Bei dem fiesen Wetter freuen sich die leider wenigen Gäste des Kölner Studio 672 um 20 Uhr ins trockene Kellergewölbe gelassen zu werden. Mit etwas Verspätung geht es dann auch um viertel vor neun los. Im Vorfeld konnte man ja nicht zuletzt auf jmc erfahren, dass der Supportslot für das Konzert zu gewinnen war und so waren wohl alle Anwesenden gespannt, wer wohl der Glückliche sein mag, der die Stimmung für Cosmo aufheizen soll. Als ein gelinde gesagt korpulenter junger Herr alleine die Bühne betritt, sind wohl alle ein Stück weit überrascht und keiner weiß so recht, was er nun von der vorgetragenen Mischung aus Comedy und Beat Box Kunststücken halten soll. Doch bald ändert sich die Stimmung, denn Fii, so nennt er sich und stammt übrigens aus Österreich, hat ausgesprochen viel auf dem Kasten und hält genau, was seine Eigen-PR verspricht: eine Live Looping Beatbox Show. Zudem imitiert seine Stimme eindrucksvoll die tiefsten Bässe, die höchsten High Heads und „mischt“ zwischendurch auch mal ein Hänschen Klein Sample mit ein.
Als endlich Cosmo Jarvis mit klassisch besetzter Band aus Gitarrist, Bassist und Schlagzeuger die Bühne betritt, lässt das Publikum endlich von sich hören, denn unter mehreren „Cosmo!“ Rufen erklingen die ersten Töne von „Clean My Room“. Gleich darauf folgt der extrem hookige Gitarren-Song „Mel’s Song“, der wohl als Paradebeispiel für Cosmos Lrics stehen könnte. Denn primär besingt der junge Brite Teen Themen, hier eben die schöne Melanie und den faulen, schmuddeligen Typen, der einfach alles tun würde, um mit ihr einen Tag verbringen zu dürfen. Um es in eine Schublade schubsen zu dürfen, müsse man wohl die Beschreibung Dirty-Kaugummi-Pop-Rock draufschreiben. Weitere themenverwandte Songs folgen, doch der Inhalt scheint neben des Sängers unverkennbarer Stimme die einzig gleich bleibende Komponente zu sein. Denn denkt man noch bei „Jessica Alba’s Number“ musikalisch an einen Track, der möglicherweise auch in der elterlichen Küche im Radio laufen könnte, so reisst „Problems“ das Publikum nun vollends mit und die Textsicheren schreien den dem Londoner den Songtext postwendend zurück auf die Bühne. Obwohl sich Cosmo vorher entschuldigt, er habe Halsschmerzen, aber es werde schon gehen, überzeugt seine feste Stimme und sein auch in schnellen Parts präzise artikulierter Sprechgesang. So ganz will der Funke jedoch nicht überspringen, was sicherlich damit zu tun hat, dass der junge Mann da oben sich wohl nicht so recht traut, sein Publikum anzuschauen – die Augen bleiben die meiste Zeit geschlossen. Auch auf die wie so oft stimmungsauflockernden Sprüche, Anekdoten, Zwischenfragen seitens des Künstlers wartet man vergebens. Als unbefriedigenden Ausgleich hierfür gibt es ganz offensichtlich nicht mehr ganz nüchternes Gebrummel zu seinen Bandmates und auch der Fakt, dass bei „Sort Yourself Out“ die Lyrics vergessen werden, trägt auch nur kurz zur allgemeinen Erheiterung bei. Dass Cosmo Jarvis kein gebürtiger Brite ist, daran kann es nicht liegen. Zwar ist er in jungen Jahren nach Großbritannien gezogen, wuchs zuvor aber in New Jersey an der amerikanischen Ostküste auf. Woher der Südstaatenakzent, den man sich vor der Bühne sehr stark einbildet zu hören kommt, bleibt dem Publikum unklar. Vielleicht macht genau das den Reiz der Musik aus, die sich in wirklich keine Schublade packen lässt und sogar eindeutige Countryseiten aufweist. Das Set wird verhältnismäßig stoisch durchgespielt und nach dem letzten Song des Abends „Gay Pirates“ wird sich bedankt, verabschiedet und – stehengeblieben. Ohne Zugabe klingt so etwas verhalten der Montagabend aus – zurück nach Hause durch den fiesen Kölner Regennachthimmel.
Setlist:
Clean My Room
Mel’s Song
She’s Got You
Jessica Alba’s Number
Jesus
Lonely Thing
Sort Yourself Out
Problems
Blame It On Me
Betty
Angels
My Day
Gay Pirates
Fotos vom Konzert; Fotografin Sandra G.