Man könnte denken, dass dieses Publikum zurückhaltend, ja geradezu schüchtern sei.
Julia Marcell, die den Support für die Kanadier von Wintersleep darstellt, ist ein wenig enttäuscht, dass keiner tanzt. Ihre klare Stimme durchflutet den ganzen Raum, die vielschichtigen Töne, die ihr Keyboard von sich gibt ziehen den Zuschauer in ihren Bann. Als Tanzmusik kann man dies jedoch nicht bezeichnen und obwohl Julia sehr offen wirkt, hat sie etwas Autoritäres und die Zuschauer trauen sich nicht näher heran. Beim vorletzten Song ermuntert sie diese erneut zum Tanzen und diesmal nehmen ein paar Leute diese Forderung ernst.
Doch sobald sie die Bühne verlässt, stürzt ein großer Teil nach vorne, so dass nun auch die erste Reihe besetzt ist. Nun wird auf den Hauptact dieses Abends gewartet, dieser lässt sich allerdings noch viel Zeit. Von Minute zu Minute wird es im kleinen Molotow stickiger und die Ungeduld wächst. Als die fünf dann endlich auf die Bühne schreiten, sieht man die Aufregung in den Gesichtern des Publikums. Mit dem ersten Song „Drunk On Aluminium“ ihres Albums WELCOME TO THE NIGHT SKY beginnt auch dieses Konzert. Ohne Schnörkel legt das Quintett los und geht nahezu nahtlos zum zweiten Song „Archaeologist“ über, ebenfalls wie auf ihrem dritten Album.
Lange, experimentell klingende Instrumentalstrecken dominieren viele Lieder dieser Band. Nach einiger Zeit fängt Sänger Paul Murphy auch an, mit seiner sympathischen Art zu überzeugen, unter anderem, indem er mitteilt, wie sehr er sich freut, hier spielen zu dürfen. Und schon wird sich weiter verausgabt, geschwitzt, getanzt und auf die Instrumente gehauen. Ein Highlight ist ihr bekanntester Song „Weighty Ghost“, den anscheinend jeder im Raum nach ein paar Takten erkennt. Es wird noch heißer und heißer, was hier jedoch keinen zu stören scheint. Ein paar Lieder weiter entscheidet sich Murphy „Preservation“ von ihrem neusten Album zwischen zu schieben, was er erst auf der Bühne seiner Band mitteilt. Nach ihrem aufwühlenden Song „Laser Beams“ bedankt er sich mehrmals, und mittlerweile hat man nicht mehr das Gefühl, dass hier das Publikum schüchtern sei, sondern eher die Band selber, jedoch auf eine freundliche Art und Weise. Nach einem fast psychedelischen Ausklang, sind sich alle einig, dass eine Zugabe her muss. Wintersleep lassen sich dies nicht zweimal sagen und spielen sogar noch zwei Songs hinterher. Bei diesem Konzert sind wirklich keine Wünsche offen geblieben und erst im Hinausgehen wird einem klar, dass die Nachtluft um einiges kühler ist, als sie es im Molotow war.
Setlist:
Drunk on Aluminum
Archaeologist
Black Camera
New Inheritors
Dead Letters & The Infinite Yes
Weighty Ghost
Murderer
Search Party
Preservation
Experience
Terrible Man
Laser Beams
Miasmal Smoke & The Yellow Bellied Freaks