Der Name Alex Brown Church sagt in Deutschland niemandem etwas. Unter seinem Künstlernamen „Sea Wolf“ ist der Mann aus Los Angeles diesseitig des Atlantiks einem kleinen Kreis Indie-Nerds schon eher ein Begriff. Schade, aber vielleicht ändert diese in Deutschland verspätet (in den USA erschien das Album bereits im September 2009) veröffentlichte Folk-Perle WHITE WATER, WHITE BLOOM endlich etwas daran.
Googelt man diesen bis dato unbekannten Sänger, fragt man sich, warum man auch als Liebhaber von Americana und Folk bisher so unglaublich wenig von Sea Wolf gehört hat: Das erste Album produziert von Phil Ek (Fleed Foxes, Band of Horses), ein Song auf dem „New Moon“- Soundtrack, Vergleiche mit Bright Eyes und The Arcade Fire. Herr Church bewegt sich offenbar in einem sehr elitären Kreis von Musikern und Musikmachern. Doch vielleicht liegt genau darin die Ursache der großen Unbekanntheit. Zu viele zu große Namen überstrahlen offenbar das kleine Licht einer Kerze, das Sea Wolf in die Herzen seiner Hörer trägt.
Denn der Musiker präsentiert auch auf dem aktuellen Album (produziert vom Bright Eyes-Produzenten Mike Mogis in Montreal) Folk wie aus einer anderen Zeit. Um genau zu sein, wie aus dem Jahr 1995, als sich in Omaha eine kleine Gruppe talentierter Musiker um einen gewissen Conor Oberst auf den Weg machte, mit dem Label Saddle Creek der Musik ihre Authentizität zurück zu geben. Sea Wolf hätte so gut in diese Zeit gepasst, erfüllt er doch alle Erwartungen, die damals in die Musik gesteckt wurden. Der Titeltrack von WHITE WATER, WHITE BLOOM verzaubert mit verhaltener Verzweiflung, einem sehnsüchtigen Klavier und einer Melodie, die ihren Hörer so schnell nicht wieder aus dem Ohr zu gehen droht. „Spirit Horse“ und „Wicked Blood“ erweitern Gitarre, Schlagzeug, Bass und Klavier um dezente Streicher. Und ist in „The Orchard“ nicht auch noch ein Akkordeon zu hören?
Nichts, wirklich nichts wirkt auf diesem Album dem Zufall überlassen. Selbst die wohlkalkuliert simple Produktion dient einzig dem Ziel sich offenen Ohres mit Alex Brown Church durch seine Flora und Fauna zu träumen.
VÖ:12.11.
Tracklist:
1. Wicked Blood 8,5/10
2. Dew In The Grass 8/10
3. Onion & Dog 7,5/10
4. Turn The Dirt Over 8/10
5. O Maria! 9/10
6. White Water, White Bloom 9/10
7. Spirit Horse 8,5/10
8. The Orchard 7,5/10
9. The Traitor 8/10
10. Winter’s Heir 7,5/10
11. Winter’s Window 9/10 (nur im Digi Pack, ursprünglich auf „Leaves In The River“)
12. You´re a Wolf 7/10 (nur im Digi Pack, ursprünglich auf „Leaves In The River“)
Durchschnitt: 8,13/10
Gesamteindruck: 8,5/10