Hotels sind eigentlich nicht die übliche Location, um einem Konzert beizuwohnen. Das Hotel Michelberger in Berlin veranstaltet zur WM zwischen den Fußballspielen jedoch so einige kostenlose Konzerte im Innenhof mit wunderbaren Künstlern aus den verschiedensten Ländern.
An diesem Sonntagabend gibt es Besuch aus Frankreich mit Féloche, einem Künstler der hierzulande noch als Geheimtipp gelten dürfte, denn sein Debütalbum erscheint bei uns erst im September.
In Frankreich jedoch spielt er mittlerweile auf den ganz großen Festivals und hat sich vor allem durch seine Liveshow in die Herzen der Zuhörer gespielt. Völlig zurecht, wie wir heute feststellen.
Seine Musik, ein wildes, buntes Gemisch verschiedenster Genres: Chanson, Pop, Elektro, Hip Hop, Bluegrass, Reggae, eigentlich könnte man an dieser Stelle fast jede musikalische Stilrichtung aufzählen, die einem gerade in den Kopf schießt. Féloches Musik lässt sich einfach nicht einzuordnen, ein einmaliger mitreißender Mix verschiedener Genres, zu dem auch noch Einflüsse der Cajun-Kultur, der frankophonen Kultur amerikanischer Südstaaten hinzukommen. Da reichen ein paar Töne aus und man erwischt sich beim begeisterten Mitwippen.
Seine Musik lebt aber auch von diesen kleinen und verrückten Ideen, die in jedem seiner Lieder zu finden sind. Während er seine Mandoline bearbeitet, die er nicht mit einen kleinen Gitarre verwechselt wissen möchte, wie er dem Publikum mitteilt, spielt sein Bandkollege Christopher Malherbe ohne eine Miene zu verziehen Kontrabass. Als bunter Kontrast dazu erscheint Lea Bulle, die bei jedem Lied munter ihr Instrument wechselt und sich auch sonst als ein kleines Energiebündel präsentiert, das einfach nicht still stehen bleiben kann. Ob Trompete, Sampler, Keyboard, Drumpad oder Mundharmonika, sie scheint einfach alles zu beherrschen.
Aber auch Féloche zeigt sich als geborener Entertainer, redet unheimlich gerne, sprüht nur so vor Energie und würde uns wahrscheinlich noch viel mehr erzählen, wenn da nicht diese Sprachbarriere wäre. Ein ums andere mal fehlen ihm einfach die Worte auf Englisch. „Ich habe gerade eine lustige Geschichte in meinem Kopf, aber ich kann sie euch nicht erzählen,“ erklärt er mich charmanten französischem Akzent. Macht nichts, man kann sich auch wunderbar mit Zeichensprache verständigen.
Féloches Show heute Abend ist vor allem eins: völlig abgedreht, aber absolut charmant.
Bei „Dr. John Gris – Gris John“ werden Féloche und seine Bandkollegen buchstäblich zum Tier und stülpen Tiermasken über den Kopf, die schon die ganze Zeit im Hintergrund auf ihrem Einsatz gewartet haben. Sein Song „Et Toi“ wird kurzerhand zu „Hey Du“, was allerdings kaum einer der anwesenden Zuschauer versteht, denn mit französischem Akzent hört sich das Ganze an wie das Englische „I Do“. Klingt natürlich trotzdem gut.
Gegen Ende spielt Féloche mit „Darwin Avait Raison“, einen der besten Songs seines Albums, der bleibt auch nach einmaligem Hören schon im Ohr. Mit einem Cover von „Singing In The Rain“ verabschieden sich Féloche und seine Kollegen schließlich, sie müssen das Feld räumen, es ist Zeit für Fußball. Aber wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen im Herbst, wenn Féloche zu seinem Albumrelease nach Deutschland zurückkehrt.
Weitere Bilder zum Konzert; Fotografin Roxi K.