Vorab wurden die Ganglians von der Musikpresse als der Geheimtipp für den Musiksommer gehandelt und wahrlich ist ihre Platte MONSTER HEAD ROOM wie gemacht für laue Sommernächte oder Sit-Ins im Park. Aber besteht die Band den Test auch live in einem miefigen Club?
Spät wird es am Dienstagabend im Bang Bang Club. Nach und nach schlurfen die Gäste ins Dunkle des Raumes und postieren sich zunächst auf Sitzmöglichkeiten oder an der Bar. Ein spindeldürres, langhaariges Männlein, scheinbar geradewegs entsprungen aus dem San Fransisco der späten 60er und sogleich identifiziert als Sänger Ryan Grubbs, erklimmt mit Bier, Tee und Häkeltasche die Bühne und fummelt zunächst etwas hilflos an den Gerätschaften. Relaxt beginnt man also den Abend. Noch ein klein wenig Soundcheck, Geschrammel hier, Geklimpere da und dann steigt die nun vollzählige Band nahtlos ein in die Eröffnung des Konzerts, so dass man zunächst nicht unterscheiden kann, ob noch der Sound überprüft oder nicht doch schon der erste Song gespielt wird.
Gleich zu Anfang wird man dann auch mit einem weiteren Problem konfrontiert. Der Hall auf der Stimme von Grubbs lässt selbige fast gänzlich hinter Echos und Sound verschwinden, so dass die Songs zunächst etwas kratzbürstig und wabernd bis unstrukturiert daherkommen und die Sonne der Platte nicht ganz transportiert werden kann. Das gelingt zuweilen nur, wenn Gitarre und Bass in dieses angenehme Frage-Antwort-Spiel verfallen und diese warmen Melodien erzeugen, die auf Platte so bestechen. Deshalb wünscht man sich gerade bei den ersten Songs doch mehr Mut zur Stimme und weniger Verstecken hinter Technik, was gleichzeitig aber auch schon wieder passt, wenn man bedenkt, dass Ryan Grubbs‘ Gesicht auch das gesamte Konzert über hinter seiner Haargardine verschwindet.
Dennoch gibt es einige herzerwärmende lichte Momente an diesem Sommerabend in Berlin, an denen das volle Potenzial der Band offenkundig wird. Ganz großes Highlight „Voodoo“, das mit seinem Harmoniegesang ganz besonders an die Beach Boys erinnert und mit dieser hüpfenden Kombination aus Bass und Schlagzeug einen perfekten Sommerhit abgibt. Toll auch das beinahe akustische „Cryin Smoke“, das zum Träumen einlädt. Rumpelnd schleicht sich „Valient Brave“ in die Gehörgänge“ und lässt das Publikum mitstampfen. So wird man dann gerade zum Ende des Sets hin in eine richtig schöne warme Atmosphäre gehüllt. Den Berlinern gefällt es, denn gejubelt wird doch anständig.
Als Fazit bleibt: Schlecht sind die Songs der Ganglians in keinem Fall. Sie sind sogar sehr schön. Leider können sie an diesem Abend nur halb live überzeugen und nicht hundertprozentig mithalten mit der hervorragenden Platte. Schieben wir es vielleicht auf die Technik, vielleicht auf die Tagesform.
Mehr Fotos zum Konzert; Fotografin: Julia F.
Brilliant Colors
Ganglians