Dass der Folk-Rock zurück ist, mag niemand mehr bestreiten. Auch David Carroll & The Migrating Fellows springen in bester Manier auf den traditionellen Singer-Storyteller-Zug. Interessant ist es zu sehen, respektive zu hören, wie sich Carroll erstaunlicherweise von der unbändigen Masse unterscheidet und auf seinem ersten Album der Migrating Fellows seine unbestritten rastlose Vergangenheit umsetzt. Mit österreichisch-tschechischen und irisch-amerikanischen Wurzeln ausgestattet beginnt für den jüdischstämmigen Dubliner eine Odyssee über die Pyrenäen, London, New York bis nach Paris. THE GUEST zieht nun von dort aus den Hörer in seinen Bann.
Vermeintlich autobiographische Einflüsse sind nicht von der Hand zu weisen. Ob jedoch das lässige „The Guest“ oder das Kokettieren mit seinen Wurzeln in „The Hippy Gene“ über eine plakative Anspielung hinausgeht, ist fraglich – auch wenn das Album definitiv Spaß beim Hören bedeutet. Der Tenor von THE GUEST ist immer folkig und weist doch manchmal andere stilistische Spuren wie die Countryelemente in „Lucy“ auf. Zart und ruhig klingt „I’m alive“, während „So Long“ fast grungige Züge trägt. Ein Highlight ist neben dem Auftakt „I Should Have Been A Monk“ das lautmalerische „Paralyzed“.
THE GUEST beweist einmal mehr, dass es immer wieder möglich ist, Musik auch ohne elektronischen Indie-Elektro-Clash funkeln zu lassen. Wobei David Carroll, seines Zeichens schon gewesener Paolo Nutini-Support, mitnichten ein technischer Mangel vorgeworfen werden kann. Gitarre, dann und wann garniert mit zaghaften Streichern und Piano – stilistisch interessant verfolgt der Wahl-Franzose doch immer ein gradliniges musikalisch-harmonisches Ziel. Und zaubert in seinen Lebensgeschichten unterschiedlichste und glaubwürdige Stimmungen hervor. Im Gesamtpaket ein Glanzlicht.
VÖ: 18.6.2010 Jarring/ New Music
Tracklist:
01. I Should Have Been A Monk 8/10
02. The Guest 6/10
03. Broken Toy 6/10
04. Short Cuts 6/10
05. I’m Alive 7/10
06. Lucy 6/10
07. The Original Drum 7/10
08. Paralyzed 8/10
09. The Hippy Gene 6/10
10. So Long 6/10
11. Migrating Fellows 6/10
12. Wind Me Up 8/10
Durchschnitt: 6,6/10
Gesamteindruck: 7,5/10