„Sternstunden, Wunder des Sonnensystems“ – so heißt die zurzeit im Gasometer in Oberhausen stattfindende Ausstellung über unser Sonnensystem. Als ich vor ein paar Wochen da war, scherzte man noch darüber, dass man im Gasometer im Broken Bells Universum angekommen war. Ähnelte doch die abgebildete riesige Gipssonne auf unzähligen Fotos der rosafarbenen Broken Bells-Kugel. Mit dem ausgestellten Golden Record von Loney,Dear hatte die Ausstellung wirklich was Musikalisches. Nun kam es also zum zweiten Teil „Willkommen in unserem Sonnensystem“.
Die Bühne im Kölner Gloria ist picke packe vollgestellt – vier Gitarren, fünf Keyboards, Schlagzeug, Drumcomputer und Percussion-Instrumente. Das Licht geht aus. Auf der Leinwand im Hintergrund erstreckt sich über das Konzert ein Mischmasch aus skurrilen Mikroskopbildern, Sternenformationen oder aber einem nicht zu entziffernden Wirrwarr an mathematischem Zeugs. Dazu gepackte Zeitlupen- und Zeitraffereffekte machen das künstlerische Chaos perfekt. Broken Bells betreten die Bühne unter gespanntem Applaus. Ein kleines Intro lässt die Zuschauer weiter in Spannung warten. Wie klingen Broken Bells als Live-Band? Reicht der Sound an den klug ausgefeilten Mix von Danger Mouse auf Platte heran? Definitiv! „Vaporize“, „The Ghost Inside“ und „Citizin“ klingen Eins zu Eins wie aus der Anlage. Der Backgroundgesang greift, die kleinen unauffälligen Spielereien in den Broken Bells-Songs werden mit höchster Intensität gespielt und konzentriert dargeboten. Vielleicht ist es deshalb zu erklären, dass das erste Wort von Sänger James Mercer zum Kölner Publikum erst nach dem vierten oder eher gefühlten sechsten Song erfolgt. Während Mercer die ganze Zeit bei seinem Mikrofonständer bleibt, wechselt Danger Mouse immer mal wieder zwischen Schlagzeug, Gitarre und Keyboard hin und her. Die Stimmung auf der Bühne bleibt konzentriert und angespannt – sicherlich ein Argument dafür, warum das Ganze sonst eher steif wirkt. Die dargebotene Bühnenpräsenz spiegelt sich im Publikum wieder. Trotzdem erntet jeder Song wohlwollenden Beifall. Broken Bells erste Single „The High Road“ sahnt neben dem „Dark Night Of The Soul“-Song „Insane Lullaby“ den meisten Applaus ab. Unerwartet kommt das Tommy James & The Shondells-Cover „Crimson And Clover“, bei dem ich mich als Elliott Smith Fan besonders freue – wird „Crimson And Clover“ doch in Smiths Song „Baby Britain“ erwähnt. Und kommt nicht genau wie Elliott Smith James Mercer aus Portland? Man baut sich schon komische Brücken. Hängen bleibt an diesem Abend vor allem noch der Song „October“, der mich an einigen Stellen immer an Dieter Wedels 1988er TV-Fiessling „Wilder Westen Inklusive“ erinnert, großartig performed. Ein anderer Song, der sich schon auf Platte hervorhebt, ist „Mongrel Heart“. Musikalisch ist nichts auszusetzen. Broken Bells zeigen ihr Können auf höchstem Niveau. Allein die fehlende Kommunikation bringt dem Ganzen einen faden Beigeschmack. Die Protagonisten Mercer und Mouse verlassen als erste die Bühne. Die Band zelebriert die letzten Akkorde noch und folgt den beiden schließlich. Grandios emotionslos!
Fotos vom Konzert; Fotograf Jan Ferno