Ein wenig „back to the 90s“-Flair kam auf beim Konzert von Kele Okereke im Berliner Postbahnhof auf, denn so ausgelassen und beatlastig hat man dann irgendwie fast einen Rave in Erinnerung. Und wenn nicht ein Rave, so war es vor und auf der Bühne doch eine ziemliche Danceparty.
Ziemlich pünktlich betritt Kele mit Band die Bühne. Viel Tamtam wird da nicht gemacht und schnell ist die Bühne in dicke Nebelschwaden gehüllt, als die ersten klatschenden Töne von „Walk Tall“ erklingen. Kele feuert wie ein General die Masse an und nach und nach folgt sie ihm. Schon bei „On The Lam“ hat er sie. Und die Protagonisten auf der Bühne haben sichtlich ihren Spaß. Kurz spricht Kele dann zu der Menge und kündigt mit „Everything You Wanted“ einen gefühlten Publikumsliebling an. Und tatsächlich fühlt sich der Song live ähnlich intensiv und emotional an wie auf Platte und trotzdem stehen die Füße dabei nicht still. Dennoch wird dem Hauptakteur des Abends noch nicht genug gefeiert vor der Bühne, so dass er Berlin immer wieder zum Tanzen animiert und dabei durchaus selbst nicht still steht, sondern sich seinen eigenen Beats ordentlich hingibt. Dabei vergißt er auch seine alte Stammband Bloc Party nicht und verwöhnt die Zuschauer mit einem interessant instrumentierten Medley aus „Blue Light“, „The Prayer“ und „One More Chance“. Danach kracht dann das Dancefloormonster „Tenderoni“ und da gibt’s kein Halten mehr. Mit „Rise“ folgt erstmal der letzte reguläre Song. Die „I take it over“-Gesänge im Mittelteil sind zwar nicht ganz so zwingend und kraftvoll wie auf Platte, dafür verlangen die Beats im Anschluss den Beinen nochmals alles ab. Dann ist es erstmal vorbei. Aber lange lässt sich Kele nicht bitten und kommt für die Zugabe zurück. Diese wird eröffnet durch eine wunderschöne semi-akustische Version von „New Rules“, in der am Ende besonders Keles Backgroundsängerin glänzt. Berlin hat dann aber auch genug geträumt und will wieder tanzen. Mit dem Q Lazzarus-Cover „Goodbye Horses“ steht dem Vorhaben dann auch nichts im Weg. Auch nach „Flux“ fordert Berlin mehr und hört nicht auf zu jubeln. Das zeigt seine Wirkung und für einen letzten Song kommen die vier nochmals zurück und spielen „This Modern Love“. Am Ende strahlen alle. Musiker, Kele, Publikum. Ach und getanzt wurde kräftig!
Walk Tall
On The Lam
Everything You Wanted
Unholy Thoughts
Bloc Party-Medley
Tenderoni
Rise
New Rules
Goodbye Horses
All The Things I Could Never Say
Flux
This Modern Love
Fotos vom Konzert; Fotografin Julia F.
nur schade, dass die ganzen banausen bei new rules alle quatschen mussten.