Kleine Menschentrauben tummeln sich im Eingangs- und gleichzeitig Barbereich des Astra-Kulturhauses an diesem kühlen Donnerstagabend. Die Schweizerin hat eingeladen, um ihr neues Album 1983 live vorzustellen. Gemütlich spazieren die Gäste gegen 21 Uhr in die Halle. Mit tosendem Beifall wird die Schweizerin begrüßt, als sie die Bühne mit ihrer vierköpfigen Band betritt. Wie gewohnt begleiten Hunger Christian Prader (Flöte, Gitarre, Klavier), Michael Flury (Posaune) und Julian Satorius (Schlagzeug). Für den im Vaterschaftsurlaub weilenden Simon Gerber zupft an diesem Abend Andrea Schnellmann die Basssaiten. Bevor die Band loslegt, singt die Schweizerin – im schwarzen Kleid – a-capella einen Song in Schwizerdeutsch. Damit ist das Publikum sofort in die richtige Stimmung für den weiteren Konzertverlauf versetzt. Zart beginnt sie mit „Shape“ aus ihrem Album MONDAY’S GHOST. Das weitere Set legt aber einen klaren Fokus auf 1983. „Invisible“ kommt live genauso groovig daher wie auf Platte. Eifrig wechselt Hunger immer wieder zwischen Akustik-, E-Gitarre oder Klavier. Ihre Bühnenpräsenz hat etwas sympathisch Scheues, aber gleichzeitig sehr Beeindruckendes. Nur selten ergreift die Schweizerin das Wort und lässt lieber ihre Songs sprechen. Wenn sie es aber doch tut, ist sie dabei in ihrer Schüchternheit äußerst charmant und witzig. Das Lied „La Vent Nous Portera“ stellt sie zwar als Cover vor, betont aber, dass das Stück jetzt auch ihr und der Band gehöre. Außerdem sei die geografische Grenze Frankreichs eh in weiter Ferne. Mit „Tavelogue“ und „Leave Me With The Monkeys“ sind weitere emotionale Höhepunkte des Abends gesetzt. Nach knapp einer Stunde endet Hunger mit „Rise and Fall“ und verbeugt sich mit Band höflich vor dem Berliner Publikum. Mit ähnlich tosendem Beifall wie zu Beginn wird Hunger verabschiedet. Es dauert daher nicht lang, bevor die Schweizerin für eine Zugabe erneut die Bühne betritt. Weitere drei Songs gibt sie zum Besten. Darunter das von einem Konzertbesucher gewünschte „Walzer Für Niemand“. Nach einem zweiten Zugabeblock kommt die Band ein letztes Mal auf die Bühne und macht es sich auf den Monitoren am Bühnenrand bequem. Unplugged gibt es das jazzige „Set The Moon“. Dies soll dann nun tatsächlich das letzte Stück des Abends sein. Sowohl Band als auch Publikum verlassen glücklich und berührt Bühne und Halle. Trotz vermisster Highlights von MONDAY’S GHOST wie „Birth-Day“ oder „Round and Round“ konnte Hunger mit ihrer glasklaren und starken Stimme überzeugen. Nicht unerwähnt soll auch die virtuose Leistung der Band bleiben. Ein wirklich gelungener musikalischer Abend, der nicht so schnell in Vergessenheit gerät.
Fotos vom Konzert, Fotografin Julia F.