HAPPYLAND – so heißt das aktuelle Album der zauberhaften Schwedin Amanda Jenssen. Ins selbige lädt sie uns an diesem Dienstagabend ein und ja, durchaus glücklich machend darf man das Gastspiel der kühlen Blonden durchaus bezeichnen.
Beim Eintritt ins Lido sitzen die Zuschauer noch lässig an den Seiten des alten Kinos und schlürfen das ein oder andere Bier. Entspannt ist doch eine angebrachte Beschreibung für die Atmosphäre hier. Das ändert sich auch nicht, als Erik Penny sein Set eröffnet. Zunächst pirschen sich die Zuschauer zögerlich an die Bühne, doch nach und nach taut das Publikum immer mehr auf und erliegt dem Charme des Wahlberliners. Nur mit Akustikgitarre, viel Wärme in der Stimme und diesem wunderbaren Humor schafft es Erik Penny die Berliner doch noch aus der Reserve zu locken. Selbst kleinere technische Probleme überspielt er gekonnt mit Anekdoten und kleinen Witzchen, so dass man ihn einfach ins Herz schließen muss. Er schafft es sogar, die erst schüchtern wirkenden Menschen vor der Bühne zum Mitsingen zu seiner neuen Single „Under The Gun“ zu animieren. So angeheizt wird „Side Of The Road“ nochmal richtig abgefeiert und eigentlich hat das Lido nun die richtige Betriebstemperatur, dennoch ist Erik Pennys Set leider schon um.
Ganz kurz wird zu Musik aus den 40ern die Bühne für die Königin des Abends bereitet und dann kommt in Unterhemd und Hosenträgern auch schon Amanda Jenssens Bassist auf die Bühne, stemmt den Kontrabass in die Luft und beginnt die ersten Töne von „Save Me For The Day“ zu zupfen. Nach und nach steigt der Rest der Band ein und zum Ende schreitet Frau Jenssen in schwarzem Spitzenglitzerkleid und großem Hut auf die Bühne. Jubel brandet auf und sofort erfüllt Amandas kraftvolle, rauchige Stimme den Saal. Dabei stampft und stapft sie über die Bühne, läuft mal nach links und nach rechts, steigt später sogar auf den eigens aufgestellten alten Sofasessel und springt hinunter. Das mutet dann schon beinahe wieder als Stilbruch an, wenn sie ihre jazzigen, swingigen Songs präsentiert und dabei eigentlich viel besser in einen verrauchten Nachtclub passt und dann aber Rock’n’roll-like und ohne Schuhe über die Bühne läuft und auch mal in die Luft tritt. Daneben atmen ihre wunderschönen Songs und begeistern zunehmend das Publikum. Bei „The Rebounder“ werden dann schon ordentlich die Hüften geschwungen und eigentlich ist da schon jeder der zuckersüßen Art der Schwedin erlegen. „I don’t care who you are, but I love you.” Bei “Borderline” bringt sich Amanda dann sitzend auf dem Sessel in Position und gibt sich zunächst ganz ladylike, bevor sie doch wieder am Bühnenrand explodiert. Ihre ganz großen Momente hat sie dann aber besonders bei den ganz emotionalen und ruhigen Stücken. Ganz stark ihr Hit der ersten Platte KILLING MY DARLINGS „For The Sun“, als sie anfangs nur mit Akustikgitarre beginnt und der Song sich immer mehr in seiner Dringlichkeit steigert. Ähnlich dann „Autopilot“, der im Refrain wie ein Befreiungsschlag wirkt. Erstaunlich wie die Stimme live ähnlich intensiv wirkt, wie auf Platte, wie stilvoll und –sicher die Begleitband zu überzeugen weiß. Wunderbar fungiert diese auch als Backing Chor in „Sing Me To Sleep“ und verleiht dem Song zusätzlich an Tiefe. Mit „Dry My Soul“ stellt Amanda dann aber auch noch einen neuen Song vor, der schier überbordet vor Energie. Da steht dann die Rocksau Amanda. Grandios. Nach 45 Minuten ist dann erstmal Schluss, bevor dann schon die bekannten Töne von „Happyland“ erklingen. Das Publikum jubelt und feiert ein letztes Mal. Dann wird es – und passender kann es ja nicht enden – mit „Minnie The Moucher“ in die Nacht entlassen. Beinahe ekstatisch singt Amanda dabei ins Mikro und lässt auch das Publikum partizipieren. Am Ende verbeugen sich Band und Amanda vor den jubelnden Berlinern, ja sogar einen Kniefall gibt es. Spätestens da ist klar, Berlin folgt Amanda nur zu gern in ihr Happyland, wenn auch noch nicht ganz Berlin von diesem glücklichen Land weiß. Schade eigentlich!
Weitere Fotos zum Konzert, Fotografin Julia F
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