Am Donnerstag ging es im NBI dieses Mal ganz leise zu. Dabei wurde bewiesen, dass akustisch ganz wunderbar in laue Sommernächte passt, auch wenn nicht alles perfekt klappt. Aber Perfektion ist eh nicht existent und auch langweilig!
Den Auftakt geben Use Your Fucking Headphones. Sie zeigen, dass ihre Musik ganz hervorragend akustisch und in Wohnzimmeratmosphäre funktioniert, als sie mit „Note“ loslegen. Sanfte Holzschlagklänge, Gitarre und Julius Liljebergs Stimme spannen den relaxten musikalischen Rahmen, in dem man sich sofort wohl fühlt. Und dann hat die Band noch eine Überraschung parat. Drummer Franz Lehmann kündigt einen ganz besonderen Gast an. Der Bratmaxe-Junge der 90er Jahre, Torben Ostermann, weilt an diesem Abend unter den Gästen und darf zur Feier des Tages den Bratmaxe-Song nochmals in seiner vollen Pracht singen. Das Publikum ist begeistert und beklatscht den Song frenetisch. Nach diesem kurzen erfrischenden Intermezzo geht es dann im regulären Set weiter und dabei bleibt kaum ein Wunsch offen, erstrahlen liebgewonnene ältere Songs wie „Where You‘re Going To“ oder „The Drunken Clam“ genau so wie neuere im akustischen Gewand. Sofort entspannt sich der Körper, fehlt nur noch ein schönes Sitzkissen. Eines der großen Highlights ist dabei das wunderschöne „Tic Tac“, das im Mittelteil mit einem kleinen, aber feinen Melodica-Teil aufwartet. Sympathisch ist zudem, dass die Jungs wohl ohne Setlist arbeiten, da hier und da immer wieder Absprachen getroffen werden. „Was machen wir jetzt?“ – „Na wie wäre es denn, wenn du dein Glockenspiel rausholst und wir ‚Thunderpoo‘ spielen“, antwortet lässig Gitarrist Philipp Malong. Gesagt, getan und schon erklingen die ersten vertrauten Gitarren-Töne und mischt sich das Glockenspiel ein. Dann ist das Set leider schon viel zu schnell vorbei. Aber am Ende ist man überzeugt, dass Use Your Fucking Headphones akustisch eine besonders schöne warme Atmosphäre erzeugen können, die bei zu hohem Genuss auch mal süchtig machen kann.
Nach kurzem Umbau ist dann Zeit für die Hauptband des heutigen Abends – das Duo Olida, bestehend aus Oliver Mohr und Ida Eschrich. Auch sie spielen nahezu all ihre manchmal sperrigen, manchmal traurigen Songs akustisch. Dabei kommt es hier und da zu kleinen Ungereimtheiten und Improvisationen im Gitarrenspiel oder zu kurzen Rhythmuspatzern bei den Percussions, jedoch wirken beide dabei so offen und sympathisch, dass das positiv zum Gesamteindruck beiträgt und so einen liebenswürdigen Charme vermittelt. Idas Stimme weiß dabei ganz besonders zu überzeugen, hat sie doch so einen vollen und doch auch bei bestimmten Tönen verletzlichen Klang und vermittelt die Emotionen der Lieder perfekt. Oliver weiß in seinen kurzen Zwischenreden mit einer Mischung aus unbeholfener und humorvoller Art zu überzeugen. So kann man sich lebhaft das beschriebene Zusammentreffen der beiden auf einer Einweihungsparty vorstellen, bei der die „sehr betrunkene“ Ida, dem dahin klimpernden Oliver die Gitarre aus der Hand nimmt und anfängt Lieder zu spielen. Improvisation und Liebreiz sind auch hier die Schlagworte, müsste man das Duo beschreiben. Am Ende ihres Sets gibt es dann nochmal mit „She’s Lying In My Bed“ ein Experiment. Ursprünglich stammt dieser Song von Olivers anderer Formation Frank Again. Vom MP3-Player laufen die Beats von Richard Waldöst, zu denen Olida Gitarre und Bongos spielen. Obwohl der Großteil des Publikums sitzt, lädt dieser Song zum Mitwippen, ja Tanzen ein. Experiment geglückt. Und auch der Fakt, dass Oliver mittendrin die Gitarrensaite reißt und Ida mit ihrer Gitarre aushelfen muss, passt perfekt in die perfekte Unvollkommenheit. Da ist es nur passend, dass in den kleinen Pausen die Musik aus dem Biergarten des Frannz-Clubs in den leisen Abend hinein dröhnt und die schöne Stille durchbricht. Da bleibt nur eins hinzuzufügen. Dieser Abend hätte mehr Publikum verdient gehabt. Aber was ist schon perfekt?
Bilder zum Konzert; Fotografin Roxi K.
Use Your Fucking Headphones
Olida