“Sehr viel wichtiger als das, was uns trennt, sind die Gemeinsamkeiten, die wir haben.” – Näher als mit seinem Album DAKAR-KINGSTON war der senegalesische Superstar seinem Lebensmotto noch nie. Drei Jahre nach ROKKU MI ROKKA meldet sich Youssou N´Dour mit einem Album zurück, das als Hommage an den Roots-Reggae und seinem bekanntesten Repräsentanten, Bob Marley, konzipiert ist und dabei Youssous ganz eigenes Verständnis des klassischen Reggaes präsentiert. “Von Brasilien bis Australien und sogar in Bombay, Afrikaner, Inder und die Portugiesen, sie alle lieben den One-Drop-Rhythmus des Roots-Reggae”, singt Youssou N’Dour in dem Bob Marley gewidmeten Opener des neuen Albums.
Youssou N´Dour lädt in dreizehn Liedern den Hörer ein, ihn bei seiner Reise auf dem One-Drop-Rhythmus durch Afrika zu begleiten. Einige der Titel dieses Albums hat Youssou N’Dour schon auf früheren Alben vorgestellt. Diesmal gibt er ihnen aber mit besagten Rhythmen einen Reggae-Einschlag. Etwa dem Stück “Don’t Walk Away”, das er ursprünglich vor zehn Jahren im Duett mit Sting für das Album “Joko From Village To Town” aufnahm, oder auch “Medina” und “Pitch Me”. Ob Englisch oder Senegalesisch, Youssou vermischt Sprache, Rhythmen und Stimmen dieser Welt und bringt den Sommer mit jedem seiner Lieder auch in verregnete deutsche Haushalte.
Leider fehlt es der Musik ein wenig an Authentizität. Zu glatt gehen die programmierten Rhythmen ins Ohr, zu monoton wirkt spätestens ab dem letzten Drittel des Albums der immer gleiche Beat, zu wenig Mensch ist in den einzelnen Liedern zu entdecken. Youssou N´Dour, der es bisher immer verstanden hat, Tradition und Moderne über Grenzen der Religion, Sprache und Kultur hinweg zu einer international verständlichen Concordia zu verbinden, hat sein musikalisches Korsett diesmal zu eng geschnallt. N’Dour spielt nicht den Reggae Jamaikas, er lässt uns aber auch nicht gänzlich an seinem Verständnis der Musik teilhaben, die in ihrem Wesen so viel mehr ist, als die Unterhaltung der Massen. Und so unterliegt der Musiker der typischen Problematik eines Konzeptalbums, in dem der Rahmen wichtiger ist als die Inhalte. Im Sommer der Fußball-WM in Südafrika wird uns DAKAR-KINGSTON in manch lauen Sommernächten begleiten und uns zum entspannten Wippen mit nackten Füßen verleiten; doch wie mit den sich färbenden Blättern, wird auch dieses Album verblassen und nicht mehr als die leise Sehnsucht nach dem Sommer zurücklassen.
VÖ: 28.5.2010 Emarcy Records/ Universal
Tracklist:
1. Marley 6/10
2. Medina 4/10
3. Joker 5/10
4. Bololene 6/10
5. Bamba 8/10
6. Black Woman 5/10
7. Survie 6/10
8. Africa Dream Again 4/10
9. Diarr Diarr 5/10
10. Don´t walk away 6/10
11. Bagn Len 7/10
12. Leteuma 4/10
13. Pitch me 7/10
Durchschnitt: 5,6/10
Gesamteindruck: 5/10