Groß, größer, Serena Maneesh – die Soundwände, die einem entgegenklatschen sind von gewaltigem Ausmaß. Selbiges kann man leider von der recht überschaubaren Besucherzahl in der Kölner Werkstatt nicht behaupten. Vielleicht aber auch ganz gut so. Andernfalls stünde Frontman Emil wahrscheinlich jetzt noch mitten im Publikum um auch wirklich fast jeden der Anwesenden zu umarmen.
Serena Maneesh könnte auch der Name einer afro-amerikanischen Sängerin sein, in Wirklichkeit ist es aber der Deckmantel für einen extrovertierten Sänger mit Stirnband, eine schlaksige Blonde am Bass und drei in sich gekehrte Statisten an 6-Saiter, Schlagzeug und Keyboard.
Als um kurz nach halb 10 die Lichter des Innenraums zum zweiten Mal ausgehen und man sich ringsumher erneut die Ohrstöpsel einsetzt, donnert es geradewegs los. Abgelenkt von einem widerspenstigen Effektpedal verzichtet Emil Nikolaisen während der ersten 3 Songs auf seinen ohnehin spärlich gesäten Gesang und lässt den Rest der Band das Publikum rein instrumental auf Touren bringen. Endlich voll einsatzfähig stürzt er sich auf den Mikrofonständer und webt dem breiten Klangteppich mystische Muster ein. Bassistin Hilma hat sichtlich Mühe sich auf der kleinen Bühne richtig auszuleben und nutzt jeden Publikumsausflug Emils für ausfallende Tanzschritte ihrerseits. Meint man zu Beginn noch einzelne Songs zu erkennen, fließen mit fortschreitender Zeit die monströsen Kompositionen ineinander und ekstatisch wabernde Gitarrenparts lassen dem Zuhörer keine Zeit für eine Verschnaufpause. Kurz vor Ende des Sets findet sich der Frontmonitor auf dem Boden vor der Bühne wieder und gesellt sich zu Mikrofonständer und brachial enthalster Gitarre. Sänger Emil wickelt sich eine Decke um den Kopf, rollt sich neben eben Genanntem auf dem Boden und umarmt schließlich nahezu jeden Anwesenden einzeln unter anhaltenden Dankesphrasen.
Verwirrend, sympathisch, amüsant, großartig – irgendwo dazwischen liegen die dargebotenen Situationen und machen den Konzertabend in der Kölner Werkstatt zu einem Erlebnis was man so schnell nicht wieder vergisst. Und falls doch, bleibt immer noch der Tinnitus.
Fotos vom Konzert; Fotograf Denis S.