Knackig, cool, kurz und ein wenig anders. So könnte man das gestrige Konzert von I Blame Coco im Berghain wohl auch in aller gebotenen Kürze beschreiben. Ein paar mehr Worte wollen wir dann dennoch verlieren, denn das hat Eliot Paulina Sumner, wie I Blame Coco mit bürgerlichem Namen heißt, durchaus verdient. Wir reiten jetzt nicht auf den verwandtschaftlichen Beziehungen zu einem gewissen Herrn Sting herum, sondern konzentrieren uns auf die Musik, denn die soll ja letztendlich überzeugen.
Mit reichlich Verspätung marschiert I Blame Coco auf die Bühne im hippen berliner Club. Die Erscheinung der Coco ist dabei so ungewöhnlich wie faszinierend. In Anzug und Männerschuhen, mit noch nie gesehenen spröden, steifen, fast staksig wirkenden Bewegungen und doch mit einer androgynen und unglaublichen Schönheit erinnert sie dabei manchmal an Patti Smith und dann wieder an eine huschelige zarte Fee. Mit unglaublichem Jubel wird sie begrüßt, was durchaus wieder verwundert, sollte sie doch noch als Geheimtipp gelten, da ihr Album tatsächlich erst nächstes Jahr hierzulande erscheint. Aber, dem Internet sei Dank, vom ersten Augenblick an feiert Berlin I Blame Coco und singt durchaus frenetisch hier und da mit. Schon der Einstieg mit „Party Bag“ mit seinem tollen Refrain wird eine wahre Party, was bei den stark an die 80er angelegten Songs durchaus kein Wunder ist. Da werden Keyboards und Synthesizer bemüht, die Beats sind stampfend und dann schwebt über allem die Stimme, die live das hält, was sie auf den Studioversionen verspricht. Mit dem zweiten Song wird dann auch gleich der Hit „Self Machine“ ausgepackt und die ersten Arme werden in die Luft gestreckt und lauthals der Refrain gesungen. Erstaunt stellt man fest, dass berliner Hipster sich tatsächlich auch mal gehen lassen können und ihre Coolness vergessen. Wie erfrischend, ja fast sympathisch! Das reißt auch während der nächsten Minuten nicht ab. Es wird getanzt und gefeiert und dieser Abend genossen. Erst mit „It’s About To Get Worse“ wird’s etwas ruhiger, beinahe balladesk, wenn auch nicht weniger 80s und wie die zierliche Coco dann da mit der großen E-Gitarre steht und eindringlich den Song singt, das hat dann schon irgendwie auch etwas Anrührendes. Das darf man dann vielleicht Verzauberung nennen. Zum Ende gibt’s dann mit „Quicker“ und „Caesar“ nochmal Dancekracher. Schade, dass Robyns Part in „Caesar“ nur vom Band läuft, aber bei I Blame Coco steht eben nur eine Dame auf der Bühne. Nach etwas mehr als 30 Minuten ist es dann ohne Zugabe vorbei. Mehr ist nicht drin. Wie auch bei einem Album? Eine wirklich schöne halbe Stunde war es. Ob aber der Ticketpreis mit über 20 Euro gerechtfertigt ist, muss offen bleiben.
Setlist:
Party Bag
Self Machine
Turn Your Back On Love
In Spirit Golden
Please Rewind
It’s About To Get Worse
No Smile
Quicker
Caesar
Fotocredit: Alex Lake
Witzig, hätte Robyn mal eben vorbeikommen sollen, oder was?
Hallo Jane,
das wäre in der Tat schön gewesen. Was ich allerdings meinte, war, dass ich es schön gefunden hätte, wenn Robyns Part live gesungen worden wäre, ob nun von Robyn selbst oder eben jemand anderem.