Für alle pünktlich zum Einlasstermin in der Zeche Carl erschienenen Zuschauer soll der Montagabend mit einer kleinen Geduldsprobe anfangen. Ganze 45 Minuten vergehen, bis endlich der Gang zur Halle freigegeben wird. Die meisten nehmen es gelassen, so kann man schließlich noch ein bisschen was vom Soundcheck hören und einen ersten Blick auf die fünf Holländer von Moke werfen, die ganz entspannt an den wartenden Fans vorbeilaufen. Nach einem kurzen Set der lokalen Band Mee Shome gibt es die Gelegenheit für einen zweiten Blick auf Moke beim Changeover. Die Herren bauen nämlich höchstpersönlich mit um und stimmen noch kurz die Instrumente ein.
Um 21.20 Uhr ist es dann an der Zeit für den offiziellen Teil. Losgelegt wird mit dem Opener des gleichnamigen Albums „The Long & Dangerous Sea“, gefolgt von zwei Songs des Debütalbums SHORLAND, die echte Ohrwurmqualitäten haben. So wurde „Last Chance“ seinerzeit als Titelmelodie für die Champions League-Übertragungen des niederländischen Fernsehens auserwählt. Leider ist die Zuhörerschaft an diesem Abend überschaubar geblieben, doch das scheint die Band, deren Sound nach wie vor stark Britpop-orientiert ist, nicht zu demotivieren. Vor dem Bewegungsdrang von Sänger, Songschreiber und Gitarrist Felix Maginn sollte man sich in der ersten Reihe allerdings in Acht nehmen. Kurzerhand kippt der Mikrofonständer und landet vor der Bühne. Dank der Hilfe zweier Fans steht er jedoch schnell wieder an seinem Platz und weder Zuhörer noch Mikro haben ernsthaften Schaden genommen.
Wer das aktuelle Album THE LONG & DANGEROUS SEA kennt, dürfte sich gefragt haben, ob die Stücke wie „Love My Life“, die im Studio üppig mit einem Orchester aufgenommen wurden, auch ohne ein solches live funktionieren. Diese Frage beantworten Moke in der Essener Zeche Carl mit einem klaren Ja. Obwohl es für die Band selbst auf ihrer Deutschland-Tour in kleineren Clubs gerade ein krasses Gegenteil zu den Auftritten mit dem Metropole Orchestra in den Niederlanden sein muss. Hier stehen jetzt deutlich die zahlreichen Gitarrensoli von Phil Tilli im Vordergrund, der sich dafür auch gern in Pose wirft. Die passende Inszenierung ist generell ein wichtiger Bestandteil der Bühnenshow. Wohl dosiertes blaues und grünes Licht, das die Gesichter allerdings meist im Dunklen lässt, dazu immer wieder Nebel, der die fünf Musiker langsam von unten einhüllt.
„Switch“ bringt die ersten Reihen zum Mittanzen, so richtig an den Bühnenrand traut sich aber anscheinend niemand, so dass keine echte Konzert-Atmosphäre aufkommen will. Nach einer kurzen Ansprache von Phil Tilli, der das gute Essen in Essen lobt, geht es an die Zugaben. Da überraschen die Holländer mit einem absolut gelungenen Cover des Depeche Mode-Songs „Enjoy the Silence“ und ernten dafür jede Menge Beifall. Bleibt der Band nur zu wünschen, dass sich ihre Live-Qualitäten auch in Deutschland rumsprechen, denn Moke gehören definitiv auf die großen Bühnen.
Setlist:
The Long and Dangerous Sea
Last Chance
This Plan
Terrible End
Black and Blue
Love My Life
Survive (David Bowie)
Switch
Lips Like Sugar (Echo & The Bunnymen)
Ghost
Here Comes the Summer
The Long Way
Heaven
Enjoy the Silence (Depeche Mode)
Lament
Bilder vom Konzert; Fotografin: Julia Laacks
Hi!
Schöne Kritik zu einem tollen Konzert, das durchaus mehr Besucher verdient hätte. Eine kleine Anmerkung zur Setlist: „Lips“ heißt komplett „Lips like Sugar“ und ist ein Echo & The Bunnymen-Cover. Ein Fan hat diesen Song (und zwei weitere von diesem Abend) bei YouTube hochgeladen: http://www.youtube.com/watch?v=m41H5A2koV8
Hi Sven,
vielen Dank für deinen Kommentar und die Anmerkung. Die Setlist haben wir vervollständigt!