Ryo? Der Name ist selbst eingefleischten Musikkenner kaum ein Begriff. Damit sich das ändert, kommt hier eine genau Analyse: Ryo ist Halbjapaner und sein Künstlername bedeutet auf japanisch soviel wie Goldmünze. Betrachtet man sein Albumcover, könnte man sich an die Model-Eisenbahn-Optik aus Samy Deluxes Musikvideo „Stumm“ erinnert fühlen. Musikalisch ist das schon mal grob die richtige Richtung. Die musikalische Wurzeln des Wahl-Erfurters liegen im Rap, werden aber noch durch Funk und gutem deutschsprachigen Songwriting ergänzt. Erfurt und Rap und Songwriting, bei dem Musiknerd klingeln jetzt die (Alarm-)Glocken. Richtig, das sind eigentlich die Beschreibungsattribute von Clueso. Mit dem teilt Ryo nicht nur die musikalische Richtung, sondern auch die Proberäume im Erfurter Zughafen und den Labelvertrag bei Four Music. Aber keine Angst Ryo ist kein Clueso-Double, sondern ein eigenständiger Musiker mit einer wunderbaren Gaben, Dinge zu beobachten und in Worte zu fassen. Das Sentimentale und die traurigen Balladen sind nicht Ryos Sache. Sein Album wirkt eher wie eine differenzierte Betrachtung der Welt, ausgedrückt im Rap-Roots-Gesang und Funk-Rhythmen. Da ist die groovige Single „Planlos“, die beim Bundesvisionsongcontest einen guten sechsten Platz für Thüringen belegte. Natürlich fehlt auch eine Ballade auf dem Debütalbum nicht. „Hör nicht auf“ ist eingängig und schafft es sogar auf dem schmalen Grad des deutschen Balladenkitsches auf dem rechten Weg zu bleiben, zwar mit viel Schwanken, aber immerhin. Auch Clueso lässt sich nicht lumpen und kommt bei „Erinnerung“ zum interessanten Duett vorbei. „Meine Stadt“ erinnert an Peter Fox „Schwarz zu blau“ und „Alles neu“. Alles im allem ist SO GESEHEN UNMÖGLICH ein ganz starkes Debütalbum, auch wenn durch das manchmal etwas zu perfekte musikalische Arrangement die Leidenschaft etwas auf der Strecke bleibt.
Four Music (Vertrieb: Sony Music) VÖ: 01.10.2010
1. Ins Blaue 6/10
2. Das Glück 8/10
3. Schwer sein 8/10
4. Wie ein Buch 7/10
5. Planlos mit Norman Sinn 8/10
6. Fackel nicht zu lang 6/10
7. Copy & Paste 7/10
8. Unter Wasser 6/10
9. Erinnerung mit Clueso 8/10
10. Meine Stadt 9/10
11. Von Wem 7/10
12. Bitte Hier mit Cäthe Sieland 6/10
13. Hör nicht auf 6/10
14. Planlos feat. Norman Sinn (Single Version) 8/10
Durchschnitt: 7,1/10
Gesamteindruck: 7,5/10