Sein einziges Deutschland-Konzert spielte Paul Weller am Dienstagabend in Köln. Er begeisterte das Publikum in der prall gefüllten Live Music Hall mit seiner zweistündigen Show, die ganz im Zeichen des aktuellen Albums WAKE UP THE NATION stand und bestätigte einmal mehr seinen Status als Gottvater des Britpop.
Ins Vorprogramm hat sich Paul Weller – wie schon des Öfteren – die holländische Band Moke eingeladen. Obwohl wahrscheinlich erst einmal niemand auf die Idee kommt, dass hier mit Ausnahme von Sänger Felix Maginn, der gebürtiger Ire ist, Herren aus Holland auf der Bühne stehen. So britisch klingen sie und sehen sie auch aus. Die musikalischen Wurzeln sind nicht zu verleugnen, obwohl ihr aktuelles Album THE LONG & DANGEROUS SEA nicht mehr einen ganz so starken Britpop-Einschlag besitzt, wie das Debüt SHORLAND und die Keyboards mittlerweile deutlich in den Vordergrund gerückt sind. Bester Beweis der Titel „Switch“, spätestens mit diesem Song ist die Kölner Zuhörerschaft überzeugt. Wenn man sich Moke-Sänger Felix Maginn, übrigens optisch nicht zu verwechseln mit Liam Gallagher, und Gitarrist Phil Tilli so anschaut, kann man bereits an dieser Stelle zu folgendem Fazit kommen: Herrenwinker und lang gezüchtete Haare über den Koteletten sind definitiv in!
Und dann ist es um 21 Uhr Zeit für den Modfather höchstpersönlich. Sein Set beginnt er mit „Sea Spray“ vom Album 22 DREAMS. Gleich anschließend entledigt er sich seines schwarzen Jacketts, schnappt sich das Tamburin und liefert eine vor Energie nur so strotzende Version von „Aim High“. Weitere Songs des aktuellen Albums folgen mit „Moonshine“ und „Wake Up The Nation“, seinem bitterernsten Weckruf an die englische Nation, nicht weiter in politische Gleichgültigkeit zu verfallen. Einen Höhepunkt der Show liefert das ebenfalls neue Stück „Trees“, ein Trip durch verschiedene Musikstile, der auch in der Live-Version ein absoluter Leckerbissen ist. Spätestens jetzt weiß man, warum Paul Weller mit insgesamt sechs Musikern auf der Bühne steht. Einer dieser Musiker sticht gegen Ende von „One Bright Star“, dem kleinen Tango-Ausflug, besonders heraus. Schlagzeuger Steve Pilgrim darf im grellen Licht von zwei Scheinwerfern mit seinem beeindruckenden Drum-Solo für eine gute Minute im Mittelpunkt stehen.
Es schließt sich wiederum eine Reihe neuer Songs an: „No Tears To Cry“, „7 & 3 Is The Strikers Name“ und „Fast Car / Slow Traffic“. Natürlich gibt es noch Klassiker aus Paul Wellers The Jam-Zeiten zu hören. Bei Stücken wie „Strange Town“ oder „Art School“ macht sich im Publikum Begeisterung breit, denn der fast 52-jährige, den der NME noch vor Kurzem mit dem „Godlike Genius Award“ auszeichnete, spielt sie mit so viel Energie und Euphorie, dass einem glatt schwindelig werden könnte. Ruhiger wird es bei den Zugaben wie „Black River“, das Paul Weller an der Akustik-Gitarre begleitet, und dem psychedelisch angehauchten „Pieces Of A Dream“. Da gönnt er sich auch mal die Zigarette und den Schluck aus der Bierflasche zwischendurch.
An diesem Abend ging es nicht um das Festhalten und Feiern alter Zeiten, sondern um Paul Weller im Hier und Jetzt, mit seiner ganzen musikalischen Bandbreite. Und ob man ihn nun Modfahter, Godfather of Britpop oder Godlike Genius nennen will – er trägt all diese Titel nicht umsonst.
Fotos vom Konzert; Fotografin: Julia Laacks
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