Eine Momentaufnahme des Wetters sagt uns kurz: Nein, kein Festivalwetter! Denn es ist windig, gelinde gesagt, sehr. Und so kalt, dass man diesen Tag eher in den Oktober stecken möchte als in den Hochsommer. Doch immerhin hat der rechtzeitig gestoppte Regen das Gelände in eine Matschwüste verwandelt. Kombiniert mit Gummi- oder sonstigen Stiefeln entsteht doch die gewünschte Atmosphäre in den Gesichtern, in den tanzwütigen Füßen und schließlich auch endlich in der Musik. Es ist Samstagnachmittag, wir befinden uns hinter dem Tape Club im scheinbar komplett schaulaufenden Mitte. Eine Bühne, die mitten im zugegebenermaßen beeindruckenden Sonnenuntergang steht, Menschen, Bier, Dixis. Bubbles & Tape Open Air präsentiert dieses Jahr ein Bergen-Mash: THE WHITEST BOY ALIVE werden ihr Heimspiel präsentieren, im Gepäck die Newcomer von KAKKMADDAFAKKA.
Die Stimmung ist trotz der Temperaturen entspannt und die Bühne wird von den sieben Norwegern gestürmt, die diese ohne Umschweife zu ihrer eigenen machen. Begeisterte Kommentare aus dem Publikum machen KAKKMADDAFAKKA alle Ehre: „Geile Show!“ und „So eine Performance hab ich schon lange nicht mehr gesehen.“ Das Publikum geht mit und hat sichtlich Spaß – und die Band begeistert nicht nur mit ihren Songs wie „Your Girl“. Auch die singenden Backgroundknaben avancieren zu zwei gestreiften Gogotänzern und beeindrucken mit außergewöhnlichen Einlagen. KAKKMADDAFAKKA rocken nicht nur die Bühne und die Menschenmenge, sondern das komplette Gelände. Eine Studentin mit Wollmütze bringt ihr Feedback später auf den Punkt: „Einfach toll, wieso waren die denn nur Support?“ Andere machen sich zum Gehen auf, sie haben ihre Helden gesehen, das Wetter schlägt sie in die Flucht. Der Rest überbrückt die Wartezeit zwischen den beiden Acts mit Konsum, Bier und Cola gibt es heute in Dosen.
Nach gut einer Stunde ist es soweit: Hauptact THE WHITEST BOY ALIVE legt mit einer Lässigkeit los, die sofort in die Füße fährt und einen umso mehr wünschen lässt, jetzt bei Sonnenschein und 28 Grad vor der Bühne zu stehen und genau dieses Konzert zu hören. Ab und zu sind „Lauter!“-Rufe zu hören, denn übersteuerte Musik klingt etwas anders und der Wind tut sein Übriges dazu. Trotzdem möchte man sich nicht aus dieser Beat-Blase bewegen, denn die Bergener um Erlend Øye machen ihre Sache gut. Ziemlich gut sogar, und das finden auch die Zuschauer, die vom Mitwippen zum Springen übergegangen sind. „Gravity“ kommt etwas emotionaler daher, anders als das rockende „Burning“, das besonderen Jubel auslöst, auch angesichts der tanzenden Menschen auf der Bühne. Der Beat geht auch ins Ohr und selbst wenn nach einigen Songs eine gewisse Routine zu erkennen ist, werden die Fans nicht müde, die in Berlin gegründete Band zu feiern. Die Nacht breitet sich samtig und friedlich zu „1517“ aus und nach guten neunzig Minuten verabschieden sich THE WHITEST BOY ALIVE mit Sounds, die dem Ragga in seiner Breite in nichts nachstehen.
Das Publikum verweilt noch etwas in dieser Sommerseifenblase, die man leider an einem typisch-warmen Augustabend weitaus mehr gewürdigt hätte.