Erschreckend leer ist es um kurz nach 20:30 Uhr im Düsseldorfer Zakk und man könnte fast meinen, man habe sich in die Aula einer Vorstadtschule verirrt, in der noch die letzten Mitglieder der Jonglier AG die letzten Kniffe am Diabolo üben. Bei Musik, die eher in eine Hotel Lobby oder wahlweise einen Fahrstuhl passen würde und halb-diesigem Licht will sich die Konzertstimmung nicht so recht einstellen und auch als Alex Amsterdam mit einer viertelstündigen Verspätung um 21:15 Uhr die Bühne betritt, wollen die Augenlider nicht so recht leichter werden.
Um 10 nach 10 ist es dann aber endlich so weit und die fünf Isländer betreten unter Applaus des mittlerweile gut gefüllten Zakk die Bühne. Erste Klänge ertönen und Sänger Ármann bewegt sich in Richtung Mikrofon. Doch statt der ersten Zeilen von “Tranquility“ zu singen, fordert er „Wir brauchen mehr Nebel!“. Gesagt, getan, und die Bühne verwandelt sich in eine diesige, von den Spots in buntes Licht getauchte 70er Jahre Traumsequenz. Wer jetzt denkt, dieses Bühnenbild und die Tatsache, dass die Jungs aus Island kommen, definiert die Musikrichtung ganz klar auf sphärische Klänge, der hat weit gefehlt, denn selten rockt eine Newcomerband so unglaublich umfassend und zugleich glaubwürdig die Bühne wie Who Knew. Ármann tanzt und wiegt sich zum Sound, die Bandkollegen scheinen vertieft ins eigene Instrument und alle vereinen sich zu einem perfekten Ganzen, das das Publikum alles andere um sich herum vergessen lässt. Die Spielfreude der fünf ist fast greifbar und wird durch den Sänger der Truppe, die ihren Zweitwohnsitz in Berlin aufgeschlagen hat, noch gar durch gut gelaunte Kommentare getoppt. So fordert er das Publikum auf, ihm High-Five zu geben. Wenn das jemand möchte, das sei völlig in Ordnung, da freue er sich – oh, toll, „Nice One!“. Auch ein obligatorischer Querverweis auf den Merch wird pflichtgemäß folge geleistet; es gäbe immerhin tolle T-Shirt – mit einer Eule drauf, die „Who Knew“ sagt.
Es wird noch kurz mit dem ein oder anderen vor der Bühne angeprostet oder auch das Bier gleich geteilt und schon geht es weiter mit “Brighter Days“, nach dessen erster Strophe Keyboarder Hilmir und Bassist Snorri kurzerhand die Instrumente tauschen. „Das machen wir manchmal so“ erklärt Ármann beiläufig. Der Song wird vom Instrumenten-Wechsel-Dich-Spiel unangerührt in bester Indie-Rock Manier fortgeführt und dem Publikum bleibt nicht nur für die nächste Strophe ein erfülltes Lächeln im Gesicht. Bemerkenswert ist neben der vor allem vom Frontsänger in Vollendung ausexerzierten Bühnenshow, die gefestigte und zu unwahrscheinlich hohen Tönen fähige Stimme, die dem verschwitzten Körper des Sängers trotzt und sich selbst noch am späten Abend anhört wie von Band. Das Publikum folgt der deutschen Aufforderung „Düsseldorf – Tanzen!“ sofort und spätestens zum Ende des Sets ist die anfängliche Kühle durch Körperwärme vollends vertrieben worden. Die Nordmänner allerdings lassen sich nicht so leicht vertreiben, denn nach Zugaberufen des Publikums folgen noch zwei ausgesprochen tanzbare Lieder und die Band verabschiedet sich nicht ohne explizite Einladung, gleich noch mit ihnen ein Bierchen an der Bar zu trinken.
Setlist:
Tranquility
Sharpen The Knife
Made Belief
Reconnect
We Do
Cuckoos Nest
Guide The Gifted
Running Thin
Brighter Days
Swords And Shields
Perfect
Wallaby
Fotos vom Konzert; Fotografin Verena A.
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