Entgegen aller Erwartungen befindet man sich nicht inmitten pubertierender Teenager, die alle völlig ausrasten beim Anblick ihres großen Stil- und Attitüdenvorbilds Kate Nash. Bei einem geschätzten Altersdurchschnitt von 26 Jahren herrscht vor und in der Ehrenfelder Live Music Hall vielmehr eine entspannte, unaufgeregte Atmosphäre. Der Spätsommer will wohl noch einmal in diesem Jahr seinem Namen alle Ehre machen und ermöglicht es den Konzertbesuchern, sich draußen biertrinkend zu unterhalten und dabei den Charme der Kölner Hinterhöfe einzuatmen.
Drinnen beginnen währenddessen pünktlich um 20 Uhr die drei New Yorker Zuckerpuppen von Supercute ihr Set. Gewandet in selbstgeschneiderte, kunterbunte Tüllröcke und mit gefalteten Papierschleifen auf dem Kopf findet sie wahrscheinlich jeder im Saal supercute – mit 13 und 15 Jahren (!) darf man auch so gefunden werden. Naiv-frecher Bubblegum-Pop, begleitet von Ukulelen, Keyboard und Hula Hoop-Einlagen. Für das Cover von Pink Floyds „Pigs“ holen sie Kate vorab schon mal auf die Bühne, die im gleichen Outfit erscheint und mit Topf und Holzlöffel zum Takt schlägt.
Ab kurz nach neun schlägt die Britin dann abwechselnd aufs Klavier und ihre Gitarrensaiten ein. Zu einer Version von „Crimson and Clover“ und Gewittergedröhn kommt sie mit ihrer vierköpfigen Band auf die Bühne und legt los. „I Just Love You More“. Ein ziemlich rockiger Einstieg, der dem Publikum signalisiert: Hier geht´s heute noch zur Sache. Womit sie Recht behalten wird. „Mouthwash“ und „Do-Wah-Doo“ bringen die Hüften und Köpfe ins Nicken, „Foundations“ wird selbstverständlich vom Publikum lautstark unterstützt. Für „I Hate Seagulls“ steht sie allein mit ihrer Gitarre auf der Bühne und fordert eine Ein-Song-Trink-Pause. Bei der anrührenden Nummer hätte man auch noch länger auf sein Bier verzichtet.
Zwischen den Stücken redet sie viel und leise. Lobt das schicke Shirt eines Mädchens aus der ersten Reihe. Was wohlgemerkt aus der Nash-Kollektion entstammt und Kates putziges Kaninchen abbildet. „It´s almost like a person or like a dog. I love it so much. It´s wonderful. I love it so much.” An anderer Stelle lässt sie sich zu einer Riesling-Party einladen oder referiert über die Einzigartigkeit jedes Menschen. Lass dir von der Gesellschaft nichts vorschreiben! „They´re dickheads.“ Okay, wird gemacht. Und schon wirbelt sie in ihrem hautengen schwarz glänzenden Anzug weiter. Ein gelungener Mix aus Titeln ihrer beiden Alben MADE OF BRICKS und MY BEST FRIEND IS YOU hallt durch die backsteinernen Gemäuer der Live Music Hall.
Für ihre Zugabe holt sie die drei Supercute-Mädels auf die Bühne und gibt „Pumpkin Soup“ zum Besten. Miss Nash drescht auf ihr Klavier ein, während die Vorband ausdauernd Hula Hoop-Reifen um ihre Taillen kreisen lässt. Leider bleibt es bei dem einen Song, aber esistr ein gelungener Abschluss nach anderthalb Stunden. Die Menge schiebt sich Richtung Ausgang und auf jedem Gesicht leuchtet er noch für eine Weile, der Nash-Flash.
Fotos vom Konzert, Fotografin Diana K.
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