bereit. Bei strahlendem Sonnenschein stehen an diesem, von überwiegend deutschen Bands geprägten, zweiten Festivaltag The Innits aus Berlin auf der Bühne. Ihr singender Schlagzeuger Mek gibt den Takt an und trommelt sich leidenschaftlich durch das Set. Verstärkt werden sie an diesem sonnigen Tag von Schneider TM. Fremd sind sich die Künstler nicht, arbeiteten Mek und Schneider TM doch schon in vergangener Zeit zusammen. Vielleicht ist es genau dieser Harmonie zu verdanken, dass der Sound der Berliner, der sich in so keine Schublade richtig quetschen lässt, sich über seine tragenden, manchmal schon Trance-ähnlichen Melodien direkt ins Gute-Laune-zentrum der Orange Blossom Gäste befördert.
The Death Letters penetrieren eine gute Stunde lang mit punk-inspiriertem Blues-Rock die Gehörgänge. Wer sich in den Stil des belgischen Duos The Black Box Revelation verguckt hat, der wird beim holländischen Pendant ebenfalls feuchte Hände bekommen. Energetisch drischt man aufs Schlagzeug, hemmungslos zwirbelt man die Gitarrensaiten und erzeugt so einen Sound, der unweigerlich zum Mitrocken verführt.
Etwas angeschlagen von der ausladenden After-Show Party im Stadtkrug, schaffen es doch die meisten Gäste auch am Sonntag vormittag früh aus den Federn bzw. den Schlafsäcken zu krabbeln, um Punkt 12:30 bei The Fog Joggers eine derartige Stimmung aufzubauen, dass ihr Frontmann vollkommen überwältigt nach jeden Song ein ehrfürchtiges „Danke!!“ ausstößt. Nachdem seine ohrenscheinig whiskeygetränkte Stimme samt tosendem Applaus verklungen ist, machen sich schwere Hardrock-Töne von Saint Silas Intercession auf den Weg in die Ohrmuscheln, bevor eines der unerwarteten Highlights des Festivals auf die Bühne tritt: Die schwedischen Jungs von Golden Kanine haben sich anscheinend bei Mumford and Sons und den Avett Brothers das Beste abgeschaut, mit eigener Note versehen und bezaubern so das Publikum bis in die hintersten Reihen an den überaus gut ausgestatten Snackständen und Getränkewagen.
Überhaupt kann man sich über die Versorgung rund ums leibliche Wohl nicht beschweren. Eine ausgesprochen große Auswahl an Köstlichkeiten lässt bei keinem der Besucher kulinarische Wünsche offen. Und auch das restliche „Beiwerk“ wie Schmuck- und CD-Stände tragen nur noch mehr zum familiär-alternativen Flair der Veranstaltung bei.
Das Fazit kann somit nur lauten: Ein rundum schönes und gut organisiertes Festival, dass sich den guten Ruf, der ihm vorauseilt, redlich verdient hat. Zelt, Iso-Matte und Hippie-Kleid liegen bereits jetzt schon für die 15. Auflage bereit!