Dass die isländischen Bandmitglieder von Seabear allesamt Multitalente sind, lässt sich ganz leicht auf den ersten Blick erkennen, denn so gut wie jedes Mitglied spielt noch in einer anderen Band oder lebt wie Ex-Sängerin Ingijörg ihre kreative Ader mit dem Erstellen von bandeigenen CD-Covern aus. Dieses breitgefächerte Talent will nicht ungenützt bleiben und so stellen sich die Isländer die Vorband an diesem Abend selbst. Keyboarderin Sóley Stefánsdóttir präsentiert zusammen mit 3 anderen Bandmitgliedern an diesem Abend einige ihrer Songs und stimmt so das Publikum auf den Abend ein.
Nach einer kurzen Pause betritt dann die Seabear Formation die Bühne und spielt ihren ersten Song des Abends: “Arms“ nimmt sofort das leider nur mittelprächtig gefüllte Gebäude 9 ein und das derzeit wohl bekannteste Lied “Lion Face Boy“ folgt auf dem Fuße. Die erste Hälfte des Konzertes plätschert zwar harmonisch jedoch ohne nennenswerte Höhepunkte so dahin. Noch sind die Worte rar und werden ausschließlich zur Ansage des nächsten Songs genützt. Doch mit dem Lied “Warm Blood“, das fast als Gesangssolo beginnt, in das sich dann Trompete und Keyboarderin Sóleys Stimme fast deckungsgleich hineinweben, scheint sich auch Sänger Sindri aufzuwärmen. Seichte Parts gefolgt von der Vollstimmigkeit aller Instrument überzeugen die Konzertgänger an diesem Abend nicht nur bei diesem oder dem wohl fröhlichsten Stück “Wooden Teeth“. Warum ausgerechnet das Lied “Soft Ship“ den Handballspielern gewidmet wird, erschließt sich an diesem Abend wohl niemandem, doch die kleine, von Musik untermalte, wenn auch relativ sinnfreie Anekdote über Sindris Vater, der anrief, um grüne Hosen aus Deutschland mitgebracht zu bekommen trägt dafür zur Belustigung des Publikums bei. Die Stimmung des Abends scheint sich parallel zum langsamen Aufbau von “Cold Summer“ zu steigern. Nicht nur in diesem Stück überzeugen die Nordmänner mit der Mannigfaltigkeit ihrer Instrumente, die sie im Gegensatz zu ihrem Debütalbum zwar mittlerweile gekürzt haben, mit Geige, Trompete oder einem Exoten wie der Trumpet Harmonica aber noch immer eine außergewöhnliche Fülle und Klangfarbe in ihre Musik bringen. Beim letzten Song des Abends “Seashell“ versucht sich Sindri in Deutsch und bittet das Publikum um Unterstützung. Als die Mitwirkung der Konzertgäste fast reibungslos klappt, bewertet er dieses mit dem auf der Tour in Deutschland aufgeschnappte „Hammer-Porno!“. Auch wenn dieser Ausdruck so gar nicht zu den Seebären geschweige denn ihrer Musik passt, lässt sich das Konzert als gelungenes, klangvolles und durchweg rundes Erlebnis bezeichnen, das mit der aus nur dem einem Song “I Sing I Swim“ bestehenden Zugabe nur noch mehr unterstrichen wird und in einer Klangextase gipfelt.
Setlist:
Arms
Lion Face Boy
Cat Piano
Singin Arc
Fire Dies Down
Wooden Teeth
Leaf Mask
I’ll Build You A Fire
Soft Ship
Warm Blood
Cold Summer
Wolf Boy
Seashell
I Sing I Swim
Fotos vom Konzert; Fotograf: Peyman Azhari